Presseerklärung der
Caritas Jerusalem zur gegenwärtigen Situation in Gaza
29. Februar 2008
Aus den Nachrichten von Ö1 am 2. März 2008: Gestern zwei Israelis und wieder 60 Palästinenser, darunter viele Kinder, durch die kriegsähnlichen Aktivitäten der israelischen Kampftruppe getötet. In einer dringenden Sitzung des UN-Sicherheitsrates wird die israelische Armee aufgefordert, die Kriegshandlungen zu stoppen. Ehud Barak lehnt ab.
Die gegenwärtige
Situation, die in den letzten paar Tagen erheblich verschärft wurde, führte zu
dramatischen Verlusten an Leben,
Gesundheit und Eigentum. Die nachfolgend aufgezählten Ereignisse haben
nach Reuter während der letzten paar Tage
stattgefunden:
„Israel entfesselte am
Donnerstag eine Welle von Luftangriffen auf den von der Hamas regierten
Gazastreifen, wobei 20 Palästinenser, darunter sowohl Zivilisten wie auch islamistische Kämpfer, die dabei waren, Raketen auf Israel
abzufeuern.
Trotz internationaler
Rufe auf Eindämmung stieg die Zahl der Getöteten auf 33. Darunter befand sich
ein Israeli, das erste Todesopfer durch einen Raketenangriff am Mittwoch seit
Mai vergangenen Jahres. Unter den palästinensischen Toten befand
sich ein Baby und vier Jungen, die nach Aussage des Ärzteteams Fußball gespielt
hatten.
Das Blutvergießen erhöhte
die Anzahl der von Israel im Februar getöteten Menschen aus Gaza auf 66, und
überschritt damit die Anzahl der Toten im Januar (62). Nach dem „Palestine Monitor“ wurden durch Angriffe seit dem 28.
November 2007 (dem Tag nach dem
Friedenstreffen in Annapolis) 178 Palästinenser
getötet (18 in der Westbank und 160 im Gazastreifen, darunter3 Kinder) und
weitere 617 verletzt (191 in der Westbank und 426 im Gazastreifen, darunter 8
Kinder).
Die Luftangriffe haben
auch Schäden an einer Anzahl von Institutionen in Gaza angerichtet, vor allem
am Hauptquartier der Palästinensischen medizinischen Hilfsorganisation, deren
Büro vollständig zerstört wurde.
Zusätzlich haben die
Behörden in Gaza die lokale Bevölkerung
aufgerufen, das Wasser vor dem Trinken abzukochen, weil das Wasserversorgungssystem nicht in der Lage
ist, sicheres trinkbares Wasser für die Bevölkerung zu liefern. Die Fähigkeit
der Bevölkerung, diesem Aufruf zu folgen, ist äußerst begrenzt, weil Gas,
Brennstoff und Elektrizität, um Wasser zu kochen, in Gaza sehr knapp ist.
Caritas Jerusalem –
Unsere Arbeit in Gaza
Die Arbeit unseres Medizinzentrums in Gaza geht weiter,
ist allerdings etwas modifiziert. Am 28. 2. fanden sechs Explosionen ganz nahe
von unserem Medizin-Zentrum im Al Shati Camp nahe von
Gaza Stadt statt, wo unser Medizinerteam arbeitet. Die Explosionen waren so
stark, dass die Glasfenster in unserem Zentrum zerborsten.
Wir betreiben auch eine
mobile medizinische Klinik, die in die Gemeinden hinausfährt, in denen wenig
medizinische Hilfe vorhanden ist In den
letzten paar Tagen konnte diese mobile Klinik auf Grund der extrem gefährlichen
Situation in Gaza nicht ausfahren. Unser medizinischer Leiter stellte auch
fest, dass in den letzten paar Tagen kein Treibstoff für unsere mobile Klinik
auf dem Markt war. Wir haben im medizinischen Zentrum eine sehr knappe Versorgung , aber Treibstoff, um die mobile Klinik zu betreiben, ist nicht käuflich zu erwerben.
Wir sind dankbar, dass
unsere Klinik zurzeit über einen ausreichenden Vorrat an Medikamenten verfügt.
Außerdem haben wir vor kurzem Medikamenteneinkäufe für die Klinik in Gaza durch
Großhändler in der Westbank machen können, und sind dabei, mit dem World Food
Programme auszuhandeln, dass diese Medikamente nach Gaza hereingebracht werden
können.
Caritas Jerusalem
unterhält auch die Arbeit von sechs Ambulanzstationen, die im letzten Jahr als
Pilotprojekt mit Unterstützung von CAFOD (Catholic
Agency for Overseas Development, Caritas England und Wales) eingerichtet worden
sind. Diese Stationen wurden im ganzen Bereich des Gazastreifens verstreut
angelegt, damit dringende Notfälle in den Gemeinden, wo Gesundheitsdienst sehr
beschränkt ist, behandelt werden können. Diese Ambulanzstationen arbeiten lang
über den Abschluss der vorgesehenen Laufzeit des Projektes
mit Hilfe ehrenamtlicher Ärzte, die in der Region in Partnerschaft mit
den lokalen Gemeinden wohnen.
Als Beispiel ihrer Arbeit
sei der Einsatz am 15. Februar im Al Breij Flüchtlingslager im südlichen Gaza genannt. Ein
Luftschlag traf ein dreistöckiges Haus in der Region und das Ärzteteam der
Ambulanzstation in Al Breij antwortete auf den dringenden Hilferuf.
Leider wurden bei diesem Ereignis vier Personen getötet. Durch die
Ambulanzstation konnte der ehrenamtliche Arzt 25 verletzten Personen direkte
Hilfe leisten, von denen fünf Leute direkt ins Krankenhaus zur weiteren
Versorgung gebracht werden konnten.
Caritas Jerusalem wünscht
sich die Anerkennung der Arbeit unserer Mitarbeiter in Gaza, die unter extrem
schwierigen Verhältnissen arbeiten, die für uns alle oft sehr schwer anzunehmen
sind. Sogar in den schwierigsten Situationen arbeitet unser Team, um für seine
Klienten den Gesundheitsdienst durchzuführen. Wir fühlen uns weiter
verpflichtet, medizinische Hilfe in Gaza zu bringen, soweit wir dem Team
einigermaßen Sicherheit zusprechen können, dass das Team kein unverantwortliches Risiko einzugehen
braucht. Diese Arbeit wird von allen unseren Partnern und Freunden ermöglicht,
ohne die wir nicht weitermachen könnten.
Bei diesen bedanken wir
uns herzlich. – Das Caritas Jerusalem Team.
(dt. Gerhilde Merz)