Israel Palästina Nahost Konflikt Infos

Presseverlautbarung: 15.  4. 12

 

Gush Shalom: Avnery : Netanjahu vergleicht Israel mit Syrien und dem Iran und  trägt so zur Delegitimation Israels bei. Die aggressive Haltung am Flughafen ( Ben–Gurion) zeigt der ganzen Welt das Image Israels als  Polizeistaat.

 

„Auf der Höhe von Demagogie ruft Netanjahu den Friedens- und Menschenrechtsaktivisten zu, sie sollten doch nach Syrien und dem Iran gehen - dieses Bündel von Absurditäten klingt durch  das offizielle und inoffizielle Regierungssprachrohr. Der Ministerpräsident bemerkte nicht, dass er  mit diesem Vergleich den Staat Israel auf genau dieselbe Ebene setzt, wie diese unterdrückerischen Regime und  selbst zur Delegitimation Israels beiträgt“, sagte das frühere Knessetmitglied Uri Avnery, Gush Shalom Aktivist.

Heute ist eine dunkle und schändliche Seite in der Geschichte des Staates Israel. Das massive und aggressive Spiel, das heute am Ben-Gurion-Flughafen mit Hunderten von Polizisten gespielt wurde, die systematisch nach jedem Reisenden jagten, der wagte, offen zuzugeben, dass er nach Bethlehem will, als ob dies das schrecklichste Verbrechen wäre, und der hysterische Angriff auf eine Handvoll israelischer Aktivisten, die es wagten, eine regimekritische Meinung auszudrücken; die weltweite Kampagne von Druck und Drohungen gegenüber Luftlinien, damit sie für Hunderte Passagiere die Flüge streichen. Wollte die Regierung der Welt das Image eines hässlichen Israel zeigen – unterdrückerisch, aggressiv, nationalistisch, keine Toleranz gegenüber Kritik – dann hatte sie heute  einen Riesenerfolg. Falls sie aber die Behauptung bestätigen wollte, dass Israel „die einzige Demokratie im Nahen Osten“ ist, dann hat die Haltung der Regierung genau die gegenteilige Botschaft vermittelt. Der „Sieg“ der Regierung über die internationalen Aktivisten war genau der Inbegriff eines Pyrrhussieges.

 

Das Assad Regime in Syrien trotzt schon länger als ein Jahr einer weltweiten Verurteilung wegen seiner Brutalitäten, und endlich beginnt die internationale Gemeinschaft , dort zu intervenieren, wenn auch zu wenig und zu spät. Mutige Menschenrechtsaktivisten in Syrien riskieren ihr Leben, um Botschaften und Bilder  weiterzugeben. Sie verdienen alle Achtung und Ehre. All dies entlastet den Staat Israel nicht von seiner Verantwortung für die letzten 44 Jahre – länger als  zwei Drittel seiner ganzen Geschichte, in der Israel eine unterdrückerische

Herrschaft über 4 Millionen Menschen aufrecht erhält und systematisch ihr Land stiehlt . Tatsächlich gibt es keine Zweifel darüber, dass hinsichtlich des reinen Blutvergießens Syrien in diesem Augenblick Israel  übertrifft. Doch wäre es besser für Israel, sich dessen nicht zu sehr zu rühmen. Die Menschenrechtsaktivisten in aller Welt könnten und sollten sich mit Menschenrechtsverletzungen befassen, wo immer sie geschehen – in Syrien, im Iran und auch in den palästinensischen Gebieten unter israelischer Besatzung. Die israelischen Friedensaktivisten, die zum Flughafen kamen, um gegen die aggressive Haltung der Regierung zu protestieren und um die internationalen Aktivisten zu begrüßen, halfen ein wenig , Israels guten Namen wiederherzustellen.

 

Adam Keller, Sprecher von Gush shalom 

 

(dt. Ellen Rohlfs)