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Israels Wasserwunder, das keines war

Teil 1 und 2

Ein Verbrechen  bei klarer Sicht verheimlichen: zweierlei Funktionen von Israels Wasserindustrie

 

 

 

Charlotte Silver,

 

San Franzisco 1.4.2014

Israel hat kein Wasserproblem, weil es das Wasser den Palästinensern wegnimmt. Es war zunächst eindrucksvoll: lange Strecken von scheinbar trockenen braunen Hügeln und unterbrochen von  üppigen fruchtbaren, Farmen, in denen Orangen, Datteln und Wassermelonen wachsen, die zuerst im südlichen Israel in der Mitte des 20 Jahrhunderts  erschienen. Nicht wie die auffälligen falschen Seen, sprudelnde Quellen von Las Vegas  plätschert mitten in der Mojave-Wüste. Diese landwirtschaftliche Produktion war nicht gedacht, Dekadenz zu signalisieren;  eher war es ein Testament von Israels umsichtiger Landwirtschaft , Intelligenz und  Sachverstand, das nicht nur die Region bereichert , sondern auch die Präsenz von Israel  legitimiert und die Vertreibung der Palästinenser.

Israel  schreibt seiner Anwendung von  Entsalzungsanlagen und Tropfbewässerung   der Möglichkeit zu, dass die Wüste nun blüht – das ikonenartige Bild, das  seit langen die Vorstellung verstärkt, dass das Land des historischen Palästina  ein trockenes war, während  Israels Weltzuschauer  beeindruckt sind von  der Zauberei des jungen Landes mit Wasser.

Weniger Aufmerksamkeit wird dem Knesset-Report von 2002 gegeben: fast vier Jahrzehnte nachdem Israels nationaler Wasserkanal begann,  das Jordanwasser zu Israels Citrus-Obsthainen in die Negev-Region umzuleiten. Der Bericht schließt damit,  dass  die fortdauernde Wasserkrise: ein vertrocknender Jordan und  ein schrumpfendes Totes Meer – in erster Linie menschengemacht sind.

Im Dezember 2011 berichtete Ben Ehrenreich  von den nicht wieder gut machenden Kosten solch landwirtschaftlicher Fülle. Sie erfordert die Hälfte von Israels Wasser, während  sie für das GDP* nur 3% davon benötigt. Trotzdem war die Extravaganz für  von der Kommission  für notwendig gehalten, die  festlegte, es wäre ein „zionistisch-strategisch-politischer Wert, der über die wirtschaftliche  Zuteilung geht.“

Aber da gibt es noch ein anderes Motiv hinter dem Angebot des Mythos von ewiger Wasserknappheit in Palästina. Wenn man behauptet, dass man Trinkwasser aus nichts  bereitet, hat man schon erfolgreich  seinen Diebstahl  von etwas  verschleiert.

Tatsächlich haben die Palästinenser historisch nicht  den Wunsch nach Wasser gehabt. Aber die Charakterisierung  Palästinas als ein Land mit großen Sorgen hat – wie Clemens Messeschmid 2011 schrieb, eine „naturalisierte Wasserkrise, wie die Palästinenser sie tagtäglich erleben. Gaza, das  augenblicklich  von einer Wasserquelle lebt, die zu 95 % nicht trinkbares Wasser ist, war einst eine Oase für Reisende, die von Damaskus kamen und nach Kairo reisten.  Diese Geschichte – und andere -  sind wichtig zu beachten vor allem mitten in dem kürzlich begeisterten  Lärm über Israels wundersamen Wasserüberschuss, der einen Schimmer Hoffnung auf Frieden  und Zusammenarbeit verspricht. Es ist aber in Wahrheit ein hilfreiches Verdecken seines  anhaltenden Diebstahls und Ausbeuterei.

Die Mythologie erlebt zur Zeit eine Renaissance

Zu Beginn dieses Monatsstattete Netanjahu einen Besuch in Kalifornien ab, das in diesem Jahr den niedrigsten regenstand hatte, um mit dem Gouverneur Jerry Brown einen Pakt zu schließen, der  in etwa eine Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten verspricht, speziell was die Wasserkonservierung und Produktion betreffen.

Den nervösen Kaliforniern gegenüber  gab Netanjahu an: „Israel hat kein Wasserproblem!“ Zweifellos erwartete er mit diesem Wunder  seine Zuhörerschaft zu blenden, bevor er mit den Tugenden seines Landes kam mit Erneuerung und Industrie.

Die Darstellung war eine phantastische Schau von Anmaßung und Verlogenheit mit Blick auf die Tatsache, das Netanjahus Land seit langem den Palästinensern das Wasser stiehlt.

Der Besuch- und die Botschaft, die er mit sich brachte, ist nur die letzte des PR-Tricks, die „blau-waschen“ nennt. Israel hat kein „Wasserproblem“ weil es das Wasser der Palästinenser stiehlt.

 

Der Diebstahl  (2. Teil)

Das israelische Militär beherrscht  seit 1967 und 1974 alle Wasserquellen in der Westbank und in Gaza. Ursprünglich durch militärische Eroberung  gewonnen, wurde die Kontrolle  nachträglich durch die Oslo-Abkommen bestätigt …

Ein kurzer Überblick über die staatliche Herrschaft der Wasserressourcen zeigt, dass Israel den Jordan  aus dem See Genezareth umleitet, wie es Jordanien, Syrien und der Libanon tun- und zwar auf ihr Land. Der Spiegel des  Toten Meeres sinkt deshalb ständig. Indem  man mit dem  Internationalen Recht gegen die Plünderung des besetzten Landes vorgeht, kontrolliert Israel  auch 80% der Wasser führenden Schichten(Aquifere) unter der Westbank und zieht zu viel Wasser für die Landwirtschaft heraus. Die Siedler haben Swimmingpools und grüne Rasen. 2009 versorgte  der Berg-Aquifer 40% von Israels landwirtschaftlichen Bedürfnissen und 50% als Trinkwasser der Bevölkerung.

Israel nimmt auch mehr als seinen Anteil vom Küsten-Aquifer, der unter dem Gazastreifen liegt und leitet das Wadi Gaza kurz bevor es den Gazastreifen erreicht, in den nördlichen Negev um. (daswurde mi schon 1995 von einheimischen gesagt ER) Zuletzt umschließt Israels hohe Mauer die Quellen und Brunnen, die östlich der grünen Linie liegen.

Mit all diesen Wasserquellen ist es kein Wunder, dass Israelis bequem  5mal so viel Wasser verbrauchen können als die Palästinenser.

1982 verkaufte das Verteidigungsministerium – unter Ariel Sharon – die ganze Infrastruktur desWestbankwassers an die halbprivate Fa. Mekorot für einen symbolischen Schekel. Was einmal eine militärische Eroberung war, wurde nun zum Besitz einer staatseigenen Gesellschaft;  heute kaufen die Palästinenser in der Westbank mehr als die Hälfte ihrs Wassers von Mekorot. Oft zu einem höheren Preis ( 4mal so hoch) als die  in der Nähe wohnenden Siedler

1937 wurde Israels Wassergesellschaft Mekorot gegründet. Sie ist für das zionistische Staatsbildungsprojekt sehr wichtig geworden. Es hat schließlich geholfen, Israels  ursprüngliche Grenzlinien zu ziehen. Israels Besatzungsbeobachtungs-Gruppe “Wer Profitiert“ stellte fest, dass  es auf Mekorots Karte seines Nationalwasser-Systems  keine Grüne Linie (=Grenze) gibt.

Mekorots Herrschaft über das Wasser sichert ab, dass die Palästinenser von Israel abhängig bleiben. Es ist ihnen auch verboten, das Wasser zu benützen, das in Rohren neben ihren Füßen fließ,t oder ihre eigene Wasserinfrastruktur aufzubauen. Die Jahre, die unmittelbar auf Israels widerrechtliche Übernahme von Palästinas Wasserressourcen  folgten, sahen eine 20%Abnahme von Palästinas landwirtschaftlicher Produktion. Fast 200 000 Palästinenser in der Westbank haben keinen Zugang zu fließendem Wasser; noch haben die Palästinenser die  Möglichkeit, ohne  spezielle Genehmigung,  selbst Wasser zu sammeln bzw. dies wird selten gewährt

Mekorot führt dieses Verbrechen des Wasser- Diebstahls die ganze Zeit aus, während Israel vertritt, es habe die Lösungen bei wenig Regenfall und  knappen Wasser, und  Mekorot würde den  bedürftigen  Palästinensern humanitäre Hilfe  leisten.

Der 22. März wurde zum Weltwassertag erklärt, ein Tag, an dem man global seit 1993  daran erinnert. In diesem Jahr war dieser Tag absichtlich dafür gewählt, um eine Woche lang gegen Mekorot zu protestieren – eine synchronisierte internationale Woche gegen Mekerot – die am 30. März enden wird, am Tag des Bodens in Palästina. Die Kampagne ist wichtig  inmitten der  augenblicklichen Verstärkung von Israels „Trompeten“seiner wassertechnischen Fähigkeiten .

Mekorot  begann  sich 2005  international auszubreiten, ein Jahr, das auch das Aufkommen der Brand Israelgroup sah, einer Multimillion-Dollar-Initiative, um das Image des Landes im Ausland  aufzubessern. Der Export von Grundnahrungsmitteln  spielt eine nützliche Rolle. Israel wird  als das Land dargestellt, das eine Antwort auf eine der verhängnisvollsten Bedrohungen der Welt – die globale Erwärmung , Trockenheit und  Wasserknappheit gibt.

„Israel hat  die Herausforderung der Wasserknappheit angenommen und baut eine Exportindustrie in Wassertechnik auf“ schrieb  vor kurzem Will Sarni of Delotte-Berater  und  bemerkte noch, dass die Industrie ein 170%  Anwachsen von sechs Jahren sehen wird. McKinsey hat geschätzt, dass der globale Wassermarkt der dritt-. oder viertgrößte Rohstoffmarkt der Welt sei.

Und während die palästinensische Behörde lange den Entsalzungsprojekten  als Ersatz für wieder hergestellte Wasserrechte für die Palästinenser widerstand, hat sie heute diese technischen Lösungen gern angenommen – doch ein anderer Hinweis seiner Ohnmacht als politische Entität.

Doch trotz all diesem kauft nicht jeder Israels Kampagne von  großem Geschrei und großer Angeberei.  Befürworter von BDS, eine Bewegung, die zu Boykotten und Sanktionen gegen Israel aufruft, hat schon einen bedeutenden Sieg gegen Mekorot  errungen: Die Niederlande und Argentinien kündigten kürzlich ihre Verträge mit Mekorot und zitierten Mekorots Verletzung des Völkerrechts.

Die Bedeutung dieser Erfolge kann nicht überschätzt werden.  Es ist ein klarer Hinweis, dass der Aufruf für BDS die Ohren  Regierungsverantwortlicher erreicht  habenund was noch wichtiger ist, dass  die Zionisten  mit ihrer endlosen  Bemühung,, die Welt möge ihre Verbrechen gegen die Palästinenser vergessen.

Charlotte Silver ist unabhängige Journalistin in San Franzisco. Vorher lebte sie einige Zeit   in der besetzten  Westbank, Palästina

(dt. Ellen  Rohlfs)