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Den Zionismus los werden

 

Yitzhak Laor   3.6.11

http://www.haaretz.com/print-edition/opinion/get-rid-of-zionism-1.365648

 

Das 45. Jahr der Besatzung beginnt jetzt. Wir sind so sehr darin verwickelt, dass es anscheinend keinen Ausweg ohne Blutvergießen gibt. ..Genau wie der europäische Kolonialismus ein für alle Mal zusammenbrach, fand die lokale Intelligenz einen Weg, um mit den Ansprüchen der israelischen Regierungen zusammen zu arbeiten, indem sie uns heute mit einer rechten Koalition und einer rechten Opposition zurücklässt.

 

Nur wenige Leute verstanden damals, dass das Bleiben in den Gebieten in irgend einer Weise den Wunsch hoch kommen ließ, die Gebiete zu kontrollieren. Die Schlauen waren Pinhas Lavon während seiner letzten klaren Stunden, Yitzhak Ben-Aharon vorübergehend und Yeshayahu Leibowitz.

Da gab es natürlich eine handvoll politischer Parteien –Rakach, die neue israelische Linke und Matzpen. Aber im Zentrum der politischen Karte stehen jene, die zugunsten des Rückzugs aus allen (pal.)Gebieten argumentierten: Prof Jacob Talmon, Prof. Yehoshua Bar-Hillel, der Schriftsteller Amos Oz und ein paar andere. Der größte Teil der Mehrheit der Intelligenz trottelte hinter den Generälen und den Politikern her. So ist es: Die Intellektuellen  arbeiten an der Vervollkommnung der Regierungsargumente. Nur wenige wagen zu opponieren.

Als Regel gilt, dass Argumente in der Politik keine Rolle spielen; sie helfen nur der Regierung, sich selbst in die Sprache der Bürger einzunisten. Zum Beispiel  war die Behauptung, dass Israel 1967 einer existentiellen Bedrohung ausgesetzt war, eine Propagandalüge. Es würde möglich gewesen sein, die komplizierte Situation, die vom ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser verursacht wurde, zu entwirren, aber Israel und den USA entschieden sich, den ägyptischen Fehler auszunützen.

 

Heute können diese Dinge im akademischen Gespräch diskutiert werden. Aber das politische Gespräch, unterstützt von der Intelligenz jener Periode, wird von Fragen ausgenommen –sogar über Tausende von Gräbern des Yom Kippur-Krieges 1973.

 

Außerdem behaupten die Politiker und die Intellektuellen, dass Israel als „Opfer der Aggression“ das Recht hat, seine Grenzen zu verändern. Aber der Hauptaggressor in diesem Narrativ war Ägypten und es bekam im Friedensvertrag, der dem 1973er-Krieg folgte, alles Land zurück bis auf das letzte Sandkorn. Das juristische Argument wurde ad acta gelegt.

 

Es gibt auch militärische Argumente zu „strategischen Grenzen“ und diese sind auch Unsinn: Kein IDF-General weder von damals noch denen die folgten, glauben wirklich daran, weil der Yom Kippurkrieg für Israel ein harter Schlag war trotz der „defensible“ Grenzen. Diese Wahrheit gilt auch für die Golanhöhen bis zum heutigen Tag. 

Also bleibt uns noch die Westbank, wo Ministerpräsident B. Netanyahu  uns mit einer doppelten Begründung kommt: Dies ist das Land unserer Vorväter und Hamas wird dann den Ben-Gurion-Flughafen bombardieren. Zwischen den beiden Argumenten gibt es keine Verbindung. Als Regel dienen doppelte Argumente als Stützen, um die Schwäche zu untermauern. Aber die Mischung von Strategie und Messianismus erklärt die Macht, mit der israelische Politik ihre Untertanen betäuben muss.

 

Das „Land Israel“ ist ein Hirngespinst. Der Rückzug aus „Teilen davon“ wird als eine „Konzession“ dargestellt, sogar von den Unterstützern dieses Schrittes. Aber die einzige Konzession, die wir machen müssten – auch zurück an die 67erGrenzen – wäre die Aufgabe des messianischen Anspruches, dass dies nach der Bibel unser Land ist und  wir deshalb ein Recht darauf hätten. ….

 

Das Leben braucht nicht die „Rechte der Vorfahren“. Die meisten von uns sind hier geboren. Das hat keine Verbindung mit der Bibel, die für viele ein schönes Buch ist. Es hat keine Verbindung mit den Gebeten der Religiösen. Wir brauchen keine Religion weder als Menü in einem Restaurant noch als strategische Analyse.

 

Hätten Israelis massenhaft am Morgen nach der Besatzung den Verstand gehabt – mit der Hilfe von Professoren, Dichtern und Schriftstellern – „unser ungeteiltes Land zu entdecken“, dann würden wir heute in einer anderen Situation sein. Befreiung vom Zionismus ist kein schmutziges Wort. Auf jeden Fall liegt heute hinter dem Zionismus Interessen, die sich auf Wasser beziehen, auf Landbesitz, strategische Beziehungen mit der USA und einer riesigen Armee, die danach hungert, seine Existenz zu rechtfertigen.

 

Wenn unsere Vorfahren bei ihrer Anwendung von Mythen irrten, sollten wir uns jetzt davon trennen, um unserer Söhne und Töchter willen. Wir müssen diesen Ort nicht verlassen oder unser Leben aufgeben. Aber um ihretwillen müssen wir den Zionismus loswerden.

 

(dt. Ellen Rohlfs)