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Amerikas Interesse an Syrien ist Israel

 

Yitzhak Laor,  Haaretz , 12. Juni 2012

 

 

Wie der Witz über die feudalen Landbesitzer: „Du schlägst meinen Juden – und ich schlag eure Juden“ –  wird ein blutiger Krieg zwischen  dem Iran und Saudi Arabien und Qatar in Syrien geführt, während wir entsetzt von den Szenen sind (die anscheinend gekürzt sind;  die arabischen Medien, die Hauptquellen der entsetzlichen Bilder, zeigen  nicht  die Massaker in den alawitischen Regionen.)

 

Wenn Saudi Arabien und Qatar verlieren oder wenn die Medien weiter die Akte der Gemetzel zeigen, könnte der Westen intervenieren, obwohl er deutlich nicht dieses Stadium wünscht. Syrien hat  wie der Irak und Libyen  keine große Mengen an Öl. Noch ist es von strategischer Bedeutung wie der Irak, der als Pufferzone zwischen Saudi-Arabien und dem Iran dient und  afrikanische Immigranten fliehen nicht von seinen Küsten nach Europa, wie sie es von Libyen aus taten .

Auf die Dauer ??? sind die Ereignisse in Syrien ein Teil der israelischen Erfolgsgeschichte. Diese Region verändert sich schnell.  Ägyptens Abrutschen in einen Konflikt zwischen Säkularen und Fundamentalisten scheint  der Inbegriff dieser Geschichte zu sein. Die modernen arabischen Nationen ertrinken in Religion, Stammesstrukturen und Verzweiflung. Seit Jahren hat Israel versucht, dem Westen  zu beweisen, es sei der westliche Felsen des Heils, der einzige in einer Region, wo alles Solide in dünner Luft schmilzt, und dass es  sogar  nach dem Fall des Kommunismus eine Rolle spielt. Deshalb darf  ihm der Golan nicht weggenommen werden, (falls das Rad der Geschichte nur zurück gedreht werden könnte – einige Strategen

müssen gemurmelt haben – dann hätten wir auch den Sinai behalten können.)

 

Was die besetzten Gebiete betrifft – das Kantonsystem, etwas was die Oslo-Politiker nur planten, wird praktisch im „arabischen Frühling“ realisiert. Israels Kolonialismus, der jahrelang auf der Vermutung gegründet war, dass der Westen letztlich von Israels Stärke gewinnen würde, erzielt jetzt seinen großen Sieg. Bibi erschien nicht auf dem Cover von Time-Magazin, wegen seiner Fähigkeiten. Er ist eine Art Balduin, der Kreuzfahrerkönig von Jerusalem,  in der neuen Phase des Nahen Ostens.

Doch der weite Weg ???? ist die Möglichkeit für jene, die weit entfernt von hier Strategien und Utopien haben. Washington ist sehr weit weg; keine Rakete wird es  von irgend einem Teil des   zusammenbrechenden Syrien treffen. Der pro-Israel-Eifer der AIPAC und der evangelikalen Fundamentalisten ist ein Arbeitsplan aus großer Entfernung. Die Siedler in Beit El und Yitzhar warten auf den Messias, und ihnen erscheint jedes Blutvergießen ein Teil der Erlösungsagonie zu sein, indem diese zum Beweis der Visionen in den heiligen Texten wird, z.B. dass „Krieg auch der Beginn der Erlösung ist“.

 

Aber unsere  reale Zeit ist die westliche Zeit, die Gegenwart, die ausländischen Investitionen, Tourismus, Einkaufszentren, Winter- und Sommerschlussverkäufe, Hochhäuser, Auslandsflüge. Dieses süße Leben ist eine Bedingung für das Überleben der Regierung.  Das nächste ist der Lebensraum zu Hause und  schließlich ein bombardiertes Haus.????

Vermutlich wird Syriens Zerfall – wie der des Irak – nicht nur die Zerstörung des alten Mosaiks von Religionen, Sekten und Kulturen mit sich bringen. Nicht nur Museen werden in Flammen aufgehen. Er wird nicht nur Banden von Wilden bringen – genau wie im Irak. Aber im Falle des Irak erreichten seine Kanonen nicht die petrochemischen Fabriken in der Haifabucht.

Bei wem genau wird Israel nun Vergeltung wegen  syrischer Raketen üben? Bei jenen, die jedenfalls  in der Nähe von Damaskus Bomben legen? Oder wird es wieder seine Grenzen erweitern, um die Abschussrampen weiter weg zu bringen?

Wenn Syrien auseinander fällt, wird sich unser Leben in nächster Zeit  natürlich verändern. Deshalb sind die USA nicht in Eile zu intervenieren. Sie sind nicht an  Syriens Zukunft interessiert, noch an der alten europäischen Heuchelei. Sie machen sich eher Sorgen um das Schicksal der israelischen Festung. Sie schauen nach einer  wirksamen Diktatur; nicht  nach noch einer „irakischen  Demokratie“.  Währenddessen lasst sie nur bluten.

 

(dt. Ellen Rohlfs)