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Was Israel fürchtet
Udi Aloni
und Ofer Neiman, 2.3.10.
http://www.counterpunch.org/aloni3022010.html
Es scheint, dass das
israelische Friedenslager jetzt das erste Mal in vielen Jahren
die Früchte seiner Arbeit erntet. Versteinert vom Erfolg des Kampfes, der
Israel als einen Apartheidstaat hinstellt, haben die Mächtigen des Staates mit
einer verunglimpfenden Gegenkampagne begonnen - aufwendig und gemein – die
Israels schwere Menschenrechtsverletzungen unter den Teppich kehrt. Die Kampagne
schließt z.B. den Bericht vom Reut-Institut mit ein, das die BDS-Aktivisten als
eine Art Komplott der „Weisen von
Zion“ darstellt, die nach den Methoden handeln, wie sie in den berühmten (
gefälschten) Protokollen aufgezeigt wurden.
Ein
so noch nie da gewesener Medienangriff gegen die „Delegitimierer“ hat
auch begonnen. Minister Avigdor Lieberman behauptete, dass diese Aktivität von“
feindlichen Staaten finanziert würde“.
All dies findet auf dem
Hintergrund der gewalttätigen, illegalen Maßnahmen der IDF statt, die den
allgemeinen gewaltfreien palästinensischen Kampf zerdrücken will und zwar mit
scharfer Munition gegen unbewaffnete Zivilisten und Massenverhaftungen von
palästinensischen Aktivisten, die ohne Verurteilung festgehalten werden.
Die palästinensische
Reaktion auf all dies besteht
höchstens aus Steine-werfen gemäß
dem „Dromi“-Gesetz,( das ein
tödliches Schießen eines israelischen Bauern auf Eindringlinge legitimierte).
Diese palästinensische Antwort ist sehr
sanft – wenn man bedenkt, dass eine starke gewalttätige Armee über ihr
Land herfällt und dieses raubt.
Nein, all dies ist auf
keinen Fall eine Verschwörung im Sinne „ der Protokolle der Weisen von Zion“. Es
ist auch nicht das antisemitische Gespenst einer alten europäischen Linken. Im
Gegenteil. Es ist eine gemeinsame Anstrengung zahlreicher Menschen in Israel und
überall auf der Welt, die inspiriert wurde vom Vermächtnis eines Nelson Mandela,
Martin-Luther-King, Primo Levi und Mahatma Gandhi.
Wer würde gedacht haben,
dass diese authentische und tief verwurzelte Linke, der aber
eine zentrale Führung mangelt, fähig sein würde,
schließlich die nachsichtige
israelische Selbstzufriedenheit zu destabilisieren und
zu bedrohen?
Was ist bei diesen neuen
Gruppen so einzigartig? Anscheinend
das Verständnis, dass der Kampf für die Befreiung von
Besatzung und Apartheid durch die Palästinenser in den besetzten Gebieten
als auch die Befreiung vom Rassismus und der Diskriminierung durch die
palästinensischen Bürger Israels nur
durch Solidarität und Kooperation ( von Israelis)
mit jenen erreicht werden kann, die besetzt sind und diskriminiert
werden.
Ein neues Friedens- und
Gerechtigkeitslager hat sich dem palästinensischen Lager angeschlossen und zwar
aus der Perspektive von
Bescheidenheit und Solidarität gegenüber all jenen Palästinensern, die
gewaltfreie Mittel gewählt haben, um der Besatzung und dem Rassismus zu begegnen
- und aus Dankbarkeit, Juden einzuladen, an ihrem Kampf
teilzunehmen.
Das israelische
Establishment, das gewöhnt ist, Israelis als gehorsame Soldaten zu betrachten
und Palästinenser als unterdrückte Subjekte, versteht, dass es für dieses Regime
keine größere Gefahr gibt als die auftauchende bi-nationale Front. Wenn es
zwischen Juden und Arabern keine Trennung gibt, wie
könnten sie uns weiter kontrollieren, während sie Ängste und Hass gegen
den ’Anderen’ schüren?
Welches Ziel hat der Kampf?
Die Errichtung eines Staates oder
von zwei Staaten, die sich auf das Völkerrecht gründen und die
Grundprinzipien menschlicher Gleichheit, ohne Rücksicht auf Rasse, Religion und
Geschlecht.
Im Augenblick konzentriert
sich der Kampf auf zwei Themen:
Das erste sind die
gemeinsamen gewaltfreien Demonstrationen in Bilin, Neabi Salah, Ma’asara, Sheikh
Jarah, Nilin, der Ajami-Stadtteil in Jaffa, Lod und jedem anderen Ort, wo
institutioneller israelischer Rassismus seinen hässlichen Kopf
in die Höhe streckt.
Das zweite ist das Aufbauen
einer Solidaritätsbewegung in Israel und in aller Welt, die die komplette zivile
Gleichheit aller Menschen unter dem Titel
„BDS – Boykott, Divestment und Sanktionen.“ unterstützt.
Es handelt sich dabei nicht
so sehr um die Anzahl von Industrieprodukten, die boykottiert werden sollen. Das
wichtigste Kriterium ist der Bewusstseinsgrad, den diese Bewegung
in der Welt erreicht hat, gegenüber der endlosen Ungerechtigkeit, die von
Israel mit der weiten Unterstützung seiner Bürger
praktiziert wird.
Wer hätte sich je
vorstellen können, dass die zerbröckelnde israelische Linke ein blühendes
Feld von wirklichem Aktivismus
würde? Von jungen Menschen, die
bereit sind, auf ihren privilegierten Status zu verzichten, bereit, sich selbst
in Gefahr zu bringen, und den offensichtlich illegalen Rassismus und die
Apartheid herauszufordern, was in
unserer Gesellschaft so
vorherrschend wurde. Die israelischen Bürger sind bereit, sich außerhalb des
Konsens zu begeben, um unserer Gesellschaft willen und um
die BDS- Kampagne zu unterstützen. Diese israelischen Bürger lassen
niemanden ihre klare Botschaft schwächen oder
beschönigen, sei es durch
günstige Angebote oder durch Drohung, dass man ihnen den Lebensunterhalt nimmt.
Sich der BDS-Bewegung
anzuschließen, heißt zum Dialog mit
den Palästinensern, der Welt und
der israelischen Öffentlichkeit „ja“ zu sagen, die ihren Kopf in den Sand
gesteckt hat.
Weil es allen klar ist, die
Augen im Kopf haben, dass zum einen
nur gemeinsamer, gewaltfreier Kampf
in Form von Demonstrationen innerhalb des
von Israel kontrollierten Bereichs und
zum andern mit Sanktionen
von außerhalb das einzige ist, das erfolgreich ein Gegengewicht schaffen kann
gegen die fast komplette Kontrolle von Israels Politik und Diskurs durch den
rechten Flügel schaffen kann.
Und wenn wir auf jene
schauen, die uns diffamieren wollen, wird die Wahrheit schon deutlich: sie haben
A-n-g-s-t.
Udi Aloni ist ein
us-israelischer Filmemacher: „Left“, „Local Angel“,“Kashmir, Journey to Freedom“
und „Vergebung“. Er kann über seine Website erreicht werden.
Ofer Neiman ist Herausgeber
vom The Occupation Magazine
( dt. Ellen Rohlfs)