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Uri Avnery, 24. Mai 2016
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Haaretz
Ist
es auch ihm zugestoßen? Hat auch er die Verbindung zur Realität verloren?
Dasselbe geschah mit David Ben Gurion, nachdem er 15 Jahre an der Macht war.
Sein Benehmen in der Lavon-Affäre war verrückt. Er wurde abgesetzt.
Dasselbe geschah mit Menachem Begin nach 6 Jahren an der Macht. Mit großer
Ehrlichkeit gab Begin zu: „Ich kann nicht mehr“.
sagte er und zog sich in
sein Haus zurück. Ist es das, was nun dem Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
nach 12 Jahren im Amt zugestoßen
ist?
Seine
letzten Aktionen waren nicht vernünftig. Sie waren verrückt soweit es sein
eigenes Interesse betraf. Netanjahu hätte Isaak Herzog in die Regierung bringen
können. Der gute Boogie
- ehrlich, unterwürfig und diszipliniert. Herzog würde seine Partei
mitgebracht haben, alle oder eine große Mehrheit und garantiert ein langes Leben
mit// für die Regierung. Herzog
würde die Nationen der Welt
beruhigt haben, die angefangen haben, sich vor Netanjahu zu fürchten. Und was
wollte er eigentlich? Netanjahu machte schriftlich einige Versprechen. Ja, was
denn? Seit wann hat Netanjahu gezögert, seine schriftlichen Versprechen zu
halten und zwar genau auf dieselbe
Weise, wie er seine mündlichen Versprechen gebrochen hat ?
Anstelle
des angenehmen und des umgänglichen Partner wählte er einen verschlagenen
Tyrannen, der nicht einmal seine tiefe Verachtung für ihn verbirgt. Avigdor
Lieberman verbirgt auch seine Hoffnungen
nicht, Netanjahu bei der nächsten Gelegenheit zu folgen. Ein Partner, den die
ganze Welt als gefährlichen Mann
ansieht. Warum? Da gibt es keine Erklärung. Keinen logischen Grund.
Lieberman in die Regierung zu nehmen, ist ein selbstmörderischer Akt. Das
Verteidigungs-Ministerium ihm zu geben, ist völlig bekloppt.
Was ist
mit Netanjahu los? Bis jetzt hat er vernünftig
und pragmatisch gehandelt. Es stimmt, er hat den Weg gewählt, wo am Ende
Verwüstung, unsere Verwüstung
auf uns wartet. Fast jeder Schritt, den er nahm, verletzte die
israelische Demokratie, das Oberste
Gericht und nun auch die IDF. Aber
es war möglich, all diese Schritte als Mittel zu erklären , an der Macht zu
bleiben. Aber nun nicht mehr.
Eine
Person kann nicht weiter das Land regieren, wenn eine zunehmende Anzahl von
angesehenen Leuten mit Einfluss und Macht, die solch großen Instituten –
wie die Militärführung, die Gerichte, die Medien, Künste und Akademien –
alle zu der Schlussfolgerung gekommen sind, dass er gefährlich wird. Wenn die
Führungs-schicht wie der frühere Mossad Chef Meir Dagan, der Vertreter des
IDF-Chefs Generalmajor Yair Golan
und der frühere
Verteidigungsminister Moshe Ya’alon die Notwenigkeit empfinden, nach ihrem
Gewissen aufzustehen und ihre Stimme
zu erheben. Das ist es, was Ben Gurion
passierte. Und wer ist Netanjahu im Vergleich zu
Ben Gurion?
Es ist
ein langsamer Prozess. Wenn er nur nicht zu spät kommt. Was kann getan werden,
ihn zu beschleunigen. Er hat viele Vorschläge bekommen. Auch ich machte einen.
Aber den praktischsten Vorschlag fand ich Freitag in einer Kolumne von Yair
Assulin in Haaretz ( auf Hebräisch). Ein einfacher und praktischer
Vorschlag, der sofort erfüllt werden kann, wenn nur all diese Leute, die
involviert sind, verstehen können , dass sie enorme Verantwortung für das
Schicksal des Landes haben.
Der
Vorschlag, wie ich ihn verstanden habe, ist: die jungen Knesset-Mitglieder der
Zionistischen Union werden sich
erheben- Merav Michaeli, Stav Shaffir, Omer Bar-Lev, Itzik Shmuli, Miki
Rosenthal und die anderen - und
ihre Partei verlassen , die nichts ist
als ein lebender Leichnam, und eine neue, junge und energische Partei
errichten. Ihnen werden sich andere MKs. anschließen, die den Eisberg
sich nähern sehen , so wie
Orli Levi-Abekasis. Sie werden auch die Unterstützung
von Ya’alon , Gabi Ashkenazi und MK Benny Begin haben. Sie werden sofort
eine neue Fraktion in der Knesset
bilden, die Flagge hochheben, eine Plattform schreiben ??, die einen Schwerpunkt
setzt und die gemeinsam benützt wird und die nicht trennt: ein Banner des
Friedens, der Demokratie, der Gerechtigkeit, soziale Partnerschaft und Reinheit
der Waffen.
Um dies
zu tun, ist es nicht nötig, auf den Messias zu warten. Es ist möglich und
notwendig, aufzustehen und morgen früh
zu handeln. Die Alternative
wäre zu schrecklich.
( dt.
Ellen Rohlfs, vom Verfasser….)