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Hilfskonvoy hat die Blockade gebrochen

Gush Shalom in Aktion, 18.2.08

 

Die Tore zum Gazastreifen öffneten sich und sieben Tonnen  lebenswichtiger Dinge kamen in den Gazastreifen.

Es war der Höhepunkt eines zwei Wochen langen Kampfes, in dessen Verlauf die israelischen Friedensgruppen  damit drohten, zum Obersten Gerichtshof zu gehen, während Unterstützer aus aller Welt diesen Kampf  mit verfolgten.

 

Die Aktion begann vor zwei Monaten, als der bekannte Menschenrechtler aus Gaza Dr. Eyad el-Sarraj, ein Psychiater, in Tel Aviv mit einer kleinen Gruppe von Friedensaktivisten verschiedener Organisationen zusammentraf. Im Lauf dieses Treffens wurde entschieden, dass die israelische Friedenbewegung einen Hilfskonvoi organisieren werde – einmal um das Leiden zu mindern und als Akt der Solidarität und des politischen Protestes gegen die unmenschliche Blockade, die von der Olmertregierung über anderthalb Millionen Bewohner des Gazastreifens verhängt worden war. Schließlich beteiligten sich mehr als 30 Friedensorganisationen an dieser Aktion.

 

Die Gush Shalom Koordinatorin  Beate Zilversmidt bat Unterstützer in Israel und im Ausland  um Spenden. Die Reaktion war bewegend: aus vielen Ländern kamen Spenden von Organisationen und von Einzelpersonen, von einigen Dollar, von anderen Hunderte oder gar Tausende. Mit dem Geld kauften Teddy Katz von Gush Shalom und Yaacov Manor, dem Koordinator der Koalition gegen die Blockade 5 Tonnen  Lebensmittel. Israelische Familien fügten dem noch zwei weitere Tonnen individueller Familienpakete hinzu.

 

Alles zusammen wurde in einem großen Konvoi von 150 Wagen zur Grenze des Gazastreifens gebracht. Dort wurde sie gestoppt. Die Grenze blieb zu. Erst in dieser Woche nach einem hartnäckigen Kampf mit den Behörden der Armee, erhielt man die Genehmigung, um die ganze Lieferung hineinzufahren.

 

Eine kleine Delegation von Friedensaktivisten, Mitglieder verschiedener Organisatoren, kamen früh am Morgen des 18.2. bei beißender Kälte an die Sofa-Kreuzung am südlichen Ende des Gazastreifens, nachdem sie über die Lieferung riesige Poster legten, die forderten: „Gaza: Hebt die Blockade auf!“ Die Lieferung wurde bis zum Tor des Überganges gebracht. Auf der andern Seite des Terminals warteten schon die  palästinensischen Partner, denen die Lieferung übergeben wurde.

Dr. El-Sarraj sprach über Telefon mit dem Gush Shalom-Sprecher Adam Keller und dankte herzlich den israelischen Friedensaktivisten. Er sagte ihnen, dass die Vorräte wichtiger Dinge, die neulich durch die offene Rafahgrenze gebracht wurden, schnell zu Ende gehen und dass das Gefühl der Strangulierung wieder kommt.

 

Wir in Gaza schätzen die Solidarität, die wir heute durch Ihren Konvoi erhalten, sehr hoch ein. Wir hoffen, dass dies der Anfang für einen gemeinsamen Kampf  beider Völker für Frieden und Freiheit für beide Völker sein mag.“

 

Die Hilfslieferung enthielt vor allem wichtige Nahrungsmittel und Wasserfilter, die für den Gazastreifen besonders wichtig sind, weil das Wasser dort praktisch  nicht genießbar ist. Die „Palästinensische Koalition gegen die Blockade“ versorgt damit vor allem Krankenhäuser, wo die Notwendigkeit für  sauberes Wasser besonders dringend ist. Die Wasserfilter wurden nach vielen Monaten hineingelassen, während der Mangel an Filtern eine ernsthafte Bedrohung für die allgemeine Gesundheit darstellt. Das trifft aber auch auf andere Produkte zu. Die Friedensorganisationen hoffen, dass ab jetzt die Filter ohne Einschränkungen in den Gazastreifen geliefert werden können.

 

„Die Blockade ist unmenschlich, unmoralisch, illegal und auch eine Bedrohung der vitalen Interessen Israels, nämlich Frieden,“ erklärte der Gush Shalom-Aktivist und das frühere Knessetmitglied Uri Avnery, der den Konvoi begleitete. „Wir danken den israelischen und ausländischen Spendern, die uns geholfen haben, die Blockade zu brechen.“

 

Avnery fügt noch hinzu: „Das Leiden, das man den Bewohnern des Gazastreifens zufügt, hilft den Bewohnern von Sderot in keiner Weise. Es gibt nur einen Weg, um die Qassams zu stoppen: das  mehrfach gemachte Angebot der Hamas eines vollen und beiderseitigen Waffenstillstandes an der Grenze des Gazastreifen anzunehmen.“

 

Ein weiterer Hilfskonvoi wird bereits  vorbereitet.

 

(dt. Ellen Rohlfs)