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Verdienstkreuz 1. Klasse für Felicia-Amalia Langer aus Tübingen

16.07.2009

Staatssekretär Hubert Wicker hat Felicia-Amalia Langer aus Tübingen das ihr von
Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler verliehene Verdienstkreuz 1. Klasse des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht.

Staatssekretär Wicker würdigt die Verdienste von Felicia-Amalia Langer

"Ihre Kindheit und frühe Jugend waren geprägt von Leid, Krieg,
Verfolgung und Flucht", sagte Staatssekretär Wicker. Im Jahre 1930 als
Tochter jüdischer Eltern in Tarnów in Polen geboren, sei Felicia-Amalia
Langer mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten in die UdSSR
geflüchtet. Viele ihrer Familienmitglieder seien in Konzentrationslagern
gestorben. "Uns bleibt heute nur die tiefe Verneigung vor den
Betroffenen und die Verpflichtung, alles dafür zu tun, dass Derartiges
nie wieder geschieht", erklärte der Staatssekretär. Nach Ende des
Zweiten Weltkriegs habe Felicia-Amalia Langer geheiratet und sei 1950,
zusammen mit ihrem Mann Mieciu Langer, nach Israel emigriert. Einige
Jahre nach der Geburt ihres Sohnes habe sie an der Hebräischen
Universität von Jerusalem mit dem Studium der Rechtswissenschaften begonnen.

1965 habe Langer in Tel Aviv eine eigene Anwaltspraxis eröffnet. Von da
an habe sie sich durch die Verteidigung der Unterprivilegierten in
Israel und in den benachbarten besetzten Gebieten als
Menschenrechtsanwältin einen Namen gemacht und gegen Enteignung,
Häuserzerstörung und Deportation gekämpft. "Felicia-Amalia Langer
begann, sich mehr und mehr für Frieden, Gerechtigkeit und ganz besonders
für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen. In diesen 23 Jahren hat
sie Vieles bewirkt und dabei stets auch ihre eigenen Kräfte bis an die
Grenze des Möglichen beansprucht", sagte Staatssekretär Wicker. Im Jahre
1990 sei Felicia-Amalia Langer schließlich mit ihrem Mann nach
Deutschland übergesiedelt.

Neben Gastprofessuren in Bremen und Kassel habe sie zahlreiche Vorträge
in Europa und in den USA sowie vor dem UN-Untersuchungsausschuss
gehalten. Seit 1990 lebe Langer mit ihrem Mann in Tübingen. "Der
kompromisslose Einsatz für die Menschlichkeit ist nach wie vor der
Lebensinhalt von Felicia-Amalia Langer. Immer noch kämpft sie für die
Menschenrechte und einen gerechten Frieden im Nahen Osten. Beharrlich
verfolgt sie dabei ihr Ziel, eine Brücke zwischen Israelis und
Palästinensern zu bauen", erklärte Wicker. Über ihre Erfahrungen als
Menschenrechtsanwältin habe Langer bereits zahlreiche Bücher
geschrieben. Zudem halte sie Lesungen und Vorträge, gebe Interviews und
beteilige sich an öffentlichen Diskussionen. Darüber hinaus engagiere
sie sich als Schirmherrin des Vereins Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
und sei einige Jahre Vizepräsidentin der israelischen Liga für
Menschenrechte gewesen.

Für ihr herausragendes Wirken sei Langer bereits mehrfach ausgezeichnet
worden, unter anderem 1990 mit dem Alternativen Nobelpreis -- dem Right
Livelihood Award -- sowie dem Menschenrechtspreis der Gesellschaft zum
Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. im Jahr 2006.

"Im Namen von Ministerpräsident Günther H. Oettinger und der gesamten
Landesregierung, aber auch ganz persönlich danke ich Felicia-Amalia
Langer für ihr herausragendes Engagement und für ihr gesamtes
humanitäres Lebenswerk", sagte Staatssekretär Hubert Wicker bei der
Ordensübergabe.

Quelle: Staatsministerium

 

 

Dankensrede:

*Dankesrede von Felicia Langer anlässlich der Verleihung des
Verdienstkreuzes 1.Klasse am 16.7.09 in der Villa Reitzenstein in
Stuttgart**
*

*Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Horst Köhler,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
Herr Günther H. Öttinger,
sehr geehrter Staatssekretär im Staatsministerium Baden-Württemberg
Herr Hubert Wicker,
liebe Freunde, liebe Familie.*

*
Ich möchte meine Dankbarkeit für dies wunder bare Azszeichnung zum
Ausdruck bringen. Die Überreichung des Verdienstkreuzes 1.Klasse, durch
den Bundespräsidenten verliehen, findet in Stuttgart statt. Eine Stadt,
zu der ich besondere Bindung habe. Vor Jahren, als ich noch nicht
wusste, dass ich hier leben werde, habe ich immer Stuttgart als meinen
Heimathafen bezeichnet, "NAMAL HABAIT, auf Hebräisch... So nah zu den
Kindern und den Enkekindern in Tübingen, das seit fast 20 Jahren mein
geliebtes Zuhause geworden ist.*

*Mein Einsatz für die entrechteten Palästinenser und für Frieden mit
Gerechtigkeit betont die Universalität der Menschenrechte. Ich bin Ihnen
von Herzen dankbar, dass diese wichtige Auszeichnung meines Lebens so
die Universalität der Menschenrechte würdigt. *

*Meine Lehre aus dem Holocaust bedeutet Menschlichkeit, Mitleid mit den
Opfern und Ablehnung von Unrecht.*

*Der Präsident der USA, Barak Hussein Obama, hat am 4.6.2009 in seiner
Rede in Kairo gesagt, dass "kein Zweifel besteht, dass die Situation der
Palästinenser unerträglich ist". Er hat sie mit dem Schicksal der
Sklaven in Amerika und der Schwarzen in Südafrika verglichen.*

*Ich habe das Leid der Palästinenser und ihre unerträgliche Lage mit
eigenen Augen gesehen und mit ihnen gelitten. Dies sind meine
Beweggründe bis zum heutigen Tag, mich für die Gerechtigkeit einzusetzen
und meine Aufklärungsarbeit in Deutschland weiter zu führen. Diese
Auszeichnung gibt mir noch mehr Kraft, Hoffnung und Glauben an das Gute
im Menschen. Ich versuche, im Sinne der humanistischen Werte, die
Menschlichkeit bedeuten, zu handeln. Im Namen dieser Liebe, die mich nie
verlies, haben Sie meinen herzlichsten Dank und die besten Wünsche.*

*Hochachtungsvoll
Ihre Felicia Langer*