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Nachrichten von den Segelschiffen „Free Gaza!“ und der „Liberty“

 

Laureen Booth, Kreta bulletin, 12. August 2008

 

Wir sitzen hier in Kreta in der Sonne und bei leichter Brise. Es war ein Tag voll hoher Erwartungen - und  wir wurden noch einmal enttäuscht.

Ich verbrachte die letzte Nacht das erste Mal an Bord. Das Wasser war so ruhig und erinnerte mich an den Genfer See. Unsere Gruppe verbrachte ein spätes Abendessen mit sympathischen Leuten des Ortes in einem öffentlichen Gebäude, das einmal Chanias Gerichtshof und Gefängnis war. Es gab ein veganisches Festmahl ( mit Käse), das sorgfältig vorbereitet war. Es gab auch Musik; ein älterer Mann sang spanische Lieder, die ein jüngerer Gitarrespieler begleitete…

Ich kam gegen 2 Uhr nachts zum Boot und hätte im Stehen schlafen können, fand aber noch eine leere Kabine …

Eine Stunde später klingelte mein Handy . Es war Zeit für die Wache auf dem Schiff mit Jeff Halper, dem Anthropologen und Gründer des israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD). Die Schiffe dürfen  wegen Sabotage nie  allein gelassen werden. Wir waren an der Reihe, die Wache auf den Schiffen zu halten. Wir patrouillierten mit Taschenlampen und sprachen leise mit einander …

Beim Treffen am frühen Morgen hatten alle Segler leuchtende Augen und  warteten darauf, loszusegeln und machten Pläne für den längsten Teil der Odyssee. Von der legendären Insel Kreta nach Cypern. Beide Schiffe haben nun professionelle Kapitäne. Matthew, der heute morgen ankam - direkt von einer privaten Segeltour durch die griechischen Inseln - sah sehr jung aus. (Ich bestand darauf, dass er sich einen Bart wachsen lässt, um älter als 17 auszusehen) Doch tatsächlich ist er in den Dreißigern und hat eine Familie und Kinder und kennt die Gewässer zwischen den griechischen Inseln genau . …Nachdem er am Morgen die Karte studiert und die lokalen Wetterberichte für Schiffe um 11 Uhr gehört hatte, verkündete Kapitän Matthew, dass Freitagabend die perfekte Zeit zum Aufbruch sei. Vorher wäre die Reise in diesen Schiffen von Kreta nach Zypern selbstmörderisch.

 

Was tun wir nun hier auf Kreta? Jeder überlegte seine eigene persönliche Situation, die finanzielle Lage bei einem längeren Aufenthalt, das Engagement derer, die auf die Boote der Hoffnung  an ihrer Küste warten. Ich weiß von den gleichfalls gespannt wartenden Freiwilligen in Nikosia, für die  sich schon wichtige Geschäfte und Aufgaben  immer wieder für diese Mission  verzögerten. Diese Nachricht muss sie auch hart getroffen haben.

 

Doch bald schiebt jeder diese Verzögerung beiseite und entscheidet, wie man die Extrazeit am besten nützen kann. Huwaida und Courtney wollen die Schiffe verschönern.

Und da Leute vom Ort und Touristen vor den beiden Booten stehen bleiben und das Wort Palästina aussprechen und sich nicht sicher sind, ob es die Boote sind, von denen sie gehört und gelesen hatten, entschieden sich die beiden Frauen, das Ruderhaus beider Schiffe mit dem Rot und Grün der palästinensischen Fahne zu bemalen, unterbrochen von Worten des kürzlich verstorbenen palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish.

Praktische Vorbereitungen gehen weiter. Doch die Verzögerung verteuert auch das Unternehmen. Das Projekt „Durchbrecht die Blockade“ braucht dringend finanzielle Verstärkung: fünfzig Reisende an zwei Orten müssen versorgt werden und die in Nikosia müssen für eine längere Zeit  Miete zahlen, als vorgesehen war. Trotz der verschiedenen Belastungen, die auf jedem liegen, hat noch keiner das Projekt verlassen. Wie jeder einzelne  mit den finanziellen Belastungen fertig wird, davon habe ich keine Ahnung.

Der einzige Grundsatz, der einzige Gedanke derjenigen hier an diesem Nachmittag ist der, dass Tausende in Gaza auf dieses kleine .. Projekt warten. Es  sind die Menschen in Gaza, die genau  den Horizont beobachten, die uns hier in Kreta durchhalten lassen.

 

Unterdessen wartet auch die Welt und möchte wissen, was geschehen wird. Heute hat die größere italienische Tageszeitung Corriere della Sera, die von mehr als 2 Millionen gelesen wird, eine ganze Seite ihrer Weltnachrichten der „Free Gaza Movement“ und der Ungerechtigkeit, unter der die Palästinenser leiden, gewidmet . Die USA-Medien sind die einzigen, die durch Abwesenheit glänzen – nichts wird berichtet.

Die „Befreit Gaza!-Bewegung  hat die Boote, die Mannschaft und den guten Willen, Israels illegale Barrikaden herauszufordern. Jetzt braucht sie nur noch das richtige Wetter.

Hier ist die Botschaft an die Menschen in Gaza, die das Meer nach den Schiffen absuchen: Die  „Bewegung Befreit Gaza!“ ist auf dem Weg. Wenn die Winde gut sind, wird sie nichts mehr von ihrer Mission des Friedens und des guten Willens  abhalten.

 

Lauren Booth, Journalistin und Rundfunksprecherin.  Handy  07958961602

 

Spruch des Tages:

 „Akzeptiere eine Enttäuschung, die ein Ende hat, doch verliere nie die Hoffnung – sie hat kein Ende.“ Martin Luther King, jr.

 

(dt. und geringfügig gekürzt: Ellen Rohlfs)