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Frieden nicht erwünscht
Gideon Levy, 2.3.10
http://www.haaretz.com/hasen/spages/1153835.html
Israel wünscht keinen
Frieden mit Syrien. Nehmen wir doch alle Masken ab, hinter denen wir uns
verstecken, und sagen wir zur Abwechslung einmal die Wahrheit.
Lasst uns zugeben, dass es keine Formel gibt, die uns passt, außer
der lächerlichen „Frieden gegen Frieden“. Lasst es wenigstens uns selbst
gegenüber zugeben, dass wir von den Golanhöhen nicht weggehen wollen, egal was
geschieht. Vergessen wir den ganzen Palaver drum herum, alle Vermittlungen, alle
Bemühungen.
Stellen wir uns dem, wir
wollen keinen Frieden, wir werden wütend – um ein israelisches Pop-Lied
der 70er-Jahre zu zitieren. Ärgert uns nicht mit neuen syrischen
Vorschlägen wie dem einen, der in dieser Woche in Haaretz veröffentlich wurde,
der dazu aufruft, den Rückzug in Phasen und einen Frieden in verschiedenen
Stadien zu machen. Belästigt uns nicht mit Reden über den Frieden als eine
Möglichkeit, die gefährliche Verbindung zwischen Syrien und dem Iran abzubrechen
; redet nicht davon, dass Frieden mit Syrien der Schlüssel sei, um Frieden mit
dem Libanon zu machen und die Hisbollah zu schwächen. Die Türkei ist kein
„ehrlicher“ Makler, die Syrer sind ein Teil der Achse des Bösen; auf dem Golan
ist doch alles ruhig – du weißt, wie sehr wir die Gegend lieben mit ihrem
Mineralwasser, seinen Weinen – wer benötigt also die Bewegung ( den Golan
aufzugeben) mit Demonstrationen und
dem Auflösen von Siedlungen – nur für Frieden?
Es ist nicht nur die
augenblickliche extrem- rechte Regierung, die das ganze Kopfzerbrechen nicht
will. Genau so dachten auch
all ihre Vorgänger. Einige von ihnen
waren fast dabei, sich vom Golan zurückzuziehen, nur im letzten
Augenblick wechselten sie ihre Meinung.
So denken alle Israelis – nur eine Minderheit ist
wirklich dagegen – der Mehrheit ist es völlig egal. Sie gaben vor, die
ermutigenden Töne aus Damaskus während der letzten Monaten nicht zu hören, und
versuchten gar nicht erst,
sie zu testen. Jeder würde eher mit
dem bedrohlichen Bild winken, das Assad mit Nasrallah und Ahmadinejad
zeigt, seinen Partnern bei der Achse des Bösen, als sie Hummus und Bulgur
aßen … das Bild - in einer
israelischen Zeitung als das „bescheidene Mal“ bezeichnet -
ist mehr wert als 1000 Wörter. Glaubst du wirklich, dass wir danach den
Golan aufgeben? Dass ich nicht lache! Wir werden
eher Frieden mit Mikronesien machen, als mit Syrien.
Wenn die Syrer über Frieden
reden, sind das alles „leere Worte“, „Vortäuschungen“ und ein listiger Weg, sich
den USA zu nähern. Aber wenn Assad mit dem Präsidenten des Iran posiert, dann
ist es Wahrheit, das ist Syriens wahres Gesicht. Wenn er bei derselben
Gelegenheit sagt, Israel
müsse sich auf einen israelischen Angriff vorbereiten, wird er sofort angeklagt,
er würde Israel „bedrohen“.
Will man einen Beweis dafür, dass wir keinen Frieden mit Syrien wünschen? Es gibt keinen einzigen Ministerpräsidenten, der gesagt hat, dass wir es wünschen. .. Ein Ministerpräsident, der wirklich Frieden machen will, muss etwas schrecklich Einfaches sagen: Wir werden im voraus – ja, im voraus – den ganzen Golan zurückgeben – für einen vollständigen Frieden. Aber keiner, kein einziger Ministerpräsident hat je seine Bereitschaft erklärt, den Golan bis zum letzten Sandkorn aufzugeben, wie wir es mit dem Sinai taten – im Tausch gegen Frieden, wie wir ihn mit Ägypten haben.
…
Aber wir sind nicht die
einzigen, die keinen Frieden wollen. Die USA hat sich als treuer Freund
erwiesen, ..Sie wollen – Gott Lob -
auch keinen Frieden. Es ist ein Tatsache: Washington drängt nicht. Dies ist ein
anderer wunderbarer Vorwand, nichts zu tun. Amerika bedrängt uns nicht, und nach
den Worten des Propheten Jesaja
wird der Erlöser nach Zion kommen.
Doch wir sind diejenigen, die im gefährlichen und bedrohlichen Nahen Osten
bleiben müssen, nicht die Amerikaner. Wir sollten mehr als irgendjemand anderes
daran interessiert sein,
einen weiteren Krieg im Norden zu verhindern und deshalb neue Beziehungen mit
Syrien, dann mit dem Libanon knüpfen und damit den Einfluss des Iran verringern.
Und versuchen, uns schließlich und
endlich hier zu integrieren. Kein israelisches Interesse?
Und was tun wir, um weiter zu kommen? So gut wie nichts.
Was bleibt uns also zu tun?
Wenigstens die Wahrheit zu sagen: Wir wollen keinen Frieden mit Syrien.
Mehr ist
dazu nicht zu sagen.
(dt. und gekürzt: Ellen
Rohlfs)