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Was bin ich
töricht!
Amos Gvirtz, 11.8. 09
Während
der letzten acht Jahre habe ich aktiv am Kampf für die Rechte der Beduinen in
ihren nicht anerkannten Dörfern im Negev teilgenommen – doch nahm ich nicht an
Demonstrationen teil, die gegen den Besuch der rassistischen Kahane Extremisten
in Rahat (Beduinenstadt) protestierten. Andrerseits
besuchte ich kürzlich das Beduinendorf Twayel Abu-Jarwal im Negev, zwei Tage nach
seiner Zerstörung zum xten Male durch Agenten des
Staates, Staatsbeamten, Beamte des Innenministeriums und der israelischen
Landverwaltung.
Nicht
die Kahanisten vertrieben 1948 und 1950 die Beduinen,
sondern Agenten der Regierung Israels, die von der Mapai
(Labor-Partei) geführt wurde. Nicht die Kahanisten
vertrieben die Beduinen aus ihren Dörfern, raubten ihr Land und schlossen sie
in das begrenzte Sayag-Gebiet ein, sondern die
nationale Führung des jungen jüdischen Staates. Nicht die Nationale
Einheitspartei führte die Regierung, als sie den Beduinen abschlug, sich
Häuser/ Hütten zu bauen, und sie nicht mit Wasser, Strom, Bildung,
Gesundheitsdiensten versorgte. Es war die Regierung, die von der Labor
angeführt wurde. Es waren nicht die Kahanisten, die
die augenblickliche Zerstörungskampagne der Beduinenhütten in den nicht
anerkannten Dörfern durchführt. Es sind die Beamten der israelischen Regierung,
die das tun.
Es
sind auch keine Kahaneleute, die die Ernten der
Beduinen zerstören. Es ist Israels Regierung. Falls Kahaneleute
beduinische Bürger Israels morden, würde die israelische Polizei den Auftrag
geben, den Täter aufzustöbern, um ihn vor Gericht zu bringen. Wenn aber
Polizisten die Mörder sind, wird die israelische Polizei damit betraut, sie zu
verteidigen und verhindert so ihre strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung
vor Gericht.
Die
Beduinen in Israel haben ein
schreckliches Verbrechen begangen: sie wagen im jüdischen Nationalstaat als
Beduinen geboren zu werden.
Die
Verfolgung, die Beduinen von Seiten der israelischen Regierung erleiden, wird
nicht aufhören, bis sie ‚freiwillig“ das Land verlassen.
Nun könnte ich wegen Aufstachelung gegen den
Staat Israel verfolgt werden. Schließlich hat dies die Regierung nie als ihr
Ziel erklärt. Sie baute ihnen Townships, wo sie
legal berechtigt sind, Häuser zu bauen, wo sie fließendes Wasser und Strom, Schulen, Kliniken, Straßen und
sanitäre Anlagen etc
haben. Aber all dies erhalten sie erst, nachdem sie vertrieben wurden und ihr
Land enteignet wurde. Um sie mit all
ihrer Großzügigkeit zu beerben, zerstört der Staat ihre Hütten, Dörfer, ihre
Ernte, beraubt sie ihrer Herden,
verweigert ihnen Wasser , Strom, Straßen etc. Und
diese Beduinen – wie sind sie doch
töricht – halten an den Resten ihres Landes fest und weigern sich, städtisch zu
werden. Sie realisieren nicht, dass es ihnen in diesen Townships besser geht
und bestehen darauf, ihr Leben in ländlichen Dörfern fortzusetzen. Und jene die
das Glück bei den Hörnern packten, erhalten den Segen des Fortschritts in jenen
Townships vom Staat, erfreuen sich der höchsten Arbeitslosigkeit und
Verbrechensrate. Wie töricht.
Und
was bin ich dumm, dass ich denke, es sei kein Fortschritt, was ihnen der Staat
gewährt, sondern eher Enteignung der
Reste ihres Landes, so dass diese Ländereien in jüdische Hände übergehen. Weil
dies der jüdische Nationalstaat ist, in dem wir leben. Und die Kahaneleute nur laut genau das herausschreien, was der
Staat still und leise durchgeführt hat. Keine einzige Zeitung in Israel hat die
Zerstörung eines ganzen Dorfes zum 25.Mal in ihren inneren Seiten
veröffentlicht. Es sind ja nur Beduinen.
Aber
wenn die Kahaneleute ihre lauten Provokationen
demonstrieren und fordern, dass der Staat das tut, was er sowieso getan hat,
dann sind die Medien voll davon.
Und
ich, ach, was bin ich töricht …
(dt.
Ellen Rohlfs)