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Anti-Israelismus : Warum die  Zionisten  dies weder begreifen noch   begreifen können

 

Alan Hart, 28. Januar 2010

 

 

Darüber gibt es keinen Zweifel. Immer mehr Menschen in aller Welt und wahrscheinlich auch viele ihrer Regierungen beginnen - hinter verschlossenen Türen - den zionistischen Staat Israel als das zu sehen, was er wirklich ist: nicht nur ein Hindernis für den Frieden, sondern ein Monster *, das außer Kontrolle geraten ist. Und immer mehr sog. gewöhnliches Volk beginnt, überall sich gegen Israel zu wenden.

Das erklärt, warum Ministerpräsident Netanyahu  den  historischen Aufruf der  Zionisten anführt, die Welt möge doch aufhören, Israel zu dämonisieren.

 

Am 25. Januar sagte er im Yad Vashem-Holocaust-Gedächtnismuseum: „Es gibt Böses in der Welt, und es wird nicht  aufgehalten, es breitet sich aus. Ja, es gibt  einen neuen Aufruf, den jüdischen Staat zu zerstören“. Das ist unser Problem, aber nicht nur unser Problem. Dieses (neue Auftauchen und die Zunahme von Antisemitismus  ist nach Netanyahu)  ein Verbrechen gegen die Juden und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und es ist ein Test für die Menschheit.“

Das sagt ausgerechnet  der Mann, der mehr als die meisten bei der Umwandlung des Zionismus in eine Ideologie, die alles und jedes zu rechtfertigen versucht, was Israel tut,  mitgeholfen hat:  von der Obszönität des Nazi-Holocaust als einer Lektion gegen Rassismus und Faschismus und all den Übeln, die damit verbunden sind,  Kriegsverbrechen eingeschlossen.

Zionismus kann nichts sehen; er ist von seiner eigenen unerträglichen Selbstgerechtigkeit zu verblendet, als dass er das Verhalten seines Monsterkindes  sehen kann: die hauptsächliche Ursache des Erwachens des schlafenden Giganten Antisemitismus;  abgesehen davon, dass es in den meisten Fällen gar kein Antisemitismus ist – sondern Anti-Israelismus. (Es besteht allerdings die Gefahr, dass es leicht zu Antisemitismus im westlichen Sinne werden kann –  nämlich Abscheu und sogar Hass gegen Juden, nur weil sie Juden sind - wenn der westlichen Welt nicht geholfen wird, den Unterschied zwischen Judentum und Zionismus zu begreifen). Der Unterschied erklärt, warum es absolut möglich ist, ein leidenschaftlicher Anti-Zionist zu sein, ohne in irgendeiner Weise anti-jüdisch zu sein und auch warum es falsch ist, alle Juden egal wo, für die Verbrechen der verhältnismäßig wenigen in Israel oder gar aller Israelis die Schuld zu geben.

Es ist eine Tatsache, dass vor dem Nazi-Holocaust fast alle Juden der Welt gegen das zionistische Kolonialunternehmen waren. Einer von mehreren Gründen für die Opposition der am besten Informierten und Nachdenklichsten von ihnen  war die Furcht, dass wenn dem Zionismus von den Großmächten erlaubt wird, seinen eigenen Weg zu gehen, er eines Tages klassischen Antisemitismus provozieren würde. Wie ich in meinem Buch  „Zionismus: der wirkliche Feind der Juden“ schrieb, wurde diese Furcht  1986 von Yehoshavat Harkabi, (Israels die längste Zeit dienendem  Direktor der Nachrichtendienste) eine  neue Idee  gegeben. In seinem bemerkenswerten Buch „Israels Schicksalsstunde“ schreibt er:

    „Israel ist das  Kriterium, nachdem alle Juden neigen, beurteilt zu werden. Israel als jüdischer Staat ist ein Beispiel für den jüdischen Charakter, der hier freien und konzentrierten Ausdruck findet. Antisemitismus hat tiefe und historische Wurzeln. Trotzdem wird jeder Fehler im israelischen Verhalten, der anfänglich als Anti-Israelismus bezeichnet wird, wahrscheinlich in einen empirischen Beweis für die Gültigkeit von Antisemitismus umgewandelt. Es würde eine tragische Ironie sein, wenn der jüdische Staat, der  mit der Absicht gegründet wurde, das Problem des Antisemitismus zu lösen, nun zu einem Faktor wurde, dass Antisemitismus wieder zunimmt. Den Israelis muss klar werden, dass der Preis für ihr Fehlverhalten, nicht nur von ihnen bezahlt werden wird, sondern von allen Juden in aller  Welt.“

 

Drei besondere Ereignisse garantieren, dass Israels Fehlverhalten nicht nur „ein Faktor“ sondern der wesentliche Faktor des Wieder-Auftauchens und der Zunahme dessen ist, was der Zionismus als Antisemitismus  bezeichnet, was aber tatsächlich Anti-Israelismus ist:

  1. Israels Invasion 1982 in den Libanon bis Beirut, mit der ursprünglichen Absicht, die PLO, seine Führung und Infrastruktur zu zerstören.
  2. Israels Krieg in den Libanon 2006 mit der Absicht genug Zerstörung und Tod zu verursachen, um Libanons politische Institutionen und Militär zu zwingen, die Hisbollah zu besiegen (wobei die Hisbollah nicht entstanden wäre, wenn nicht Israel den Libanon überfallen und  den Süden besetzt hätte)  und um den Arabern, allen Arabern, eine Lektion zu erteilen.
  3. Israels letzter Krieg im Gazakrieg mit der Absicht, alle Palästinenser kollektiv zu bestrafen, (weil sie die Hamas gewählt haben) und die Hamas militärisch und politisch zu besiegen. Und das im Glauben, dass wenn es dies getan habe, Israel die Freiheit hätte, Abbas’ Quisling-Nationalbehörde zu schikanieren und zu bestechen, dass sie sich mit den Krümeln, die von der Zionisten Tische fallen, zufrieden geben würden.

Bei objektiver Betrachtung wurden jene drei  Kriege zu Demonstrationen israelischen Staatsterrors. (In meinem eben abgeschlossenen Buch gibt es ein Kapitel unter der Überschrift: „Staatsterror wird zu Israels Norm“)

Weil die westliche Welt daran gewöhnt worden war, den 1967er-Krieg als einen Krieg der Selbstverteidigung anzusehen – was er offensichtlich nicht war, sondern ein Krieg israelischer Aggression - so war 1982 die Invasion in den Libanon für die beobachtende westliche Welt dies die erste wirkliche Möglichkeit, was bis dahin nur  Araber allgemein und  besonders die Palästinenser aus der Nähe sehen konnten: das hässliche Gesicht des Zionismus. Es war ein so hässliches Gesicht, dass 400 000 Israelis sich damals in Tel Aviv versammelten, um ihre Empörung darüber auszudrücken, was in ihrem Namen  ausgeführt wurde.

Über das Thema  Selbstgerechtigkeit, die die angeborene Blindheit des Zionismus verursacht, schrieb Harkabi folgendes:

   „Selbstkritik ist notwendig und dringend, um ein Gegengewicht zur Selbstgerechtigkeit und zum Selbstmitleid zu haben, das aus der  historischen Erfahrung der Verfolgung zur jüdischen Grundhaltung gehört und von Menachem Begin gepflegt wurde. Nichts gefährdet Israels Zukunft mehr als die Selbstgerechtigkeit, die uns gegenüber der Realität blind macht, ein differenziertes Verstehen der Situation verhindert und ein extremes Verhalten legitimiert“.

 

·         Harkabi zitiert aus Tedddy Preuss’ Buch, „Begin, his Regime“: „I’ve no doubt, that  Begin’s rule will lead to the destruction of the state. In any case, his rule will turn Israel into a monster.”

 

Alan Hart hat sich mit Ereignissen im Nahen Osten befasst  und  global als Forscher, Autor und als Korrespondent für ITN und BBC

 

(dt. Ellen Rohlfs)