Machsom
Watch – eine Organisation israelischer Frauen gegen die Besatzung und für
Menschenrechte, die sich mit einem der härtesten Aspekte der Besatzung befasst
– der Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Palästinenser in den besetzten
Gebieten.
Der Tourismusminister hat
Anweisung gegeben, am "Rachel-Übergang" [Betlehem-Checkpoint] einen
getrennten Übergang für die Touristen einzurichten, der angenehmer und
freundlicher als der jetzige trist-graue Übergang ist. (Radio Kol
Trotz der noch frühen
Nachmittagsstunde warten am "Rachel-Übergang" (Betlehem-Checkpoint)
etwa zweihundert Personen, in zwei Reihen angeordnet. Im Saal sind drei der
zwölf Kontrollschalter geöffnet. Wir bitten darum, weitere Schalter zu öffnen.
Man erklärt uns, dass der Computer ausgefallen sei und es zur Zeit keine
Möglichkeit gebe, zusätzliche Schalter zu öffnen. Außerhalb des Checkpoints
haben sich inzwischen einige hundert Menschen angesammelt. Alle paar Minuten werden
etwa zwanzig hineingelassen. Unruhe macht sich breit, die Menschen stoßen
einander und werden gestoßen, die beiden geraden Reihen sind spurlos
verschwunden, es hat sich eine einzige große Woge von hunderten von Männern
gebildet, die es nach einem anstrengenden Arbeitstag eilig haben, nach Hause zu
kommen. Niemand wird mehr zu den Schaltern im Saal durchgelassen. Die Wächter
haben den einen Türflügel geschlossen und rufen nach der Polizei. Die
Polizisten schreien und helfen, die Woge, die sie niederzureißen droht, zurück
nach draußen zu drängen. Laute Schreie. Diejenigen, die aus der umgekehrten
Richtung kommen und auf dem Weg von Betlehem nach Jerusalem sind, können den
Checkpoint nicht verlassen. Es gibt keinerlei Möglichkeit, dass jemand hier
durchkommt. Die Polizisten rufen das Computerzentrum an, schreien und warnen,
dass, wenn die Situation so bleibe, "hier in einer Viertelstunde Mittel
eingesetzt werden". Sie drohen den Palästinensern: "Wenn gedrängelt
wird, kommt keiner hinein. Von uns aus kann sich die Katastrophe draußen
abspielen. Nicht drinnen – drinnen ist es verboten. Dafür ist der
Gebietskommandant verantwortlich". ... Die Polizisten lassen die Wächter
die Tür wieder öffnen, und etwa hundertfünfzig Personen werden hineingelassen.
Furchtbares Gedränge. Menschen fallen, verlieren Ausweise. Wieder wird die
Eingangstür geschlossen. Der Druck hat etwas abgenommen. Etwa hundertfünfzig
Menschen sind noch im Saal. Die Polizisten sind gereizt, schreien. Weisen die
Soldaten in den Kontrollschaltern an, die Leute "so schnell wie
möglich" durchzulassen. Die Polizei bemüht sich, die Spannung abzubauen.
Aber außerhalb des Saals steigt sie nur. Nach etwa einer Stunde funktionieren
die Computer wieder, und die Lage hat sich beruhigt. Der Druck ist gesunken.
Der Weg, der zum Saal führt, ist wieder leer. Im Saal etwa fünfzig Personen.
Die Wächter beginnen, die Palästinenser wieder in zwei Reihen aufzustellen. Die
Polizei sorgt dafür, dass bis sechs Uhr vier Schalter geöffnet bleiben. Was
wird passieren, wenn der Regen beginnt und die Menschen in Wind und Regen vor
dem Eingang stehen werden? (Betlehem-Checkpoint,
18.10.2007)
Der Verteidigungsminister
hat der amerikanischen Außenministerin mitgeteilt, dass 24 Sperren in der
Westbank entfernt werden und die Entfernung weiterer Sperren erwogen werde. Die Armee hat OCHA (Office for the
Coordination of Humanitarian Affairs – Büro der Vereinten Nationen für
humanitäre Angelegenheiten in der Westbank) eine Liste von 33 Sperren, die
angeblich entfernt worden sind übergeben. Am 12. November haben wir uns die
Situation vor Ort angesehen: Neun der Sperren, von denen die Armee behauptet,
dass sie entfernt worden seien, bestehen immer noch; zehn der in der Liste
erwähnten Sperren haben nie existiert; acht der Sperren wurden vor mehreren
Monaten entfernt; zwei konnten wir nicht überprüfen; vier sind tatsächlich in letzter Zeit entfernt worden und drei neue
sind hinzugefügt worden:
ein Erdwall neben der Schule in Chawara (südlich von Nablus), Checkpoint 408
(Shave Shomron) nördlich von Nablus und eine Sperre an der Hauptausfahrt aus
Sebastiya (nördlich von Nablus).
"Eine
erzieherische Lektion"
Hier die Abfolge der
Befehle, die ein Soldat am Checkpoint von Chawara einem Studenten zubellte, der
das Pech hatte, nach den "Ordnungsübungen" [Aufstellung der Wartenden
in ordentlichen Reihen] als erster in der Reihe zu stehen. Ihm fiel die Aufgabe
zu, darzustellen, wie man den Checkpoint "richtig" passiert.
"Komm jetzt hierhin. Was hast du in den Taschen? Jetzt alles raus. Raus.
Spiel mir nicht den Naiven. Hände, Füße, zweite Seite [d.h: Streck Hände und
Füße aus, und dreh dich herum, als Teil des "Untersuchungstanzes"].
Schön. Geh zurück, geh durch [durch den Metalldetektor]. Sie verstehen
hebräisch ausgezeichnet." All das spuckt der Soldat in kurzen, gemessenen
Befehlen aus. Der Student kommt aus dem Drehkreuz heraus, nach dieser
furchtbaren Demütigung, und fragt uns: "Was sind wir – Tiere?" (Chawara, südlich von
Tausendundeine
Nacht
Um 19:30 kam A. mit seiner
schwangeren Frau und seiner kleinen Tochter zum Checkpoint von Chawara und
hielt dem Soldaten den Erlaubnisschein für das Betreten von Nablus mit dem
eigenen Wagen hin. Es wurde ihm nicht erlaubt, mit dem Wagen zu passieren, da
er, so der Soldat, eine halbe Stunde nach Schließen des Übergangs für Fahrzeuge
gekommen sei. A. erklärte den Soldaten, dass er am Checkpoint von Sa
Auf dutzende von Telefonanrufen beim "humanitären" Notfalldienst der Armee, bei denen wir versuchten, den Fall zu erklären, zu argumentieren und die Entscheidung des Kommandanten zu ändern, erhielten wir das Versprechen, dass die Sache überprüft und behandelt werde. Trotz aller Bemühungen erhielten wir als Antwort hauptsächlich Lügen. Die Soldaten am Checkpoint behaupteten immer wieder, dass niemand am Checkpoint warte.
Beim DCO erklärten sie uns, dass es nicht möglich sei, einen ihrer Offiziere zum Checkpoint zu schicken, denn die beenden ihren Dienst gegen 17-18 Uhr und können sowieso gegenüber der Brigade vor Ort nur Empfehlungen aussprechen, und außerdem werden gleich alle durchgelassen, und eigentlich wartet ja überhaupt niemand am Checkpoint, der durchgelassen werden muss, und sie kennen A., und er "macht immer Probleme" (d. h. er verspätet sich wegen eines anderen Checkpoints um eine halbe Stunde). Wir dachten, dass vielleicht A. selber den DCO überzeugen könne, aber er erhielt nur einen Rüffel wegen der "Probleme", die er bereitet. "Wenn du dich um eine halbe Stunde verspätet hast, musst du bis 2 Uhr warten" – was sich im Nachhinein als richtig herausstellte. Uns sagte der DCO: "Man muss sie erziehen, sonst machen sie das jeden Tag,und wir haben sowieso schon genug Arbeit".
Alle Telefone der Generale und ihrer Assistenten schliefen gemeinsam mit ihren Besitzern. Um 24.25 weckten wir D. B. und baten sie um Hilfe. Nachdem sie sich von der Echtheit der Fakten überzeugt hatte, entschloss sie sich zu helfen, denn sie begriff, dass der DCO die Sache hinzieht und die Soldaten lügen und sich einen Spaß auf Kosten der Wartenden machen. A. berichtete, dass sie jedes Mal, wenn sie am Fernmeldegerät mitteilen, dass niemand am Checkpoint sei, in Gelächter ausbrechen und danach den Palästinensern sagen, sie hätten keine Anweisung erhalten, sie durchzulassen.
Um 1.10 beschloss A.s Frau, mit dem Baby zu Fuß nach Hause zu gehen, in der Hoffnung, dass jemand aus der Familie sie auf der anderen Seite des Checkpoints abholen werde. A. wollte nicht riskieren, das Fahrzeug auf dem Parkplatz beim Checkpoint zu lassen aus Angst, dass Siedler es in der Nacht verbrennen werden oder dass es gestohlen werde. Genauso verhielten sich die anderen Fahrer, die mit ihm warteten.
1.20 – Wir sprachen noch einmal mit dem DCO. Der diensthabende Soldat sagte wieder, dass die Soldaten leugnen, dass sich jemand am Checkpoint befinde. Dieser ist nur drei Minuten vom Armeelager entfernt. Sechseinhalb Stunden beschweren wir uns, dutzende von Telefonanrufen haben ihn erreicht, aber er hat nicht einen Augenblick daran gedacht, jemanden dorthin zu schicken, um der Geschichte ein Ende zu setzen.
1.40 – Der Befehl, die Leute
durchzulassen, ist ausgegeben worden. Jetzt muss die Quälerei noch ein bisschen
hingezogen werden: Die Soldaten nahmen das Auto auseinander, verlangten von dem
LKW-Fahrer, den Sitz herunterzunehmen, wühlten in jeder Ecke und unter jedem
Sitz, und schließlich verabschiedeten sie jeden Einzelnen mit: "Los, nun
fahr schon durch".
(Chawara, Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 2007)
Um 20.44 rief M. an, der an
einer Nierenkrankheit leidet und eine Transplantation braucht, und berichtete,
dass er so schnell wie möglich ins Krankenhaus nach
Und
das sind nur einige der Geschehnisse an den Checkpoints im vergangenen Monat
....
[1] "Matria" ist
abgeleitet von dem hebräischen Verb "lehatria", das "(als
Alarmzeichen) in die Posaune/ins Horn blasen" und "Protestgeschrei
erheben" bedeutet.