Israel Palästina Nahost Konflikt Infos

Israelischer Reservist geht aus Solidarität mit den palästinensischen Gefangenen in Hungerstreik

 

Amira Hass, 17. Juni 2012

 

Ein israelischer IDF-Reservesoldat hat sich geweigert, seinen Armeedienst  in den besetzten Gebieten anzutreten und ging im Militärgefängnis in Hungerstreik. Er sagte, er wolle seine Solidarität mit den palästinensischen Administrativhäftlingen zeigen.

Yaniv Mazor, ein 31jähriger Jerusalemit wurde letzte Woche verhaftet und für 20 Tage wegen seiner Verweigerung, jede Position – ob im Kampf oder anders  in der Besatzungsarmee– zu übernehmen. Er wurde  am Montag ins IDF-Tzrifin-Gefängnis verlegt und begann am nächsten Tag den Hungerstreik.

Bei einem Telefongespräch mit seinem Anwalt Michael Sfard am Freitag sagte Mazor, dass er während der letzten Monate durch den  Hungerstreik  der palästinensischen Administrativhäftlinge entsetzt war, dass er aber nicht viel machen könne.“

 

„Ich entschied mich aus Solidarität  (mit den Palästinensern), einen Hungerstreik zu beginnen und um das Bewusstsein( der Israelis) auf das Problem der Adminisrativhaft zu lenken und nicht meine eigene Entlassung  zu beschleunigen,“ fügte Mazor hinzu.

Der IDF-Reservesoldat fügte hinzu, dass er aus freiem Willen ins Gefängnis gehe, „da ich etwas getan habe, für das ich einen Preis zahlen muss.“ Der Hungerstreik ist ein Protest gegen die Verwaltungshaft. (Administrativhaft)

Mazors Freunde vom linken Flügel von der NGO Ta’ayush sagten, dass sie erfahren hätten, dass der Reservesoldat in eine Isolierzelle gelegt wurde, nachdem er sich geweigert habe, im Gefängnis die Uniform zu tragen, und die Gefängniskommandeure mit ihrem offiziellen Rang anzusprechen.

Ta’ayush-Aktivisten sagten  auch, dass die Verantwortlichen des Gefängnisses automatisch seine Strafzeit (ein Tag für 10Tage) aus unerklärten Gründen gestrichen haben.

 

Mazor, von Beruf Fremdenführer, diente von 1999 und 2002 in einem Panzercorps, meistens im Jordantal und manchmal in der Westbank. Er war auch  sechs  Mal beim Reservedienst, als ihm die Frage nach Israels Besatzung in den palästinensischen Gebieten nicht mehr in Ruhe ließ.

„Ich kam in die Armee, als  typisches Produkt des Systems“, erzählte er Matar, „Ein netter Kerl, der in den Gebieten diente und das tat, was man ihm sagte. Ohne nachzudenken oder meistens ohne weiter darüber zu denken.“

Nach Mazor hatte er auch sog. „graue Aufsässigkeit“ versucht, bei der der Soldat seine Verweigerung nicht öffentlich macht. Doch nachdem er von einem einjährigen Trip im Ausland zurückkam, war ihm klar, dass er „nicht weiter die Fassade aufrecht erhalten könne“.

 

Zunächst war er vor anderthalb Wochen zu 15 Tagen suspendierter Haft verurteilt,  nachdem er kund tat, dass er seinen Dienst verweigern wolle. Sfard sagte Mazor, ihm sei von seinem Bataillons-kommandeur gesagt worden, nach Hause zu gehen und nachzudenken.

„Yaniv sagte mir, dass er das Wochenende mit einer Tour nach Hebron  mit „Breaking the Silence“ – einer NGO, die Zeugnisse von IDF-Soldaten über ihren Dienst in den besetzten Gebieten sammelt - und mit einer Tour von Taayush in den Hügeln südlich Hebron verbrachte,“  sagte Sfard: Sein Denken hat sich in diesen zwei Tagen nicht verändert, auch nicht seine Einstellung hinsichtlich der Aufsässigkeit.

Er wurde dann  am Sonntag zur Rückkehr an seine Basis beordert, wo ihn sein Brigade- Kommandeur verhaftete.

Nach Mazor wurde er vom Kommandeur informiert, dass er seinen Sold für den Militärdienst  weiter erhält.

Als Antwort bestätigte die IDF, dass ein Soldat vor Gericht stand und verurteilt wurde, eine Zeitlang im Militärgefängnis zu verbringen, dass sie aber mit Rücksicht auf die Privatsphäre des Soldaten nicht über Einzelheiten reden könnten.

 

(dt. Ellen Rohlfs)