Israel Palästina Nahost Konflikt Infos
Haggai
Matar, 19.April 2015
Eine
israelische Siedlergruppe versucht, die zehnte jährliche stattfindende
israelisch-palästinensische Gedenktagfeier, die von den „Kämpfern für den
Frieden“- (Combatants for Peace) und
dem „Elternkreis-“ (Parent Circle) Forum
organisiert wird, zu torpedieren. Sie soll an diesem Dienstag
stattfinden.
Der
Samaria-Siedler-Rat bat den israelischen Verteidigungsminister, den
palästinensischen Teilnehmern keine Genehmigung zur Teilnahme an der Feier zu
erteilen, die an Israels nationalem Gedenktag stattfindet. Referenten dieses
Ereignisses schließt Mitglieder von Familien
beider Seiten des Konfliktes ein.
Der
Samaria Siedler-Rat ist dieselbe Gruppe, die Anfang dieses Jahr ein Video
produzierte, das klassische antisemitische Metaphorik anwandte, um zu
suggerieren, dass israelische Menschenrechtsgruppen von Nazi-Gruppen finanziert
werden.
In ihrem
Brief an den Verteidigungsminister bezog sich die Siedlergruppe auf
Palästinenser, die an dem gemeinsamen Gedenktag
teilnehmen, dass sie Familien von Mördern seien. Die Gruppe rief außerdem
den Verteidigungsminister Moshe Yaalon dazu auf, dass die Gesetzgebung solche
Ereignisse verbieten solle.
In einem
Artikel -ohne Verfasserzeile – auf
der Website von Maariv, die vor kurzem
von der Jerusalem Post- Gruppe übernommen wurde, stand, dass die
palästinensischen Teilnehmer als Familien
von „Terroristen und
„Terroragenten“ beschrieben werden.
Ein
kurzer Blick auf die Liste der Sprecher der gemeinsamen
israelisch-palästinensischen Gedenk-Feier genügt, um zu sehen, dass das
Portrait, das die Samaria -Siedler malten, alles andere als akkurat ist.
Zusammen mit den trauernden israelischen Familien sollte Mazan Farah aus dem
Flüchtlingslager Dheische-sprechen, dessen Vater von Soldaten totgeschossen
wurde, als er von der Arbeit zurück kam, und Yasmin Ishtayeh aus dem Dorf
Salaam, der blind geboren wurde, und dessen Vater von israelischen Siedlern
erschossen wurde.
Man
könnte solche Verdrehungen vom Samaria-Siedlerrat erwarten, doch ist es
erstaunlich, wie frei die verleumderischen Anklagen gegen diese Palästinenser
gedruckt werden.
In der
Zeit der Veröffentlichung hatte das Verteidigungsministerium nicht auf eine
Frage geantwortet, ob es Passierscheine jenen Palästinensern gewähren würde, die
als Teilnehmer an der Feier vorgesehen wären.
Vor zwei
Jahren führte eine ähnliche Anfrage zur Absage von 200 Passierscheinen. Erst
nach einer angedrohten Petition an den Obersten Gerichtshof und eine
Intervention bei einer Reihe von
Knesset-Mitgliedern, genehmigte das Verteidigungsministerium
40 Passierscheine an Teilnehmer.
Die
Kämpfer für den Frieden veröffentlichten das folgende Statement als Antwort auf
den Brief des Samaria-Siedlerrates:
Bei der Feier
ehren wir das Gedenken derjenigen, die
zu Tode kamen und teilen …den Schmerz ihrer Familien. Dieser Schmerz ist
uns nicht fremd. Viele von uns …dienten als Kämpfer (In der Armee), einige von
uns verloren enge
….Familienmitglieder und Freunde. Es ist an uns, daran zu erinnern und
zu mahnen, …dass Kriege nicht unser Schicksal sind, sondern eine von
Menschen gemachte Wahl ….ist. An so einem schwierigen Tag
wie dem Gedächtnistag rufen wir beide Seiten …..dazu auf, den Schmerz und
die Hoffnungen derer anzuerkennen,
die auf der ….anderen Seite des Zaunes leben und den nächsten Krieg zu
verhindern versuchen. …. Möglicherweise
müssen wir am nächsten Gedenktag nicht neuer Opfer gedenken.
Außer
den Siedlern konnte auch auf palästinensischer Seite Kritik gefunden werden.
„Ich
glaube, dass wir nur dann in der Lage sein werden, die Kluft zwischen den beiden
Völkern zu überbrücken, wenn mehr und mehr Leute sich unsern Aktivitäten
anschließen, sagte Salah, „und die Feier ist einer der Wege, um so viel wie
möglich an Menschen zu überzeugen, daran teilzunehmen.“
„Wie
nehmen alle an einer Gewaltspirale teil,“ sagte Michel Hochberg, Koordinator der
Kämpfer für den Frieden der Tel Aviv-Nablus-Gruppe , „durch
unsere Aktionen können wir den Leuten die andere Seite ( des Konfliktes)
zeigen, durch unsere persönlichen
Geschichten und unsere Veränderungen, die wir durchmachten.“
Außer
den Reden, die im Detail hier gefunden werden, wird eine aufgezeichnete Rede von
Erzbischof Desmond Tutu zu hören sein, in der er die Organisatoren dieses
Ereignisses lobt.
Combatants for Peace ist eine Bewegung, die von früheren militärischen
israelischen Kämpfern und Palästinensern, die an der Gewaltspirale involviert
waren gegründet wurde. Alle verließen den Weg der Gewalt, um gemeinsam die
Besatzung zu beenden. Das Parents-Circle-Familien-Forum ist eine Organisation
von über 600 israelischen und palästinensischen Familien, die in dem Konflikt
geliebte Familienmitglieder verloren haben und die einen Weg der
Versöhnung wählten. Das sind die
Leute, die der Samaria-Siedlerrat verhindern will, zusammenzukommen, um mit
einander und nebeneiander zu gedenken und zu trauern. Man kann nur hoffen, dass
es den Siedlern nicht gelingt.
Gush Shalom
schreibt dazu: Die Zahl der Leute, die zu der Feier kommen
wächst von Jahr zu Jahr. Im letzten Jahr waren es mehr als 2500 Leute.
Wir tun unser Bestes, damit jeder, der kommen will, um mit uns diesen Abend zu
verbringen, kommen kann.
(dt.
Ellen Rohlfs)