Gideon Spiro, Yesh Gvul,
7. April 2009 ( aus
Red Rog –Weekly Column)
Gefunden
bei
www.kibush.co.il/show_file.asp?=32852
In den
Medien wird die 16 Jährige junge Frau Basma aus Hura im Negev als eine
„Terroristin“ beschrieben.
Ich sehe in
ihr eine sensible junge Frau, die das Morden am Volk im Gazastreifen nicht mehr
ertragen konnte. Folgende Worte schrieb sie in ihr Notizbuch/ notebook: „Die Schreie aus dem Gazastreifen gellen in
meinen Ohren, mein Herz ist voller Leid und Schmerz. Ich bin eine Gefangene der
Besatzung’. Diese Worte drücken Solidarität mit ihrem Volk aus, das im Gaza-Ghetto ermordet, geschlagen und
gedemütigt wurde.
Wenn diese Gefühle mit der täglichen Realität der
Diskriminierung der Beduinen in Israel zusammenkommen mit der fast täglichen
polizeilichen Unterdrückung durch Zerstörung
Behausungen, dem Vernichten der Ernte, ist es nur natürlich, dass die
junge Frau Rache an denen sucht, die für sie zum einen die Besatzung und den
Krieg symbolisieren und zum anderen auch die Diskriminierung bei sich zu Hause.
Und wer verbindet diese beiden Rollen mehr als die Polizisten an der Grenze ( die sie angeblich
mit einer Pistole schießend angegriffen hätte)?
Wir Juden
sollten Verständnis für solche Racheakte gegen Tyrannen und Unterdrücker an den Tag legen. Wir erinnern uns sehr wohl
an jüdische Zellen, die am Ende des 2. Weltkrieges sich auf ähnliche Weise rächten wie diese junge
Beduinenfrau – doch mit mehr Geschick.
Ich betone,
ich vergleiche hier nicht den Grad
und die Schwere der Ereignisse, sondern
die persönlichen Gefühle, die die Rache motivieren.
Heute,
vom Standpunkt meines fortgeschrittenen Alters und als Mitglied von Amnesty
International, lehne ich alle Akte, die mit dem Töten von Menschen
zusammenhängen, strikt ab. Aber wenn ich an mich als 16-Jährigen zurückdenke,
wäre ich damals z.B. nicht bereit gewesen, eine Pistole zu nehmen und einen der
Unterdrückungssoldaten des britischen Empire
zu erschießen?
Das
Märtyrertum in diesem Fall ist nicht anders als das vieler anderer
verschiedenster Nationalitäten, die bereit sind, ihr Leben zu opfern um der
Freiheit ihres Volkes willen.
Das Töten
der jungen Frau ( durch die Grenzpolizisten) wäre
vermeidbar gewesen. Die Pistolenschüsse, die sie abgab, trafen niemand ( Falls sie tatsächlich geschossen hat – eine unabhängige
Untersuchung sollte klarstellen, ob sie überhaupt geschossen hat. Zu oft sind wir von offizieller Seite angelogen
worden).
Es wäre
möglich gewesen, sie zu neutralisieren, ohne sie zu töten. Aber wie viel ist
das Leben einer „Terroristin“ wert? Ihr Schicksal war mit dieser Definition
besiegelt.
Wenn sie
lebend gefangen genommen worden wäre, wäre sie nach entsprechenden Gesetzen für
Minderjährige vor Gericht gestellt worden … Genau das aber wollten sie
verhindern und es gelang ihnen. Das Leben einer palästinensischen Beduinenfrau
– wer kennt sie schon, wer ist sie denn?
Wir
waren Sklaven – wir bleiben Sklaven
(Gedanken zu Pesach)
Dieses ist
das 42. Jahr, dass wir, „die Kinder Israels“, am Sederabend
zusammen sitzen und das Fest der Freiheit feiern – und den Palästinensern die
Freiheit verweigern. Das Lied, das den Feiertag symbolisieren soll: „Wir waren
Sklaven – nun sind wir frei“ hat keinen
Inhalt, keine Bedeutung mehr, weil wir nicht frei sind. Wir sind Sklaven der
Besatzung, der Siedler, der Armee, … und allen andern Mechanismen der
Unterdrückung unterworfen.
Warum also
ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte der vergangenen 42 Jahre? Weil in dieser Nacht die Schlinge der
Besatzung noch enger gezogen, die Absperrung in dieser Nacht noch schlimmer als
an den anderen Tagen des Jahres und das palästinensische Ghetto von einer
Mauer/Zaunanlage, von Wachtürmen und Legionen der Besatzung umgeben sind. Es
hat viele Charakteristika eines großen KZ.
Wann werden
wir ein freies Volk sein? Wann werden die palästinensischen Sklaven auch frei
sein?
(dt. Ellen
Rohlfs)