Beatles, singt nicht „Let it be“!
Enteignung der Palästinenser und die Apartheid
Israels sind kein Grund zum Feiern
(2. Februar 2008)
Ein offener Brief an die Beatles
Vor 43 Jahren verbot die
israelische Regierung Ihren Auftritt im Land aus Angst, Sie könnten die Gemüter
der israelischen Jugend korrumpieren. Jetzt spricht Israel eine Entschuldigung
aus und lädt Sie ein, in der Hoffnung, dass Sie das Vergangene vergessen haben
und mithelfen, ihren 60. „Geburtstag“ zu feiern. Die Palestinian
Campaign for the Academic and Cultural
Boycott of Israel (PACBI), ersucht Sie dringend,
Israel abzusagen, besonders, weil die Schaffung dieses Staates vor 60
Jahren Hunderttausende Palästinenser entwurzelt und sie von ihren
Häusern und Grundstücken vertrieben hat; seitdem sind sie dazu verdammt, im
Exil und in Not zu leben.
Es gibt keinen Grund zu
feiern. Israel mit 60 ist ein Staat, der immer noch den palästinensischen
Flüchtlingen ihre von der UNO sanktionierten Rechte verweigert, einfach weil
sie „Nichtjuden“ sind. Er besetzt immer noch illegal palästinensische und
andere arabische Gebiete in Verletzung zahlreicher UN-Resolutionen. Er bricht
beharrlich und grob internationale
Gesetze und verletzt fundamentale
Menschenrechte mit der durch die
wirtschaftliche, politische und diplomatische Unterstützung der
freigiebigen USA und Europas gegebenen Sicherheit. Er behandelt seine eigenen
palästinensischen Bürger immer noch mit institutionalisierter Diskriminierung.
Jetzt, mehr als je zuvor,
begeht Israel schreckliche Kriegsverbrechen besonders im besetzten
Gazastreifen, wo seine illegale und unmoralische Politik der kollektiven Bestrafung durch eine hermetische militärische
Belagerung und die fast vollständige Blockade von Brennstoff, Elektrizität und
sogar Nahrungsmitteln und Medikamenten 1,5 Millionen palästinensische
Zivilisten an den Rand des Verhungerns stößt. Ohne Elektrizität fallen
Inkubatoren aus, Krankenhaussaktivitäten kommen
schnell zum Stillstand, Wasser wird nicht ordentlich gereinigt oder von Abwässern getrennt; was von der lokalen
Wirtschaft übrig geblieben ist, schmilzt weg; und die verletzlichsten Teile der
Bevölkerung, die Kinder, die Alten und die akut Kranken leiden unter
unaussprechlichen Härten. Sehen Sie einen Grund zum Feiern ?
Israels militärische
Besetzung – die längste während der modernen Geschichte – ist für uns keine
abstrakte Größe. Sie manifestiert sich in willkürlichen Tötungen von
Zivilisten, besonders von Kindern; mutwillige Zerstörung von Häusern und
Eigentum; Ausreißen von mehr als einer Million Fruchtbäumen; unaufhörlichem
Diebstahl von Land und Wasserressourcen;
millionenfache Verweigerung der Bewegungsfreiheit ; und die Zerstückelung des besetzten
palästinensischen Landes in Bantustans, etliche davon
richtige Käfige mit Mauern, Zäunen und Hunderten Straßenblockaden.
Im Lichte des oben
Gesagten ist ein Auftritt in Israel derzeit moralisch gleichrangig mit einem
Auftritt in Südafrika auf der Höhe der Apartheidzeit. Nach den Aussagen von
Erzbischof Tutu, Prof. John Dugard,
Spezialberichterstatter für Menschenrechte,
und des Ministers Ronnie Kasrils von der
südafrikanischen Regierung und vielen anderen hat Israel in der Tat ein
schlimmeres Apartheidsystem geschaffen als es je in Südafrika existiert hat.
2005 rief die
palästinensische Zivilgesellschaft, inspiriert durch den Anti-Apartheid-Kampf
in Südafrika, zu Boykott, Verweigerung und Sanktionen gegen Israel auf, bis
dieses sich dem internationalen Recht unterwirft und die fundamentalen
Menschenrechte des Volkes von Palästina anerkennt. Ein spezifischer Ruf nach
Kulturboykott gegen Israel wurde ein
Jahr später erlassen, der weites Echo fand. Unter den vielen Gruppen und
Institutionen, die den palästinensischen Boykottaufrufen gefolgt sind und
angefangen haben, nachzudenken oder verschiedene Formen eines wirksamen Druckes
auf Israel auszuüben, sind die Union britischer Universitäten und Colleges (UCU), die beiden größten Gewerkschaften im UK
(= United Kingdom), die
Church of England, die Presbyterianische Kirche der USA; prominente britische
Architekten, die Britische Nationale Union der Journalisten (NUJ), der Kongress
der südafrikanischen Gewerkschaften (COSATU), der Südafrikanische Kirchenrat,
die Kanadische Union der öffentlichen Angestellten (CUPE) in Ontario, Aosdana, die irische staatlich gesponserte
Akademie der Künstler, berühmte Autoren, Künstler und Intellektuelle, angeführt
von John Berger, und Direktor Ken Loach, Gewinner der
„Goldenen Palme“.
Wir ersuchen Sie
dringend, die Werte der Freiheit, Gleichheit und einfach nur Frieden für alle
hochzuhalten, indem Sie sich dem wachsenden Boykott gegen die Apartheid in
Israel anschließen. Nichts weniger würde das legendäre
Gerechtigkeitsbewusstsein der Beatles rechtfertigen.
PACBI www.PACBI.org
(dt.
Gerhilde Merz)