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Wiederaufbau
von Gazas Infrastruktur mit Lehm
Eva
Bartlett, electronicintifada 14. Oktober 2009
Sheikh
Zayed, Besetzter Gazastreifen, (IPS)
, An einem heißen Sommermorgen legen Arbeiter eine Schicht Lehmziegel
auf die andere für die neue Polizeistation in Sheik Zayed.
Wir
haben am 20. Juni damit begonnen, sagte
Mohammed al Sheik Eid, ein Berateringenieur beim
Gaza-Innenministerium. „Da dies das erste Mal ist, dass wir etwas in diesem
Stil mit Schlammlehmziegeln bauen, können wir nicht einschätzen, wie lange es
dauert, bis es fertig ist. Vielleicht noch mal zwei Monate“.
Er
ist aber davon überzeugt, dass es vor dem Winterregen ist.
Seit
dem Ende des Gazakrieges wurden eine Reihe von
Häusern aus Lehm gebaut, einfache quadratische Häuser aus zwei oder drei
Räumen. Die neue Polizeistation in Sheikh Zayed ist
eines der größeren Projekte mit mehreren Räumen.
Eine
komplizierte Reihe von dickwandigen, Kuppelräumen formen im
Ganzen einen viel kunstvolleren Bau als
der früheren quadratischen
Zement-Polizeistation, die während des Angriffs zerbombt wurde. Wenn sie fertig ist, werden es 550 qm sein, einschließlich 3,5m
mal 3.5 m Büroräume und 8 m lange Räume mit Kuppeldach. …
Die
Gegend entlang der Küstenstraße nach Beit Lahiya ist offen und breit und im Hintergrund stehen
Zementblock-Wohungshäuser, die lange vor der
israelischen Belagerung gebaut wurden, als Zement noch zu haben war.
Der
Ingenieur und Aufseher dieser Gegend erklärt den Prozess dieser kleinen und
handgearbeiteten Konstruktionen.
„Die
Lehmziegel benötigen ein bis zwei Wochen bis sie geformt und getrocknet sind“
und zeigt auf eine Reihe in der Sonne
trocknender Ziegel hin, „ die Herstellung eines Ziegels kostet etwa 1 Schekel, etwa einen Viertel
Dollar.“
„Der
Lehm wird aus der Gegend von Beit Lahiya
gebracht und das Stroh kommt von den lokalen Bauern. Das Dach wollen wir mit
Gips verputzen, um es vor Regen zu schützen.
Holz
wird vorübergehend zum Stützen der
Kuppelbögen benützt und zum Abstützen der Fensteröffnung bis der Lehmmörtel
fest geworden ist. Dann wird das Holz weggenommen, um woanders benützt .
Der
durch die Tunnel geschmuggelte Zement ist 10 mal teurer
als vor der Belagerung. Eine Tonne Zement kostet 3400 Schekels,
vorher 350 …
Husam
Toubil vom UN-Entwicklungsprogramm sagt, Gaza
benötige 50 000 t. Zement um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen und 41 000
t. zum Aufbau der öffentlichen Gebäude.
Al
Khalout sagt, dass die Probleme weit über das
hinausgehen, dass es kein Baumaterial gibt. „Für die meisten unserer Arbeiter
ist dies die erste Erfahrung, mit Lehm Ziegel herzustellen.“
Da
wir erst Lehm, Stroh und Kies zusammenholen
und dann dieses mischen und daraus Ziegel formen müssen, um dann
tatsächlich bauen zu können, brauchen wir mehr Arbeiter, als wenn wir normalen Zement benützen.
In
diesem eingeschlossenen Streifen Land, wo die Arbeitslosigkeit fast 50 %
beträgt und die Armut 90% erreicht – nach einem Bericht der UN-Handels- und Entwicklungskonferenz –
erdulden die Arbeiter für die Chance, 40
Shekel/Tag zu verdienen, die Hitze. …
Während
Januar bis Mai 2009 wurden nur 6 LKW-Ladungen mit Material nach Gaza gelassen,
die dringend für Wasserprojekte benötigt
wurden ..
Die
israelischen Behörden sagen, das Verbot, Baumaterial zu senden, sei deshalb,
damit die Hamas dies nicht für sog. „Dual-Use-Dinge“
also für Militärisches benützen würde.
Doch
nicht von Hamas geführte Schulen, Gesundheitszentren u.ä. sind den selben
pauschalen Restriktionen unterworfen, was die Einfuhr von Zement, Kieselsteinen, Holz, Ziegel,
Röhren, Farbe, Glass und Stahlstangen betrifft, berichtet der OCHA-Bericht.
Die
Lehmziegeltechnik, also jenseits der einfachen Lehmöfen
( zum Brotbacken) die in Gaza zum Hausbau vorherrscht,
hat ganz große Bauprobleme.
Östlich
von Gaza-Stadt im Al-Shejayia-Distrik
haben Ingenieure die Herausforderung eines mehrstöckigen Lehmziegelbau
angenommen: eine dreistöckige Schule für 600 behinderte Kinder wird dort
gebaut; man verwendet ein Kombination von Lehmziegeln und Schutt von den beim israelischen angriff
zerstörten Gebäuden.
Nach
einem Guardian-Bericht experimentieren der Ingenieur Maher
al-Batroukh und Universitätsingenieure mit
Lehm und stärkere Ziegel zu schaffen. Wenn diese Schule fertig ist, soll sie
etwa zweimal so groß wie die Sheik Zayed-Polizei-Station sein mit ähnlich gewölbten Decken und
Gipsverputz.
Während
das Hamas-Ministerium für öffentliche Arbeiten den Erfolg der Lehmbaubemühungen
feststellt, verfolgt es gleichermaßen die Lehmziegelalternative mit Plänen für
ein mehrstöckiges Haus und um zerstörte öffentliche Gebäude aufzubauen.
Während
einige Mittel finden, das israelische Verbot für fast alles, was man zum
Wiederaufbau im Gazastreifen benötigt, zu umgehen, trifft die anhaltende
Belagerung - nach dem letzten UN-Bericht
- das tägliche Leben in einem Ausmaß, dass die geschlossenen Grenzen und
Verzögerungen von notwendigen Waren einen verheerende Auswirkung auf das Leben
haben und eine Rückentwicklung ..
Der
OCHA-Bericht zitiert außerdem vom Schaden im Bildungsbereich: überfüllte
Schulen wegen zerstörter und beschädigter Schulen und fehlendem Schulmaterial,
das Israel nicht in den Gazastreifen lässt.
In
einem Statement vom August 2009 stellt Maxwell Gaylard,
der UN-Koordinator für Humanitäres in den besetzten Gebieten fest, dass die
Verschlechterung und der Zusammenbruch der Wasser- und sanitären Einrichtungen
im Gazastreifen sehr ernst sind und die
menschliche Würde verletzt. …
Etwa
60 % der Bevölkerung bekommt kaum Wasser und etwa 10 000 Menschen haben
überhaupt keinen Zugang zu Wasser. Dazu kommt dass 50-80 Mill. Liter Wasser, die täglich
unbehandelt oder nur teilweise unbehandelt
seit Januar 2008 abfließen, die Krisis verstärken. … Das UN-Office
berichtet dass mehr als 6400 Häuser zerstört oder schwer beschädigt wurden und
mehr als 52 000 kleinere Schäden
durch die Bombardements im letzten Winter haben.
Der
OCHA-Bericht stellt fest, dass die anhaltende israelische Belagerung des
Gazastreifens den wiederaufbau und die Reparatur von
13 900 Häusern verhindert hat, einschließlich
von 2700 Häusern, die bei früheren israelischen Militäroperationen
beschädigt wurden und 3000 Wohneinheiten,
die dafür gedacht waren, unpassende
Wohnungen in den überfüllten Flüchtlingslagern zu ersetzen.
Mehr
als 20 000 Palästinenser bleiben ohne Wohnung mit etwa 100 Familien, die noch
immer in Notzelten leben, die sie von Hilfsorganisationen erhielten.
PCHR
berichtet, dass während der angriffe 215
Fabriken und 700 private Geschäfte, 17 Universitäten oder Colleges, 15
Krankenhäuser und 43 Gesundheitszentren und 58 Moscheen zerstört oder beschädigt wurden. Die UN berichtet von 298
zerstörten oder beschädigten Schulen.
All
dies wartet auf Wiederaufbau, wie auch Gazas zerstörte Wirtschaft.
(dt.
und gekürzt: Ellen Rohlfs)