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Kommentar vom Hochblauen
Verdummt und verstummt durch die Israel-Lobby
Von Evelyn Hecht-Galinski
Darf es einen Zentralrat der Juden in Deutschland geben, der andere Juden
boykottiert, aber selbst Juden verunglimpft, die sich für die BDS-Initiative
(Boykott, Divestment and Sanctions) gegen den jüdischen Staat aussprechen? Was
ist geschehen? Eine anerkannte jüdische/amerikanische Philosophin, nämlich
Judith Butler, wird am 11. September den Theodor W. Adorno-Preis der Stadt
Frankfurt erhalten. Reflexartig kamen alle Protagonisten der üblichen
Organisationen und fielen über die Preisträgerin her. Besonders schlimm trieb es
der "Wadenbeisser" des Zentralrats, der konvertierte Stephan J. Kramer, indem er
"einmalige" Sätze kreierte.
Kramer
unterstellt auch dem hochkarätigen Kuratorium, mit dem Satz "Nur ein Kuratorium,
dem die für seine Aufgabe erforderliche moralische Festigkeit fehlt, konnte
Butlers Beitrag zur Philosophie formvollendet von ihrer moralischen Verderbtheit
trennen." Er unterstellt damit dem hochkarätigen Kuratorium, nicht fähig zu
sein, einen würdigen Preisträger auszusuchen und auszuzeichnen, sondern eine
"moralisch verdorbene" Frau, oder? In den Medien wurden diese Sätze schnell
getilgt, dafür kam nur noch das Wort "Israelhasserin" für Judith Butler zum
Tragen. Klar, diese Sätze erinnern fatal an braune, vergangene Zeiten! Es
folgten Dieter Graumann (Dieter mir graut vor Dir), und auch der Vize Salomon
Korn, konnte es sich in der 3sat-Sendung "Kulturzeit" nicht verkneifen, zum
Boykott der Preisverleihung an Frau Butler aufzurufen. Dafür verurteilte er ihre
BDS-Unterstützung unter anderem mit dem schönen Argument, dass dann auch arme
und unschuldige Menschen in Israel darunter zu leiden hätten.
Interessant
wie anders es der Zentralrat und die Israel Lobby sehen, wenn es sich um
Boykotte handelt, die sie fordern. Siehe Iran, oder andere Staaten, die der
Israel-Lobby und dem israelischen Regime ein Dorn im Auge sind! Sicher trifft
man dort keine "armen jüdischen Menschen". Am Sonntagmorgen hörte ich Julius
Schöps vom Potsdamer Mendelsohn-Institut im DLF-Interview mit Burkhard
Müller-Ullrich, einem Mitschreiber auf der "Achse des Guten" und Freund vom
Pornoverfasser in einem "tiefgründigen" Dialog über den jüdischen Kulturtag und
Antisemitismus.
Übrigens
ist dieser Burkhard Müller-Ullrich, der Journalist, gegen den ich mich
erfolgreich wehren konnte, nachdem er eine DLF-Kultursendung unerträglich
verfälscht hatte, um H.M. Broder ins rechte Licht zu rücken und Frau Kreisler
(die Witwe des vor kurzem verstorbenen Fritz Kreisler) und mich auf einer
Veranstaltung in Zürich als "kreischende, hysterische Weiber" hinzustellen. Das
war ein Sieg auf ganzer Linie, gegen gewisse Journalisten, einmalig im DLF.
Soviel zu Müller-Ullrich und Interessen-Journalismus. Nach diesem Gespräch
musste ich erst nachdenken, ob die beiden dasselbe Deutschland meinen, in dem
ich auch lebe. Fazit für mich war wieder einmal: Antisemitismus versteckt sich
heute in Israelkritik, so einfach ist das! Da haben wir alle, inklusive Judith
Butler zu schweigen, sonst, siehe oben!
So kam ein
Anschlag in Berlin gegen einen Rabbiner gerade zur rechten Zeit. Ein Aufschrei
ging durch die jüdische Gemeinschaft, und durch den Blätterwald zogen die
schwarzen Wolken des Antisemitismus und des Judenhasses. Was war geschehen? Ein
jüdischer Mann mit Kippa war von Jugendlichen zusammengeschlagen worden. Man
vermutete "arabischstämmige" Jugendliche. Es gibt aber trotz
Hochdruck-Ermittlungen vom Staatsschutz bisher keinerlei Beweise dafür. Eine der
ersten, die sich wieder medial präsentieren durfte, war die aus DDR-Zeiten
bekannte IM Victoria, Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.
Auch das American Jewish Committee (AJC), der Zentralrat, israelische Minister
und Rabbiner warnten vor Antisemitismus in Deutschland, zum Teil mit wieder
einmal völlig geschmacklosen Bezügen auf die Nazizeit, die nur eigenen
Propagandazwecken dienen sollen, wie die gerade laufende Beschneidungsdebatte.
Damit kann man natürlich exzellent von den wirklichen Problemen ablenken. Ein
schlimmer Einzelfall wird hier benutzt, und das geschieht auch leider mit
Erfolg, indem die Medien Komplizendienste leisten. Sofort werden "Flashmobs" und
Demonstrationen organisiert. Als ich über die faschistischen Juden der jüdischen
Defense League in Frankreich berichtete, die jüdische Aktivisten angreifen und
verletzen, berichtete keine deutsche Zeitung darüber. Aber über den Anschlag vor
der jüdischen Schule im März in Toulouse waren die Zeitungen voll! Merke, wenn
Juden israelkritische Juden angreifen, dann ist das nicht erwähnenswert, die
dürfen das.
Angesichts
der verbrecherischen Politik des jüdischen Staates gegenüber den Palästinensern
und Angriffsdrohungen mit einem Präventivkrieg gegen Iran darf man sich nicht
wundern, wenn zunehmend Juden in aller Welt für den jüdischen Staat in Haftung
genommen werden. Ist das vielleicht auch ein Grund dafür, dass Israel so
vehement dafür eintritt, als jüdischer Staat anerkannt zu werden, gerade auch
von den Palästinensern, was für diese natürlich völlig unannehmbar ist, weil
damit die ethnischen Säuberungen des israelischen Regimes für immer zementiert
werden. Durch diese Politik können das Regime und die Israel-Lobby immer wieder
auf Antisemitismus und Israelkritik zurückgreifen, weil diese gegen Juden gehen,
womit schließt sich dann der "Haftungskreis" schließt.
Hinzu kommt
eine der geschmacklosesten Plakataktionen, auch noch bezahlt von uns
Steuerzahlern, die das Innenministerium unter Minister Friedrich in Umlauf
brachte. Hier wird mit der "Initiative Sicherheitspartnerschaft" dafür geworben,
"Schläfer" aufzuspüren und unter einer Telefon Nummer anzurufen, die unter der
geschmacklosen Anzeige "VERMISST" steht. Mit dieser Aktion stellt man alle
Muslime in Deutschland unter Generalverdacht. Stellen wir uns einmal vor, man
würde diese Anzeige mit jüdischen Extremisten machen, ein Aufschrei der Empörung
würde durch den Blätterwald ziehen. Kann man es dann eigentlich arabischen
Jugendlichen verdenken, dass sich ihre Liebe zum jüdischen Staat und damit zu
Juden in Grenzen hält? Aufklärung ist ja sehr schön, sollte aber nicht die
Anerkennung der Nakba, der Katastrophe für das palästinensische Volk vergessen.
Der Zentralratsvorsitzende Graumann fordert von den muslimischen Verbänden mehr
Anstrengungen gegen den Antisemitismus zu unternehmen, was wirklich der Gipfel
der "Chuzpe" ist, solange vom Zentralrat die Besatzungs- und Unrechtspolitik des
jüdischen Staates so vehement verteidigt wird.
Israels
Außenminister Lieberman verlangt die Ablösung von Präsident Abbas, vergleicht
diesen mit Goebbels, ein israelisches Gericht spricht das unglaubliche Urteil,
dass die mit israelischen Bulldozern ermordete amerikanische Friedensaktivistin
Rachel Corrie durch einen Unfall starb, ein israelischer Oberrabbiner betet für
die Vernichtung Irans, es werden Luftangriffe gegen Gaza geflogen, Palästinenser
mit bewaffneten Drohnen getötet, ungebremst enteignet und weiter ungebremst
angesiedelt! Gaza-Fischer von israelischen Fregatten angegriffen, Olivenbäume
und Ernte palästinensischer Bauern zerstört und palästinensische Kinder von der
israelischen "Verteidigungsarmee" (IDF) angegriffen – alles das passiert täglich
immer wieder, ohne Beachtung im deutschen Blätterwald zu finden. Dank der
Verdummung und Verstummung durch die Propaganda der Israel-Lobby.
Diese
gefährliche Politik des israelischen Regimes, die den Weltfrieden bedroht,
sollte uns alle zum Nach- und Umdenken bringen. Den Anspruch, einzige Atommacht
im nahen Osten zu bleiben, glaubt man rechtmäßig mit US- und unserer Hilfe
verteidigen zu können. Das Regime fühlt sich stark im Schatten des
US-Wahlkampfes und führt Obama vor. Der UN-Generalsekretär stellt sich in
Teheran vor Israel, vor ein Land, das alle UN-Resolutionen, die es selbst
betreffen, regelmäßig ablehnt. Noch schlimmer: Ende September erlaubt man sogar
Netanjahu, vor der UN-Versammlung seine zu erwartende Propagandarede zu halten,
als Belohnung quasi für die Missachtung und Verächtlichmachung der UN, oder?
Traurig,
aber wahr, der Titel meines Buches bewahrheitet sich immer mehr: "Das elfte
Gebot: Israel darf alles". (PK)