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Der Grund für unsere Wasserkrise

 

Shaddad Attili, Jerusalem Post (JP), 15.6.11

 http://www.kibush.co.il/show_file.asp?num=47256

 

Anfang dieses Monats nahm ich an einer Paneldiskussion über die Wasserkrise im Nahen Osten teil. Zusammen mit Vertretern aus Jordanien und Frankreich war Gilad Erdan, Israels Minister für Umweltschutz, auf dem Podium.

Das Thema war „Gerechte Verteilung und vernünftige Verwendung des Grenz-Wasserlaufs“ was direkt mitten in den Wasserstreit zwischen Palästinensern und Israelis geht.

Die gerechte Zuweisung von gemeinsamen Wasserquellen ist ein Prinzip, das kodifiziert ist unter dem üblichen internationalen Wassergesetz. Es gilt für beide, das Untergrund-Berg-Aquifer, das über die 1967 Linie geht, die Israel von der Westbank trennt, als auch den Küsten-Aquifer, der entlang der Mittelmeerküste und unter Gaza verläuft Es gilt auch für das Jordanbasin.

Dieses Prinzip bedeutet, dass überall, wo Wasser eine oder mehrere Grenzen überquert, muss es gerecht  und fair verteilt werden und in einer Weise, die die Wasserrechte aller Beteiligten berücksichtigt.

Für die meisten Leute erscheint dies vollkommen vernünftig. Aber nicht für Gilad Erdan, dessen Vortrag erklären wollte, warum  wenige in der internationalen Gemeinschaft glauben, die augenblickliche israelische Regierung sei überzeugt und fähig, um echten Frieden zu verhandeln, und warum internationale Unterstützung für die UN-Anerkennung eines palästinensischen Staates im September schnell wächst.

Insbesondere versuchte Erdan schamlos die schwere Wasserkrise der Palästinenser den Palästinensern selbst die Schuld zu geben, indem er sie mit besonderer Kritik heraushob: die palästinensische Behörde, wie z.B. ich selbst weigerten sich, sich mit israelischen Offiziellen zu treffen. Seine Behauptungen wurden in der JP vor zwei Wochen wiederholt.

Wasser ist tatsächlich eines der wenigen  Themen, zu dem sich palästinensische und israelische Offizielle regelmäßig treffen und zwar im Joined Water Komitee (JWK), obgleich Israels Gebrauch des JWC im wesentlichen im Veto besteht und im Verzögern von palästinensischen Wasserprojekten. Da ist ein Kommentar überflüssig. Israel ist an Herrschaft interessiert, nicht an Zusammenarbeit.

Tatsächlich hat Israel in der Woche, in der Erdan zur Zusammenarbeit aufrief, 8 palästinensische Wasserquellen im Dorf Kufr Dan zerstört und damit die ganze Bevölkerung gefährdet, die von Landwirtschaft als ihrer hauptsächlichen Einnahmequelle abhängt.

Erdans Unterstützung für illegale Siedlungen auf besetzten palästinensischem Land wirft ein Licht auf die Hohlheit seines Aufrufs zur Zusammenarbeit. Dies schließt seine Teilnahme bei der Einweihung einer neuen Siedlung in Ost-Jerusalem ein, weshalb ich mich weigerte, ihn zu treffen.

Die Ironie von Erdans Anschuldigungen ist natürlich das Versöhnungsabkommen zwischen der Fatah und der Hamas.

Um den wahren Grund hinter der Wasserkrise zu verstehen, denen sich die Palästinenser gegenüber sehen, muss man auf die Menge der diskriminierenden Wasserpolitik und Praxis schauen, die Israel in den besetzten palästinensischen Gebieten ausübt, die das rechtliche Prinzip von gerechter und fairer Verteilung von gemeinsamen Wasserquellen ausübt.

 

Die Statistik sprich für sich selbst. Israel nützt 90% unserer gemeinsamen Wasserressourcen in den besetzten Gebieten und teilt den Palästinensern nur 10 % zu. Als Folge davon konsumieren etwa 9000 Siedler im Jordantal nahezu ein Drittel der ganzen Wassermenge, die Israel für alle 2,5 Mill.  Palästinenser, die in der Westbank leben, zur Verfügung stellt. (s. auch den letzten Bericht von B’tselem „Ausbeutung und Enteignung: israelische Politik im Jordantal und nördlich des Toten Meeres“)

 

Während die Israelis im Durchschnitt 280 Liter Wasser pro Kopf und Tag verbrauchen

Dürfen Palästinenser im Durchschnitt nur gerade 60 Liter verbrauchen. Einige palästinensische Gemeinden sind gezwungen, mit einem täglichen Durchschnitt von nur 10-15 Litern pro Kopf auszukommen – weit unter dem  empfohlenen Standard der Weltgesundheitsbehörde von 100 Litern. Wie von der Weltbank verdeutlicht wird, verbrauchen Israelis viermal so viel Wasser als Palästinenser allein für den Hausverbrauch.

 

Alle diese Statistiken weisen auf dasselbe Phänomen: die Palästinenser haben viel weniger Wasser , nicht weil ihr Lebensstil anders ist, nicht weil wir uns weigern, uns mit israelischen Offiziellen zu treffen und nicht weil die Klimaveränderung unsere  natürlichen Wasserressourcen ausgetrocknet haben. Es ist, weil die sich folgenden israelischen Regierungen künstliche Wasserknappheit in allen besetzten palästinensischen Gebieten konstruiert haben, und das Wasser, das rechtmäßig unseres wäre, gestohlen haben. Man hatte die palästinensische Behörde daran gehindert, wesentliche Wasserinfrastruktur zu entwickeln und die geringe Infrastruktur, die wir haben, wie  Wasserquellen, Regenwasserzisternen und Abwässeraufbereitungsanlagen wurden zerstört. Solange diese Politik nicht verändert wird, wird das Wasserproblem nicht zu lösen sein.

 

Der Trend der Weltmeinung wendet sich, da immer mehr Menschen erkennen, dass Aussichten auf eine Zwei-Staatenlösung schnell dahinschwinden. Stattdessen zerteilen Siedlungen (das Land) und schaffen  eine sehr verschieden Zukunft für beide, für die Palästinenser und die Israelis.

Als Erdan durch die besetzte Westbank tourte und für noch mehr Siedlungen trommelte, erkennt man schnell, dass das, was er befürwortet, nicht zwei Staaten sind, die Seite an Seite friedlich und in Sicherheit leben. Ohne Land und Wasser kann es keinen lebensfähigen palästinensischen Staat geben. Stattdessen werden die Palästinenser sich weiter großer Wasserknappheit gegenübersehen und anderen Formen institutionalisierter Diskriminierung als Folge der illegalen Politik, die Erdan mit großer Mühe zu verbergen versucht.

 

Der Autor ist Chef der palästinensischen Wasserbehörde.

 

(dt. Ellen Rohlfs)