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Der israelische Pianist Daniel Barenboim nahm die

palästinensische Staatsangehörigkeit an

 

New Agencies, Haaretz, 13.1.08

 

Daniel Barenboim, der weltberühmte israelische  Pianist und Dirigent hat die palästinensische Staatsbürgerschaft angenommen und sagte, er glaube, sein neuer Status könne als Modell für den Frieden  zwischen den beiden Völkern dienen.

 

„Es ist eine große Ehre, einen Pass angeboten zu bekommen,“ sagte er spät am Samstag nach einem Beethoven-Klavierkonzert in Ramallah, der Stadt in der Westbank, in der er seit einigen Jahren aktiv ist und Kontakte zwischen jungen arabischen und israelischen Musikern herstellte.

„Ich hab ihn auch deshalb akzeptiert, weil ich glaube, dass  das Schicksal …des israelischen und des palästinensischen Volkes eng mit einander verbunden sind,“ sagte Barenboim. „Entweder werden wir gesegnet  - oder verflucht – mit einander  zu leben. Mir wäre das erstere lieber.“

„Die Tatsache, dass ein israelischer Bürger mit einem palästinensischen Pass ausgezeichnet wird, kann ein Zeichen dafür sein, dass es tatsächlich möglich ist,“ fuhr er fort.

Der frühere palästinensische Informationsminister Mustafa Barghouti, der  geholfen hatte, das Samstagskonzert mit zu organisieren, sagte, der Pass sei von der vorigen Regierung, deren Mitglied er war, ausgestellt worden. Der Pass hätte ihm eigentlich schon  vor sechs Wochen  gegeben werden sollen.

Der in Argentinien geborene Barenboim, 65; ist in seiner adoptierten Heimat Israel eine umstrittene Persönlichkeit: zum einen weil  er die Musik des Komponisten des 19. Jahrhunderts Richard Wagner aufführt – dessen Musik und antisemitische Schriften Adolf Hitler beeinflussten – und seine ausgesprochene Opposition zu israelischen Politik gegenüber den Palästinensern.

Nach US-Präsident Bushs Bemerkungen bei seinem Besuch der Region in der letzten Woche befragt, dass ein Friedensabkommen noch in diesem Jahr unterzeichnet werden könnte, warnte Barenboim vor der Gefahr, dass man die Hoffnungen zu hoch  setzt.

„Es würde absolut entsetzlich sein, wenn jetzt mit guten Absichten, die Erwartungen hoch gesetzt werden, die nicht erfüllt werden können“, sagte Barenboim. Wir würden in eine noch größere Depression fallen.

Auch wenn er jeden Wunsch, eine politische Rolle spielen zu wollen, abweist, so  hat der frühere Direktor des Chicago Symphonieorchesters wahr genommen, auf Bushs  verblüffend energischen Aufruf letzte Woche  in Jerusalem, „die Besatzung“ (Bush!)  zu beenden, einzugehen:

„Nun sagen sogar nicht besonders intelligente Leute, dass die Besatzung beendet werden muss.“

Gemeinsam mit dem verstorbenen palästinensischen Hochschulprofessor Edward Said gründete er das West-Östliche-Divan-Orchester, das sich aus jungen Musikern aus Israel, den palästinensischen Gebieten und aus benachbarten arabischen Ländern zusammensetzt.

 

(dt. Ellen Rohlfs)