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Selcuk Gultasli Counter currents.org
16. Februar 2009 http://www.countercurrents.org/Gultasli160209.htm
Brüssel,
Nach Finkelstein begeht Israel – ein Staat auf der Asche des Holocaust
aufgebaut - jetzt einen Holocaust gegen die Palästinenser im Gazastreifen. In
einem Telefon-Interview mit Tosay’ Zaman ( türk.
Zeitung), sagte Finkelstein, Israel wäre ein ‚Terroristenstaat’, der durch die
ethnische Säuberung Palästinas 1948 geschaffen wurde. Während er
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und das
türkische Volk für seinen Mut, das palästinensische Volk zu unterstützen, lobte, sprach Finkelstein über Israel als
einem ‚satanischen’ und ‚wahnsinnigen’
Staat. Finkelsteins Eltern überlebten die Nazilager
im 2. Weltkrieg und wanderten dann nach den USA aus.
Nachdem
sein Buch ‚Die Holocaust-Industrie’, in dem er viele prominente jüdische Führer
anklagte, die Opfer des Holocaust zu missbrauchen, veröffentlich wurde, wurde
Finkelstein von amerikanischen
einflussreichen zionistischen Zirkeln fast zur Persona non grata erklärt.
Frage: „Was
will Israel mit seiner Operation im Gazastreifen erreichen?“
N.Finkelsteins Antwort: Grundsätzlich will Israel
zwei Ziele erreichen: seine Abschreckungs-Kapazität wieder herstellen – Furcht
unter den arabischen Staaten verbreiten. Dies ist einer der Kernprinzipien
israelischer Strategie-Doktrin. Arabische Staaten müssen vor Israel Angst
haben, Angst vor seiner militärischen Macht. Und Araber sollen das tun, was
Israel wünscht. Sie sollen israelischen
Befehlen gehorchen.
Die
israelisch militärische Abschreckung leidet seit dem Rückzug aus dem Libanon im
Mai 2000, als es der Hisbollah gelang, die israelischen Besatzungskräfte aus
dem südlichen Libanon zu vertreiben. Fast direkt danach plante Israel einen
neuen Krieg mit der Hisbollah, um seine Abschreckungsfähigkeit wieder
herzustellen. 2006 nach langen Vorbereitungen und Luftwaffenschlägen, erlitt Israel im Libanon
noch eine schmachvolle Niederlage gegenüber der Hisbollah.
Das zweite
Ziel war, die palästinensischen Friedensbemühungen zu torpedieren. Dies ist ein
anderes Grundprinzip israelischer Doktrin. Mit Arabern verhandelt man nicht.
Man gibt ihnen (höchstens) Befehle. Die palästinensische Organisation Hamas war
im Begriff zu moderat zu werden. Sie
verwandelte sich und gab Signale, sie
sei bereit, mit einer Zwei-Staatenlösung
in den Grenzen von 1967 zufrieden zu sein. Die Führung von Syrien und der
Westbank hatten ähnliche Statements gemacht. Deshalb beunruhigte sich Israel,
es könne gezwungen werden, über ein Abkommen zu verhandeln, das die
internationale Gemeinschaft seit 30 Jahren unterstützt.
Diejenigen,
die gegen solch ein Abkommen sind, sind die USA oder Israel, von den USA
unterstützt. Wenn also die Hamas moderater wird und die Feuerpause, die im Juni
2008 vereinbart wurde, einhält, zeigt es
sich als glaubwürdiger
Verhandlungspartner. Hamas stand zu ihrem Wort. Doch mittlerweile hat Israel
ein anderes wichtiges Prinzip der Feuerpause vernachlässigt, die Blockade zu lockern. Israel muss also die
palästinensische Friedensoffensive
vereiteln. Dies tut es immer. Es provoziert die Palästinenser zu re-agieren. Es will
Hamas zerstören oder ihr soviel Schaden zufügen, dass sie nie mit Israel verhandeln will. Es ist genau das, was Israel
wünscht. Israel wünscht keinen moderaten
Verhandlungspartner; denn wenn es so einen gäbe, würde der Druck auf Israel wachsen.
Hamas ist für ein Abkommen bereit. Hamas steht zu ihrem Wort. Aber Israel liegt
nichts am Verhandeln.
F.: Was sie
grundsätzlich sagen, ist also, dass Israel gar nicht an Frieden interessiert
sei.
NF: Israel wünscht Frieden - doch nur nach seinen
Bedingungen. Und seine Bedingungen sind, dass die Westbank zu Israel gehört.
F. Wird
Israel mit solch einer Operation Erfolg haben?
NF.
Zunächst mal, müssen wir sprachlich
genau sein: Es gibt keine Operation und es gibt keinen Krieg. Was hier geschieht,
ist Morden, ein Massaker. Wenn man
200-300 Kinder getötet hat, dann ist das kein Krieg. Wenn man mit starkem
Militär gegen eine ungeschützte Bevölkerung losgeht, dann ist das kein Krieg.
Wenn man jemanden in einem Käfig erschießt, dann kann man dies nicht Krieg nennen. Wie ein israelischer
Kolumnist es nannte, braucht es nicht viel Mut, um Kampfflugzeuge und
Helikopter zu schicken, um in ein Gefängnis zu schießen. Was hier geschehen
ist, war kein Krieg. Ein Drittel der Todesfälle waren Kinder. Es war ein Massaker.
Was die
israelischen Ziele betrifft, muss man also sagen, Israel war erfolgreich. Es hat unter den
Palästinensern und allgemein unter Arabern Angst verbreitet, und dass Israel
ein wahnsinniger Staat sei und man seinen Befehlen gehorchen muss. 2. Es
zerstört die Hamas als Verhandlungspartner. Man hört jetzt von der Hamas, dass
es keine Friedensverhandlungen mehr mit Israel führen wolle. Genau das war es,
was Israel wollte.
F. Auf
Ihrer Website findet man ein Argument, dass die Enkel der Holocaustüberlebenden
gegenüber den Palästinensern genau dasselbe tun, was ihnen Nazis angetan
hätten. Stimmen Sie damit überein?
NF: Ich
denke, Israel wird immer mehr ein psychisch kranker Staat, wie eine Reihe von
Kommentatoren schon aufgezeigt haben. Und wir müssen ehrlich sein. Während der
Rest der Welt Frieden will, Europa und
die USA Frieden will – wünscht dieser Staat Krieg, Krieg, Krieg. Während der
ersten Wochen des Massakers gab es Berichte in der israelischen Presse, dass
Israel nicht alle Bodentruppen nach Gaza
schicken wolle, sondern einen Angriffe auf den Iran vorbereite. Dann gab
es Berichte, dass es Angriffe auf den Libanon plane. Es ist ein Staat, der
wahnsinnig geworden ist.
F: Aber
sind Sie mit der Charakterisierung einverstanden?
NF: schauen
Sie sich die Fotos an und entscheiden Sie selbst. Ich sage den Leuten nicht,
was sie denken sollen. Ich sage: schaut euch die Bilder an und entscheidet
selbst.
( http://www.normanfinkelstein.com/article.php?pg=11
)
F. Warum
wird es Ihnen seit 10 Jahren verboten, Israel zu betreten? Als Kind von
Holocaustüberlebenden können Sie nicht nach Israel?
NF: Lassen Sie es mich klar stellen. Ich will gar
nicht nach Israel. Ich habe gar kein Interesse, Israel zu besuchen. Ich möchte
meine Freunde in der Westbank besuchen. Nach internationalem Recht - so denke
ich - haben sie kein Recht, mich davon abzuhalten
. Ich stelle kein Sicherheitsproblem gegenüber Israel dar. Am Tag,
nachdem mir der Zutritt nach Israel verwehrt worden war, fragte Haaretz: „Wer fürchtet sich vor Norman Finkelstein?“ Haaretz schreibt auch, dass ich keine Sicherheitsbedrohung
darstelle. Ich habe gar kein besonderes Interesse, solch einen wahnsinnigen
Staat zu besuchen.
F. Es gibt
jüdische Intellektuelle, die Israel jetzt einen ‚terroristischen Staat’ nennen.
Ist das eine korrekte Bezeichnung?
NF: Ich
weiß nicht, wie man damit nicht einverstanden sein kann. Das Ziel der Operation
war, die zivile Bevölkerung zu
terrorisieren, damit sich die Palästinenser so richtig vor Israel fürchten. Dies ist die
lexikalische Definition von Terrorismus : eine zivile
Bevölkerung angreifen, um ein politisches Ziel zu erreichen. Das Ziel dieser Operation oder eher des Massakers war, die zivile
Bevölkerung zu terrorisieren und so viel Zerstörung der zivilen Infrastruktur wie möglich
anzurichten, damit sich die Palästinenser unterwerfen. Wenn man Schulen,
Moscheen, Ambulanzen, Krankenhäuser und UN-Hilfsorganisationen angreift – was
ist das? Wenn dies nicht Terrorismus ist, was ist dann Terrorismus?
F: In Ihrem
bekannten Buch ‚Die Holocaust-Industrie’ behaupten Sie, dass der Staat Israel,
einer der militärisch stärksten Mächte mit einem
horrenden Menschenrechtsbericht, sich selbst als Opferstaat hinstellt, um gegenüber Kritik immun zu sein. Hat man das
auch während der Gaza-Operation gesehen?
NF: Man
versuchte, den Holocaust hier
einzubeziehen. Es war fast lächerlich. Der Führer des amerikanischen Jüdischen
Komitees, David Harris schrieb einen
Artikel, es sei kein Zufall, dass dieser Krieg in Gaza um den 27. Januar
geschah, der ja der Holocaustgedenktag sei. Er wollte eine Verbindung
herstellen. Tatsächlich gibt es eine Verbindung – aber er hatte nicht an diese Verbindung gedacht. Er wollte die
Holocaustkarte spielen. Aber die
funktioniert nicht mehr gut. Während dieses letzten Massakers im
Gazastreifen wandte sich die liberale
jüdische öffentliche Meinung gegen Israel. Wenn man sich die Petitionen,
Demonstrationen, Briefe, nicht nur in der internationalen Gemeinschaft, sondern
auch in der jüdischen Gemeinschaft ansieht, so ist die Unterstützung für Israel
weniger geworden. Die Holocaust-Karte und die antisemitische Karte wirken also
nicht mehr so wie vorher einmal.
F. Sie werden sicher auch ein Antisemit genannt.
NF: Ich
denke, diese Propaganda wirkt nicht mehr.
F: In Ihrem
Buch ‚Antisemitismus als politische Waffe’ behaupten Sie, dass Israel nach der
ethnischen Säuberung der Palästinenser geschaffen wurden; doch die Frage, ob
diese vorsätzlich geplant war, bleibt unbeantwortet. Wenn dies vorsätzlich
geplant war, dann kann es Genozid
genannt werden?
NF: Ja, es
war vorsätzlich geplant, und ich denke, der Bericht ist ziemlich klar. Sogar
Israels früherer Außenminister Shlomo Ben-Ami
veröffentlichte vpr ein paar Jahren in seinem Buch „Scars of War“, dass es 1948 ganz
klar eine vorsätzlich geplante Vertreibung war und dass diese in der
zionistischen Philosophie des Transfer verankert sei. Ethnische Säuberungen
sind Kriegsverbrechen.
F: Warum
glauben Sie, dass die US-Medien so einseitig
sind und so pro-Israel?
NF: Ich
denke, das hat zwei Gründe: zunächst einmal dient Israel amerikanischen
Interessen in der Region. Und die amerikanischen Medien geben immer den
Staaten eine Freikarte, die
amerikanischen Interessen dienen. Das ist das allgemeine Bild und unterscheidet
sich nicht von andern Teilen der Welt. Die abscheulichen Regierungen wie Saudi
Arabien und Ägypten bekommen in den amerikanischen Medien auch Freikarten. Dies
ist der größere Kontext. Und dann ist da
natürlich als zweiter Grund das ethnische Element. In vielen dieser Zeitungen
und den Medien allgemein gibt es eine starke jüdische Präsenz. Und da gibt es
natürlich eine jüdische Solidarität, die eine Rolle spielt. Aber ich denke, wir
müssen den sekundären Faktor relativieren . Der
primäre Faktor sollte nicht aus dem Blick geraten: Israel ist ein
Satellitenstaat der USA; 2. In diesem vergangenen Krieg hat sich die liberale jüdische Bevölkerung
unter 40 vollkommen von dem Krieg, bzw. dem Massaker, distanziert. Sie waren vom
1. Tag an gegen das Massaker.
F. Der
türkische Ministerpräsident Recep T. Erdogan war gegenüber Israel was Gaza betrifft sehr
kritisch und einige amerikanische Kreise machten ihn deshalb fertig. Was denken
Sie darüber?
NF: Ich
wünschte, er wäre noch weiter gegangen, wie Qatar, Mauritanien, Bolivien und Venezuela und er hätte die
diplomatischen Beziehungen mit diesem
Wahnsinnsstaat. abgebrochen … Ich war froh, dass die Hamas die Gesten der
türkischen Regierung zu schätzen wusste und bereit war, türkische Truppen an
„unsern Grenzen’ zu sehen. Das ist ein
hohes Lob für die türkische Regierung.
Türken
zeigten den Palästinensern gegenüber Mitleid, Anstand und Gerechtigkeitsgefühl.
Das ganze türkische Volk kann auf diese Haltung stolz sein, wie es vor dem amerikanischen Einfall in den
Irak 2003 der Fall war
. Es war das türkische Volk und die Regierung, die Mut zeigten. 96% des
türkischen Volkes waren gegen den Irakkrieg. Die türkische Regierung weigerte
sich, den Amerikanern Land zum Angriff (auf den Irak) zur Verfügung zu
stellen …
F: Wie
fühlen Sie sich persönlich bei Israels Operationen im Gazastreifen – als Sohn
von Holocaustüberlebenden?
NF: Lange
Zeit hatte ich keine emotionale Verbindung mit Israel, das unerbittlich, brutal und unmenschlich diese
mörderischen Kriege führt. Es ist ein Wandalenstaat.
….Ich hab ein paar gute Freunde und ihre Familien dort. Natürlich möchte ich
nicht, dass ihnen was geschieht … 90% der Bevölkerung jubelt weiter und fühlt sich stolz und
heroisch. Sie schicken einen Panzer auf einen Spielplatz und verbrennen Kinder?
Ist das Heldentum? Ist das Mut? ….
Dieser
Staat überfiel 1978 (den Gazastreifen),
dann wieder 1982, und 1993 und 1996 und 2006 und 2008 ..
Dann wirft
dieses narzisstische (isr.) Volk seine Hände in die Luft und fragt: „Warum
lieben sie uns nicht? Warum wollen unsere Nachbarn uns nicht hier haben?“
Warum
sollten sie?
(dt und geringfügig
gekürzt: Ellen Rohlfs)