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Die Wasserkrise

 

B’tselem, 1.7.08

 

B’tselem warnt vor einer ernsten Wasserknappheit in der Westbank.

Die chronische Wasserknappheit in der Westbank, die die Folge  einer unfairen Verteilung der Wasserressourcen ist, die sich Israelis mit den Palästinensern teilen müssen, wird in diesem Sommer wegen der Trockenheit dieses Jahres noch ernsthafter sein. In der nördlichen Westbank ist der Wasserkonsum auf ein Drittel der minimalen Menge gefallen.

Die Trockenheit von 2008,  die schlimmste Trockenheit der letzten Zehn Jahre in diesem Gebiet, verschlimmert die sowieso schon ständige Wasserknappheit in der Westbank. Der Regen betrug in der nördlichen Westbank im Durchschnitt 64% der üblichen Menge, während es in den südlichen Gebieten 55% waren. Eine Folge davon ist, dass das nach dem Regenfall in Zisternen aufgefangene Wasser schon verbraucht ist. Die Palästinensische Wasserbehörde (PWA) schätzt, dass der Wassermangel  dieses Jahres in der Westbank bei 42 – 69 Mill. cbm liegt . Die totale Verbrauch in der Westbank liegt bei 79 Mill. cbm.  Die PWA hat die Mekorot, die isr. Wasserbehörde, schon um eine Notversorgung mit weiteren 8 Mill cbm gebeten.

 

Ernste Wasserknappheit für persönlichen Bedarf

Nach der Weltgesundheitsbehörde beträgt der minimale Wasserbedarf  pro Haushalt im Stadtbereich 100 Liter pro Tag. Auf Grund des chronischen Wassermangels ist der Wasserverbrauch in der nördlichen Westbank auf ein Drittel dieser Menge gesunken. In Tubas liegt der Verbrauch pro Kopf bei 30 l; in Jenin sind es 38 l; In Nablus und der südl. Hebron Region liegt die Zahl etwas höher als 50 l/Tag.

 

Der durchschnittliche Verbrauch  in der Westbank liegt bei 66 l/ pro Kopf  -- zwei Drittel der minimalen Menge, die nach dem WHO gebraucht werden. Diese Zahlen schließen auch die Wassermenge für Viehhaltung ein, was bedeutet, dass der persönliche Verbrauch noch geringer ist.

Zum Vergleich: der durchschnittliche  tägliche Wasserverbrauch in israelischen Städten beträgt 235 l und 214 Liter in local councils (kleinen Gemeinden ??), also 3,5 mal höher als der palästinensische Verbrauch auf der Westbank.

 

Dörfer sind nicht ans Wassernetz angeschlossen

Im Ganzen sind 227 500 Palästinenser in 220 Städten und Dörfern  in der Westbank überhaupt nicht mit einem Wassernetz verbunden – 75 % von ihnen in der nördl. Westbank.

Weitere 190 000 Palästinenser leben in Dörfern, die nur zum Teil mit einem Wassernetz verbunden sind. Etwa 20 % der Palästinenser in der Westbank sind nicht mit einem Wassernetz verbunden.

 

Selbst in palästinensischen Städten und Dörfer, die ein Wassernetz haben, ist  die Versorgung  den größten Teil des Jahres  nicht regelmäßig. Wasser wird nur wenige Stunden am Tag geliefert und zuweilen auf einer Rotationsbasis. In entfernten Gegenden kann die Wasserversorgung  tage- oder gar wochenlang abgeschnitten sein. Bewohner von Gemeinden, die ans Wassernetz von Mekorot angeschlossen sind, berichten, dass die Gesellschaft sie diskriminiert und die Wasserlieferung für palästinensische Bewohner reduziert, um das wachsende Wasserbedürfnis der Siedlungen zu befriedigen .

Um die Sache zu verschlimmern, schließen sich palästinensische Bauer in pal. Gemeinden in der C-Zone illegal ans Wassernetz. Die israelischen Behörden, die damit beauftragt sind, in diesen Gebieten für die Durchsetzung des Rechtes zu sorgen, setzen diesem Diebstahl kein Ende.

 

Wasser zu überhöhten Preisen

Da es regelmäßig an Wasser fehlt, müssen viele Palästinenser  Wasser vom privaten Markt  kaufen. Im vergangenen Jahr war der Preis für einen Kubikmeter Wasser zwischen 15 – 30 Schekel, 3-6 mal höher als für israelische Haushalte. Man erwartet, dass der Preis in diesem Jahr sogar noch steigt. Die hohe Arbeitslosenrate und die Armut in der Westbank machen die Ausgaben für das Wasser für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung zu einer großen wirtschaftlichen Bürde.

 

Diskriminierung bei der Teilung der Wasserressourcen

Israel hat die komplette Kontrolle über  die Wasserressourcen, die Israel und die Palästinenser gemeinsam haben, vor allem aus den wassertragenden Schichten der Berge (Aquifer), und verbietet durch Militärorder den Palästinensern,  ohne Genehmigung Brunnen zu bohren. Gleichzeitig holt sich Israel aus der Westbank, vor allem aus dem Jordantal etwa 44 Millionen cbm, 5 Millionen mehr als es der palästinensischen Behörde liefert. Israel teilt den Palästinensern nur 20% des Wassers aus dem Aquifer zu  und verhindert die PWA zusätzliche Wasserressourcen zu entwickeln, um den Palästinensern auf der Westbank mehr Wasser liefern zu können.

 

Israels Verpflichtungen nach internationalem Recht

Als Besatzungsmacht wird von Israel nach dem Internationalen humanitären Recht verlangt, ohne Diskriminierung für die öffentliche Ordnung und Sicherheit in den besetzten Gebieten zu sorgen. Die internationalen Verträge über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, die Israel auch ratifiziert hat, sollten außerdem ohne Diskriminierung den Zugang zu sauberem Trinkwasser absichern. Das Völkerrecht sichert den Palästinensern auch das Recht zu, ihre natürlichen Ressourcen frei zu gebrauchen.

 

B’tselem ruft die Regierung Israels auf,  sofort und ohne Diskriminierung dafür zu sorgen, dass alle Bewohner der Westbank regelmäßig mit der gleichen Wassermenge versorgt werden.  B’tselem drängt die Regierung auch, der Palästinensischen Behörde zu erlauben, neue Wasserquellen zu entwickeln.

 

(dt. Ellen Rohlfs)