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Uri Avnery: in dieser Nacht
wurde mitten auf dem Meer ein
Verbrechen begangen – auf Befehl
der Regierung Israels und dem IDF-Kommando.
Ein kriegsähnlicher
Angriff gegen Schiffe mit Hilfslieferungen und tödliche Schüsse auf
Friedensaktivisten und Aktivisten humanitärer Hilfe.
Es ist eine wahnsinnige
Sache, die sich nur eine Regierung leisten kann, die alle roten Linien
überschritten hat.
Nur eine wahnsinnige
Regierung, die alle Beherrschung verloren hat und jede Verbindung zur Realität,
kann so etwas tun: Schiffe, die humanitäre Hilfe und Friedensaktivisten aus
aller Welt mit sich bringt, als Feinde anzusehen und massive militärische Kräfte
in internationale Gewässer zu schicken, sie anzugreifen, zu beschießen und zu
töten.
„Niemand in der Welt wird
die Lügen und Entschuldigungen
glauben, mit denen die Regierungs- und Armeesprecher
daherkommen“, sagt der frühere Knessetabgeordnete Uri Avnery von
der Gush Shalombewegung. Gush Shalom-Aktivisten werden zusammen mit
Aktivisten anderer Organisationen
ab
11 Uhr von Tel Aviv
abfahren, um vor der vorbereiteten Hafteinrichtung ( in Ashdod), wo die
internationalen Friedensaktivisten hingebracht werden, zu protestieren.
Greta Berlin, die
Sprecherin der Flotillen-Organisatoren, die in Cypern ihren Sitz hat,
sagte zu Gush Shalom-Aktivisten,
dass das israelische Kommando mit Helikoptern auf den Booten gelandet sei
und sofort das Feuer eröffnet hätten.
Dies ist
ein Tag der Schande für den Staat Israel, ein Tag großer Besorgnis, an
dem wir entdecken, dass unsere Zukunft einer Bande von
schießwütigen verantwortungslosen Leuten anvertraut war . Dieser Tag ist
ein Tag der grenzenlose Schande und des Wahnsinns und der Dummheit, es ist der
Tag, an dem die israelische Regierung den Namen des Landes in aller Welt
verunglimpft hat, indem es überzeugende Beweise seiner Aggressivität und
Brutalität zu Israels sowieso schon
schlechtem internationalen Image hinzufügt und damit die wenigen
verbliebenen Freunde entmutigt und distanziert.
Tatsächlich fand weit vor
der Küste des Gazastreifens eine
Provokation statt – aber die Provokateure waren nicht die Friedensaktivisten,
die von den Palästinensern eingeladen
waren und die die Küste Gazas erreichen wollten. Die Provokation wurde
vom Marinekommando auf Bitte der israelischen Regierung ausgeführt: den Weg für
die Boote mit den Hilfslieferungen zu blockieren und tödliche Gewalt anzuwenden.
Es ist Zeit, die Belagerung
des Gazastreifen zu beenden, der
den Bewohnern nur schweres Leid zufügt. Heute hat die israelische Regierung
mit eigenen Händen die Maske von ihrem Gesicht genommen und damit klar
gemacht, dass Israel sich noch nicht vom Gazastreifen „getrennt“ hat. Wirkliche
Trennung von einem Gebiet kann nicht bedeuten, dass der Zugang zu ihm weiter
blockiert wird oder Soldaten geschickt werden, um auf die zu schießen, sie zu
töten und zu verletzen, die
versuchen, dorthin zu gelangen.
Der Staat Israel versprach
in den Oslo-Abkommen vor 17 Jahren, die Errichtung eines tiefen Seehafens in
Gaza zu ermöglichen, durch den die Palästinenser
frei im- und exportieren und ihre Wirtschaft entwickeln können. Es wird
Zeit, diese Verpflichtung zu realisieren und den Hafen von Gaza zu öffnen. Erst
wenn der Gazahafen für freie
und ungestörte Bewegung offen sein wird, genau wie der Hafen von Haifa und
Ashdod, wird sich Israel vom Gazastreifen getrennt haben. Bis dahin wird die
Welt weiterhin – zurecht – den Gazastreifen unter israelischer Besatzung ansehen
und den Staat Israel verantwortlich für das Schicksal der dort lebenden
Menschen.
(dt. Ellen Rohlfs)