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Der Tag der Gerechtigkeit

 

Felicia Langer

 

13.3.2014

 

50 junge Israelis, Gymnasium-Absolventen, haben erklärt, dass sie nicht in der Armee dienen werden. Es ist eine Armee der Besatzung, die die Menschenrechte und das Völkerrecht missachtet, sagten sie. So eine kollektive Dienstverweigerung ist eine gute Nachricht. Ich habe Kriegsdienstverweigerer sehr geschätzt. In den siebziger Jahren wurde mir verboten, in den Militärgerichten, die die Soldaten richten, aufzutreten. Aus Sicherheitsgründen…

Der berühmte südafrikanische Friedenskämpfer Desmond Tutu kämpft gegen die Apartheid in den besetzten Gebieten, die ihn an die Apartheid in seiner Heimat erinnert.

Ich bin ihm vor ein paar Jahren in Tübingen begegnet und habe mit ihm über die prekäre Lage in den besetzten Gebieten gesprochen. Ich denke an Gaza, die Verfolgte, das größte Freiluftgefängnis der Welt, mit 1.700.000 Insassen. Ich denke an die palästinensischen Frauen, die gegen das Elend kämpfen, an die Frauen in Europa, die sich mit ihnen solidarisieren. Die völkerrechtswidrige israelische Blockade bleibt weiter in Kraft, und die Welt schweigt.

In der Westbank breiten sich die Siedler aus gegen die Palästinenser und ihr Eigentum, die israelischen Soldaten verhaften, neben Anderen, massiv auch die palästinensischen Kinder. Israel baut mehr und mehr Siedlungen auf dem enteigneten palästinensischen Boden, gegen die Genfer Konvention, gegen das Völkerrecht. Israel, ein kolonisatorischer Besatzer, wird von der USA, der EU und  Deutschland beschützt. Deshalb kann die längste Besatzung des Jahrhunderts, circa 47 Jahre, weiter straffrei existieren.

 

Und dazu kommt jetzt die Ukraine, die mir durch meine Kindheit dort, während des Krieges, auf ewig in Erinnerung bleibt. Dort wohnte die Familie meines Vaters. Danach, in Kasachstan, habe ich viele Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine, die meisten jüdische, getroffen. Die Familie des Vaters, samt Kindern, wurde ermordet, so wie Tausende andere. Ich habe über die ukrainischen Nazihelfer gehört, unter ihnen einer namens Bandera. Ich wusste nicht, dass ich  ihre Nachfolger und Bewunderer am Maidan in Kiew, im Jahre 2014 zu sehen bekommen würde… Mit Nazigrüßen, mit neofaschistischen Parolen. Sie wurden durch die USA und die EU-Politiker als „Revolutionäre“ gekürt, die danach eine usurpatorische „Regierung“ gebildet haben, deren Vize-Premier-Minister und andere zur neofaschistischen Partei gehören. Unglaublich! Aber wahr!

Mein Mann wurde durch die Sowjetarmee, am Rande des Todes, 1945, in Teresienstadt gerettet. Auch mein Leben schulde ich ihnen. So wie noch Millionen andere. Was für eine Schande ist es, die Neonazis und ihre Kumpel zu akzeptieren, ihren Putsch als rechtmäßig zu behandeln und zu rechtfertigen. Wieso versteht man nicht, dass Russland, das ein Opfer des Faschismus war, diese gefährliche Entwicklung neben ihren Toren nicht tolerieren kann, ohne sich zu wehren.

Die antirussische mediale Hetze ist erschreckend. Sie ist voll mit Hass, der  an den Hass gegen die Sowjetunion während des Kalten Krieges erinnert. Und der Hass verblendet. Die Verteidiger des Völkerrechts sind diejenigen, die auch den Irakkrieg wegen „Massenvernichtungswaffen“ befürwortet haben, und die circa 47 Jahre der israelischen völkerrechtswidrigen Politik bis hin zu Kriegsverbrechen wohlwollend tolerieren. Für Frau Merkel ist das sogar Staatsraison.

 

Benjamin Netanyahu freut sich, dass die Welt jetzt andere Sorgen hat. Seine Freude ist aber verfrüht. Der Tag der Gerechtigkeit für die israelischen verbrecherischen Politik wird noch kommen. Gesegnet sind diejenigen in Israel und in der Welt, die dafür kämpfen. Die 50 Kriegsdienstverweigerer gehören dazu.

 

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