Israel Palästina Nahost Konflikt Infos

B’tselem  veröffentlichte am 24 März 2013

 

Hebt die Beschränkungen der Fischfangzone auf!

 

Die Reduzierung der Fischfangzone im Gazastreifen ist die Reaktion auf Raketenbeschuss des südlichen Israels; sie ist aber gleichzeitig eine Kollektivstrafe, denn sie bedeutet für die Fischer im Gazastreifen einen großen Verlust ihres Lebensunterhaltes.

 

Am letzten Donnerstag (21.3.)verkündete der IDF-Sprecher, dass das israelische Militär die genehmigte Fischfangzone wieder reduzieren werde, und zwar von  sechs auf drei nautische Meilen (ca 5,5 km). Dies sei die Antwort auf den Raketenbeschuss bewaffneter palästinensischer Gruppen in den Süden Israels. So wurden den Fischern wieder die strengen Beschränkungen von vor der Operation Wolkensäule auferlegt. Vorher verkündete das Militär, es wolle den Übergang Kerem Shalom nach Gaza schließen – als Antwort auf den Raketenbeschuss.

Nach den Oslo-Abkommen wurde die Fischfangzone auf 20 nautische Meilen (Ca 37 km) ausgedehnt. Doch im Laufe der Jahre reduzierte das israelische Militär nach und nach diese Zone und beschränkte damit den Lebensunterhalt von Tausenden von Familien und die Lieferung dieses billigen Lebensmittels auf dem Markt, das als wichtiges Nahrungsmittel dient. …

 

Hintergrund der Einschränkungen für die Fischer

Nach den Oslo-Abkommen hätten die Fischer fast 37km vor der Küste fischen können. Praktisch erlaubte das israelische Militär ihnen aber nur  ca. 20 km. Von Jahr zu Jahr reduzierte Israel diese Entfernung und nach Operation Cast Lead begrenzte es diese  auf  5km. 2011 platzierte Israel Bojen an die Grenze, um die 5km Linie zu markieren. Die Marine würde Warnschüsse gegen die Fischerboote abgeben, wenn sie sich den Bojen nähern. Fischer, die riskieren über die Linie zu fahren, werden festgenommen mittels der gefährlichen und demütigenden „Schwimm-Prozedur / sie müssen zum Marineboot schwimmen) und ihre Boote werden konfisziert. Seit 2000 sind vier Palästinenser, die an keinen Feindseligkeiten teilnahmen, getötet worden

 

Daten der UN-Agentur, OCHA, zeigen, dass zwischen 2000 und 2010  die Anzahlahl der Fischer im Gazastreifen von 10 000 auf weniger als 4000 gesunken ist. Im Gazastreifen, wo Arbeitslosigkeit hoch ist (z.Zt. 32%) kürzt dies bedeutsam den Lebensunterhalt von Tausenden von Familien als auch  die Lieferung eines Grundnahrungsmittels auf dem Markt. Fisch ist zu einem wichtigen Teil der Gaza-Diät geworden. Die Fischervereinigung im Gazahafen sagt, dass trotz der großen Abnahme der Anzahl von Fischern, das kleiner gewordene Fischfanggebiet nicht alle Fischer aufnehmen könne, versetzen sie ihre Abfahrtzeiten, und manchmal brechen sie das Verbot und segeln nach Ägypten, wo sie Fisch von ägyptischen Fischern kaufen . Diese kombinierten Schwierigkeiten  führen zu massiven Preissteigerungen von 10NIS /kg Sardinen 2008 zu 20 NIS  das Kilo 2012. Als Folge der Beschränkungen und dem kleinen Fischfanggebiet wurde das flache Wasser außerdem längst überfischt, verringert die Fischreserven  ja gefährdet die Zukunft von Fischreserven.

 

Während der letzten Jahre sammelte B’tselem Dutzende von Zeugnissen von Fischern, die mittels der gefährlichen „swimming-prozedur“ gefangen genommen wurden. Sie werden mit gezogener Waffe gezwungen, sich auszuziehen, und von ihrem Boot zu dem der Marine zu schwimmen, egal was für Wetter und Temperaturen herrscht. Die Fischer werden dann an Bord gebracht und zum Hafen von Ashdod, Israel. Die Fischerboote wurden weggenommen und weggezogen. Im Ashdoder Hafen werden den Fischern die Augen verbunden und die Hände gefesselt, verhört und später über den Erez-Übergang nach Gaza abgeschoben. Auf Grund von Zeugenaussagen der Fischer und Daten ihrer Boote, wurden einige auf diese Weise festgenommen, sogar ohne dass sie die vom Militär bestimmte Grenze überschritten hatten.

Seit der Operation Wolkensäule bis heute wurden 40 Fischer auf diese Weise festgenommen. Die meisten von ihnen innerhalb der  6 Meilenlinie. Zwei Fischer wurden von 5 scharfen Kugeln der israelischen Marine verletzt. 8 Boote und über 20 Netze wurden mitgenommen; keines davon wurde zurückgegeben. 2012 wurden ca. 40 Fischer verhaftet und 13 Boote konfisziert, nur 6 davon wurden den Besitzern wieder zurückgegeben. 2011 wurden 24 Boote konfisziert, 15 wurden über Keren Shalom wieder zurückgegeben. Fischer, denen Boote zurückgegeben wurden, mussten 500 NIS Schekel an die Umzugsfirma zahlen.

 

Nach der Operation Wolkensäule, die am 22. November 2012 endete, berichteten  die Medien, dass im Kontext der Feuerpause-Vereinbarungen  Israel und Hamas eine Vereinbarung erreichten, die die Beschränkungen für Bauern und Fischer im Gazastreifen abmilderte. Als Folge davon verdoppelte das Militär, die Fischfangzone von 3 auf 6 nautische Meilen. Eine Befragung von B’tselem der Fischer-Gesellschaft im Gazastreifen deckte   auf, dass die Beschränkungen tatsächlich bis 21.3.12  eingehalten wurden und die Situation der Fischindustrie verbesserte. Doch eine Fischfangzone von 6 nautischen Meilen ist weit davon entfernt, die Bedürfnisse der Bevölkerung zufrieden zu stellen und den Lebensunterhalt von denen zu garantieren, die von der Fischindustrie abhängig sind.

 

Nach  den Oslo-Abkommen war der Fischfangbereich auf 20 nautische Meilen   (37km) festgesetzt worden.

(dt. u. gekürzt: Ellen Rohlfs)