Eine wichtige Information
u.a. über die israelischen Schulbücher
geschrieben von Nurit Peled-Elhanan, Mitgründerin
des Parents Circle,
Trägerin des Sacharow-Preises des Europaparlaments. Nurit
Peled-Elhanan ist die Tochter des leider inzwischen
verstorbenen israelischen Generals Mattiyahu Peled, der später in der Friedensbewegung eine sehr
wichtige Persönlichkeit war.
Dieser Text wurde bereits
2006 in hebräischer Sprache geschrieben, aber erst kürzlich ins Englische
übersetzt.
Übersetzung vom
Englischen ins Deutsche: Gerhilde Merz
Das hebräische Original
findet sich unter www.mahsianmilim.com/Nurit
Peled-Elhanan.htm
Ich möchte meine Worte
der Erinnerung an die palästinensischen Kindern widmen, die regelmäßig
kaltblütig ermordet werden, nicht wegen eines menschlichen Fehlers und nicht
wegen technischer Irrtümer, wie das in den Medien unterstellt wird, sondern in
Erfüllung korrekter Verfahren, Kinder, für deren systematische routinemäßige
Ermordung niemand schuldig gesprochen wurde.
Ich möchte meine Worte
den Müttern dieser ermordeten Kinder widmen, die fortfahren, Kinder auf die
Welt zu bringen und Familien zu pflegen, die Schulbrote herrichten, während sie
Bulldozer heranrattern sehen, die ihre Häuser zerstören, die ihre Kinder jeden
Tag kilometerweit im Angesicht der lässig erhobenen Gewehre gelegentlich sehr
brutaler Soldaten durch eine zerstörte und verschmutzte Umwelt zur Schule
begleiten und die wissen, dass diese
Soldaten, die Mörder ihrer Kinder,
niemals vor Gericht gestellt werden und wenn doch, niemals schuldig
gesprochen werden, weil die Ermordung palästinensischer Kinder in dem jüdischen
und demokratischen Staat Israel kein Verbrechen ist.
Und zuletzt möchte ich
meine Worte der Erinnerung an den Schriftsteller und Dichter Prof. Izzat Ghazzawi widmen, mit dem
ich die Ehre hatte, den Sacharov-Preis für
Menschenrechte und Gedankenfreiheit zu teilen. Einige Monate vor seinem Tod an
gebrochenem Herzen schrieb er mir über die Soldaten, die nachts in sein Haus
eingedrungen waren, seine Möbel und die Fenster zerschlugen, ein Chaos
erzeugten und die Kinder traumatisierten „Es wirkte auf mich, als wollten sie
versuchen, mich stumm zu machen“. Izzat Ghazzawi bat mich, mich ans Außenministerium zu wenden und
zu fordern, dass dieser Irrtum korrigiert würde. Aber sein Herz wusste die Wahrheit und hörte kurz
darauf auf zu schlagen.
Die Grausamkeit, die
nicht in Worten auszudrücken ist, der ordnungsgemäße, erfinderische Missbrauch,
den die besten jüdischen Gehirne zur Planung und Durchführung eingeführt haben,
entspringt nicht von ungefähr. Sie sind die Frucht einer tiefgründigen und
totalen Basiserziehung.
Die Kinder in Israel
werden innerhalb einer unnachgiebig rassistischen Weltanschauung erzogen. Die
rassistische Weltanschauung stoppt nicht an den Checkpoints sondern regiert
alle menschlichen Beziehungen in diesem Land.
Die Kinder in Israel
werden so erzogen, das Böse, das sie bestimmt sind, unmittelbar nach dem Ende
ihrer Schulzeit auszuüben, als Notwendigkeit in der Realität zu sehen, in der
sie berufen sind, ihre Rollen auszufüllen.
Die Kinder in Israel
werden dazu erzogen, internationale Abmachungen, menschliche und göttliche
Gesetze und Befehle als leere Sprüche zu sehen, die auf uns nicht zutreffen.
Israels Kinder wissen nicht, dass es
eine Besetzung gibt. Sie lernen von den „Siedlungen“. Auf den
demographischen Landkarten in ihren Geographiebüchern werden die besetzten
Gebiete als Teil von Israel ausgewiesen
oder sie sind weiße Flecken und
als „Gebiete ohne Daten“ vermerkt, d.h. menschenleere
Gebiete.
In keinem israelischen
Geographiebuch gibt es eine Landkarte mit den Grenzen des Staates Israel, denn
die israelischen Kinder lernen, dass das reale geographische Land , das uns
gehört, mit dem mythologischen Begriff zusammenfällt, der „Das Land Israel“
genannt ist, und von dem der Staat Israel nur ein kleiner und zeitlich
begrenzter Teil ist.
Die Kinder in Israel
lernen, dass es in ihrem Lande Juden und Nichtjuden gibt, einen jüdischen
Sektor und einen nichtjüdischen Sektor, jüdischen und nichtjüdischen Ackerbau,
jüdische und nichtjüdische Städte. Wer sind diese Nichtjuden, was tun sie? Wie
schauen sie aus. Macht es einen Unterschied?
Wenn sie nicht Nichtjuden
genannt werden, erhalten die Anderen in diesem Land weitläufige Markenzeichen:
„Araber“ z.B.
In dem Buch „Israel:
Mensch und Raum“, veröffentlicht 2002, wird festgestellt:
Seite 12: „die arabische
Bevölkerung (...); in dieser Bevölkerungsgruppe gibt es Mitglieder
verschiedener Religionen und verschiedener Ethnien:
Muslime, Christen, Drusen, Beduinen, Cirkasser, von
denen die meisten Araber sind. Daher werden durchwegs im ganzen Buch die
Mitglieder dieser Gruppen als Araber oder arabische Bevölkerung bezeichnet.“
Im gleichen Buch werden
die Palästinenser „Fremdarbeiter“
genannt, und ihre schändlichen Arbeitsbedingungen sind, schreibt man in diesem
Buch, „charakteristisch für entwickelte Länder“.
Die Palästinenser,
gleich, ob sie Bürger des Staates Israel sind oder in den besetzten Gebieten
leben – werden in keinem Schulbuch als moderne Städter beschrieben, die sich
mit kreativer oder wertvoller Arbeit beschäftigen, oder positive „ethnische“
Aktivitäten ausführen. Sie werden in stereotypen ikonenhaften
Bildern dargestellt: die Araber, die Bürger Israels sind, werden mit der
demütigen Bezeichnung „Israels Araber“ belegt, und
werden durch rassistische
Karikaturen dargestellt wie die Araber in 1000 und einer Nacht mit Schnurrbart
und Turban (keffiyeh), spitzen Clown-Schuhen und
einem Kamel, das im Hintergrund grast
(Geographie des Landes Israel – 2002) oder durch die typischen
rassistischen Bilder, die im Westen für die Dritte Welt stehen: der vorindustrielle Bauer, der hinter einem
primitiven Pflug herläuft, den ein Paar Ochsen ziehen („Leute in der Region“,
1998). Die palästinensischen Einwohner der besetzten Gebiete werden durch
Bilder maskierter Terroristen dargestellt (Moderne Zeiten II), oder als Gruppen
barfüßiger Flüchtlinge, die mit Matten auf ihren Köpfen von Nirgendwo nach
Nirgendwo gehen (Reise in die Vergangenheit, 2001). Die Adjektive, mit denen
man diese Stereotypen in den Schulbüchern bezeichnet, sind „demographischer
Albtraum“, „Gefahr für die Sicherheit“, „Entwicklungsbelastung“ oder „ein
Problem, das gelöst werden muss“.
Obwohl die
Palästinensergebiete auf den Landkarten nicht ausgewiesen werden, ist die
Palästinensische Autorität ein Feind. Da ist z.B. in dem Buch „Geographie des
Landes Israel“ von 2002 eine Unterabteilung, die überschrieben ist mit „die
Palästinensische Autorität stiehlt in Ramallah
israelisches Wasser“.
Aber vor allem wird dem
Rassismus in Büchern Raum gewährt, die als nicht rassistisch betrachtet werden,
die sich vielleicht gar nicht bewusst sind, dass sie eine rassistische
Ausdrucksform übernommen haben. Bücher, die von Gelehrten als „progressiv,
mutig, politisch korrekt“ bezeichnet werden, Bücher, die „historische Wahrheit“
und Frieden vermitteln Z.B.
„Das 20. Jahrhundert“ von
Eli Bar Navi, Seite 244:
Kapitel 32: „Die
Palästinenser, von Flüchtlingen zu einer Nation“
„Dieses Kapitel prüft die
Entwicklung des Palästinenserproblems (...) und die Stellung der israelischen
Öffentlichkeit in Bezug auf das Problem und die Art der Lösung“
Wenn man mir erzählt
hätte, dass der Titel vor etwas mehr als
60 Jahren von wo anders genommen worden wäre, und wenn statt Palästinenserproblem
„Judenproblem“ dort stünde, wäre ich nicht überrascht.
Wie wurde dieses Problem geschaffen ?
„Modern Times II“ von Eli Bar Navi und Eyal Naveh erklärt:
Seite 238: „(...) In dem
Elend, der Beschäftigungslosigkeit und der Frustration, wie es die Masse der
Flüchtlinge in ihren erbärmlichen Lagern erlebten, wurde das
Palästinenserproblem ausgebrütet“.
Was bewirkt das Problem ?
Seite 239: (...) „Das
Palästinenserproblem hat die Beziehungen Israels zur arabischen Welt und zur Internationalen Gemeinschaft für eine
Generation und länger vergiftet“.
Nach diesem Buch basiert
die Identität der Palästinenser auf dem „Traum, in das Land Israel
zurückzukehren“ – und nicht nach Palästina (Seite 238: „Die Palästinenser ... legten ihre Identität dem Traum zugrunde,
in das Land Israel zurückzukehren“)
Wie wurde der
palästinensische Nationalismus geschaffen ?
„Modern Times II“: „Im
Laufe der Jahre der Entfremdung und des Hasses, der Propaganda und der Hoffnung
auf Rückkehr und Rache wandelten sich die Palästinenser in eine Nation (...)“
Und das Buch erklärt
auch, dass die Gegenwart der Palästinenser unter uns möglicherweise schuld
daran sein wird, dass „der zionistische Traum sich ebenso wie in der
Entwicklung in Südafrika in einen
Albtraum verwandelt“ (The 20th Century,
Seite 249)
Diese Worte wurden nach
dem Sieg von Nelson Mandela geschrieben, aber das Buch identifiziert die Juden
im Staate Israel parallel zu den Weißen in Südafrika, für die die eingeborene
Bevölkerung ein Albtraum ist.
Die Ermordung von
Palästinensern durch Israelis hat nach diesen Schulbüchern immer auch
positive Folgen:
„Modern Times“: Eli Bar Navi und Eyal Naveh
Seite 228: „Das Massaker
von Deir Yassin brachte
nicht wirklich die Massenflucht der Araber von diesem Land auf den Weg; diese
hatte schon vorher eingesetzt, aber die Nachrichten von dem Massaker hatten sie
stark beschleunigt“.
„Auf den Weg bringen“ hat
einen irgendwie festlichen Beigeschmack. Darauf sofort auf Seite 230:
„Die Flucht der Araber
löste zumindest teilweise ein erschreckendes demographisches Problem, und sogar
ein moderater Mann wie Chaim Weizman sprach von ihr
als von einem „Wunder“.
So lernen die
israelischen Kinder, dass ein araberloses Land nichts weniger ist als die
Verwirklichung des zionistischen Ideals. Sie lernen, dass das Töten von
Palästinensern, die Verwüstung ihres Landes und die Ermordung ihrer Kinder
keine Verbrechen sind; im Gegenteil, die
ganze zivilisierte Welt fürchtet sich in der Tat vor dem Uterus einer
muslimischen Frau und jede Partei an der Macht, die bei Wahlen gewinnen und ihr
Bekenntnis zum Zionismus, zur Demokratie oder zum Fortschritt beweisen möchte, setzt ein Blutbad an
Palästinensern als Überraschungseffekt ein.
Dieses trotz des Faktums,
dass jüdische Schulen im Staate Israel überquellen von Slogans wie „Liebe den
Anderen, lerne kennen, die verschieden sind“. Mit „die Anderen“ und „die
verschieden sind“ in diesen Slogans ist mit Sicherheit nicht die eingeborene
Bevölkerung an dem Ort, wo sie leben, gemeint.
Israelische Kinder wissen
mehr über Europa – die erträumte Heimat und der Herzenswunsch der Regierenden
in diesem Land – als über den Mittleren Osten, in dem sie leben, und von wo
mehr als die Hälfte der israelischen Bevölkerung ihren Ursprung herleitet.
Jüdische Kinder im Staate Israel werden in humanitären Werten erzogen, von
denen sie nicht sehen, dass diese
irgendwo in ihrer Umgebung verwirklicht werden.
Im Gegenteil. Sie sehen,
wie diese an jeder Wegbiegung verletzt werden! Und eine Zeugin dieser
Verwirrung ist eine Studentin (Haaretz 13/3), die
sich selbst als „verwöhnte Tel Aviverin aus der Mittelklasse“ bezeichnet und ihr Erstaunen
darüber zum Ausdruck bringt, dass „Soldaten meines Volkes, die mich verteidigen
und das beste für mich wollen“, einen palästinensischen Vater und seinen Sohn schwer
gedemütigt haben, ohne mit der Wimper zu zucken.
Der Ausdruck „Soldaten
meines Volkes, die mich verteidigen und das beste für mich wollen“
sagt in diesem Kontext mehr als alles andere über
die Ideologie des Rassismus aus: Gewalt/ Demütigung der/gegen die Anderen wird interpretiert als Verteidigung
der Mitglieder unseres Lagers. Diese Gewalt ist es, die uns definiert und
Solidarität schafft, alle von uns demütigen jene, das macht uns zu einem Volk,
einem Herzen, einem Sinn, und wir müssen auf die Unseren blicken.
Wer sind diese, die die
„verwöhnte Tel-Aviverin als Mitglieder unseres Volkes
bezeichnet? Das Wort „Volk“ gehört wie auch das Wort „unser“ zu den am
stärksten belasteten Wörtern, die in der (hebräischen) Sprache existieren. Es
ist ein Wort, das dargestellt wird als wenn es
nicht zur Disposition
stünde, wie ein Schicksalsschlag, wie ein Akt der Natur. Der Tod hat mich und
meine Familie gezwungen, dieses Wort bis
zu den Wurzeln zu überprüfen. Als eine Journalistin mich vor Jahren fragte, wieso
ich Beileid von der „anderen Seite“ in Empfang nehmen könne, antwortete ich ihr
spontan, dass ich nicht vorbereitet wäre, Beileid von der anderen Seite zu
empfangen, und der Beweis dafür war, dass ich, als Ehud
Olmert, der Bürgermeister von Jerusalem, kam, um mir
sein Beileid auszudrücken, den Raum verließ und nicht bereit war, ihm die Hand
zu geben oder mit ihm zu reden. In meinen Augen sind er und die Leute wie er
die andere Seite.
Das kommt daher, weil
mein „wir“ nicht in rassistischer oder nationalistischer Weise definiert ist.
Mein „wir“ setzt sich zusammen aus allen, die willens sind zu kämpfen, um Leben
zu bewahren und Kinder vom Tod zu retten; aus Müttern und Vätern, die über die
Ermordung ihrer Kinder nicht durch den Mord an anderer Leute Kinder getröstet
sind.
Es ist wahr, dass dieses
Lager in unserem Land mehr Palästinenser als Juden enthält, denn sie sind
diejenigen, die um jeden Preis und mit einer Stärke, die ich nicht verstehen
sondern nur bewundern kann, weiterhin Leben aufbauen unter den höllischen
Bedingungen, die ihnen das Besatzungsregime und die jüdische Demokratie
diktieren. Nichtsdestoweniger haben auch wir, die jüdischen Opfer der
Besatzung, die versuchen, die Kultur der Gewalt und Zerstörung in diesem hier
stattfindenden Krieg der Zivilisationen zu verhindern, unseren Platz darinnen.
Mein Sohn Alik ist ein Mitglied einer neuen und wachsenden Bewegung,
die „Kämpfer für den Frieden“ genannt wird (http://www.combatantsforpeace.org).
Die Mitglieder sind frühere Kämpfer, Israelis und Palästinenser, die sich
entschlossen haben, eine gewaltlose Bewegung
des Widerstandes gegen die Besatzung
zu gründen. Meine Familie ist Mitglied des Friedensforums der
israelischen und palästinensischen hinterbliebenen
Eltern (Anm. der Übersetzerin: „Parents Circle“). Mein Sohn
Guy spielt mit israelischen und palästinensischen Freunden Theater; sie sehen
sich als Kinder des gleichen Ortes und wollen sich von dem Etikett befreien, das man ihnen
angeheftet hat, denn sie haben erkannt,
dass dieses böse und rassistisch ist, und das ist nicht ihres. Und mein
jüngster Sohn Yigal verbringt jeden Sommer in einem
Friedenscamp, in dem jüdische Kinder und palästinensische Kinder zusammen Spaß
haben und enge Beziehungen knüpfen, die
das ganze Jahr über tragen. Diese Kinder sind unser „wir“.
Das ist, weil wir ein
Teil des Volkes sind, das an diesem Ort lebt, und wir glauben, dass das Land
denen gehört, die darin leben, und nicht Leuten, die in Europa oder Amerika
leben. Wir glauben, dass es unmöglich ist in Frieden zu leben, ohne an einem
Platz mit allen seinen Bewohnern zu leben. Und dass echte Geschwisterlichkeit
nicht auf den Kriterien von Rasse und Nation beruht, sondern dass es darauf
ankommt, das Leben an einem spezifischen Platz, in einer spezifischen
Landschaft und mit deren spezifischen Härten zu teilen. Wir glauben, dass diejenigen, die die Grenzen der Rasse und
Religion nicht überschreiten und sich nicht mit den Leuten in ihrem Heimatort
verbinden, keine Friedensleute sind. Ich mag überhaupt nicht, dass es an diesem
Ort viele Leute gibt, die sich Friedensleute
nennen, aber wenn sie sehen, wie Leute aus ihrem Land in Ghettos und
Anhaltelagern eingesperrt werden und an Hunger sterben, protestieren sie nicht
und schicken sogar ihre Kinder zum Dienst in die Besatzungsarmee als Wachposten
auf den Mauern und Toren der Ghettos..
Ich bin keine Politikerin; aber mir ist klar, dass die PolitikerInnen von heute die Schulkinder von gestern sind und die PolitikerInnen von morgen die Schulkinder von heute. Aus diesem Grund scheint es mir wichtig, dass diejenigen, die das Banner von Frieden und Gleichheit erheben, sich für Erziehung interessieren müssen, diese überprüfen und kritisieren müssen und vor dem zunehmenden Rassismus in der Diskussion über Erziehung und Soziales warnen müssen, Gesetze gegen rassistische Erziehung vorschlagen oder erneuern müssen und einen alternativen Rahmen errichten, innerhalb dessen eine Erziehung zu einem wahren und tiefen Wissen über den Anderen gegeben ist, das jede Möglichkeit zum gegenseitigen Abschlachten verhindern wird. Eine solche Erziehung muss uns das Bild kleiner Mädchen vor Augen halten, die in ihren festlichen Schuluniformen in Schmutz und Blut im Staub liegen, ihre kleinen Körper von Kugeln durchlöchert, die auf sie in Erfüllung korrekter Prozesse abgefeuert wurden. Wir müssen uns jeden Tag und in jeder Stunde die Frage der Anna Akhmatova vorlegen, die selbst ihren Sohn an ein mörderisches Regime verloren hat: „Warum reißt dieser Blutstrom das Blumenblatt von deiner Wange ?“
Jerusalem, 16. März 2006
Nurit Peled-Elhanan hat ihre Tochter durch ein Selbstmordattentat in Jerusalem verloren.
(dt. Gerhilde Merz)