Israel Palästina Nahost Konflikt Infos
Israel erkennt nicht, wann es aufhören sollte – die Folge davon könnte es teuer
zu stehen kommen.
Gideon Levy, 4.3.12
Ein Elefant und eine Ameise
wollen sich am Montag in Washington
zu einem entscheidenden Gipfel treffen. Doch Moment mal! Wer ist hier der
Elefant und wer die Ameise ?
Wer ist die Supermacht, und
wer ist der Staat, der die Schirmherrschaft hat?
Ein neues Kapitel ist in
der Geschichte der Nationen geschrieben worden. Niemals vorher hat ein kleines
Land einer Supermacht diktiert,
(was sie machen soll) . Niemals vorher hat das Zirpen einer Grille wie ein
Brüllen geklungen; niemals hat der Elefant einer Ameise geähnelt – oder
umgekehrt. Keine römische Provinz wagte, Julius Caesar zu sagen, was er tun
müsse, kein Stamm träumte jemals davon, Dschingis Khan zu zwingen, nach den
Interessen des eigenen Stammes zu handeln. Nur Israel tut dies. Wenn am Montag
Barack Obama und Benjamin Netanjahu sich im Weißen Haus treffen, wird es
schwierig sein, zu sagen, wer der wirkliche Führer der Welt ist.
Während der letzten paar
Jahre hat die israelische Grille „Iran“ gezirpt, und die Welt antwortete mit
einem gedämpften Echo. Es ist nicht so, dass der Iran
nur ein israelisches Problem ist, Nord Korea könnte Japan genau so
gefährden, wie der Iran Israel gefährdet – und die
Welt ist nicht an Japans Seite geeilt. Netanjahus Israel hat der globalen
Agenda diktiert, wie es kein kleiner Staat vorher getan hat, gerade als seine
internationale Stellung an einem
Tiefpunkt angelangt war und seine Abhängigkeit von den USA auf seinem Höhepunkt
ist.
Zu den Wundern der
Wiedergeburt der hebräischen Sprache nach zwei Tausend Jahren, die Errichtung
eines blühenden Landes voller Immigranten im Lande Israel in solch kurzer
Zeitspanne und die Erfindung des Kibbuz müssen wir noch anderes hinzufügen , das
eher noch
einen Platz auf der Liste
der sieben Weltwunder verdient, als die Statue von Christus dem Erlöser in Rio
de Janeiro, als das römische Kolosseum oder die große Chinesische Mauer: Israels
unglaubliche Macht gegenüber den USA. Dafür gibt es keine rationale Erklärung.
Israel spielt in der
amerikanischen Präsidentenwahlkampagne eine Rolle, wie kein anderes fremdes Land
mit Kandidaten im Konkurrenzkampf um den Spitznamen
„größter Israel-Liebhaber“ bis zu dem Punkt, wo es oft so scheint, als
wäre das der Hauptpunkt. Reiche Juden wie Sheldon Adelson geben enorme Summen an
Kandidaten allein für den Zweck aus, dass sie Israel unterstützen, während der
Präsident der US, der mit der Botschaft des Wandels die Wahl gewann, gezwungen
wurde, mit Lichtgeschwindigkeit die Friedensflagge für den Nahen Osten
zusammenzufalten, weil Israel „nein!“ sagte. Als letzte Woche ein britisches
Mitglied des Oberhauses gezwungen wurde, aus dem Parlament zu gehen, nachdem es
gewagt hatte, Israel zu kritisieren, würde es in den USA nicht einmal in
Betracht ziehen, seine Ansichten bekannt zu machen.
Israel lehrt die Welt eine Lektion über internationale Beziehungen, wobei die Größe irrelevant ist. Wenn es zu Außenpolitik kommt, richtet sich Europa nach der US-Linie, mehr noch als das winzige Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehrte auch die Welt, dass es möglich sei, dem amerikanischen Präsidenten ein „Nein!“ zu sagen, und zwar unverblümt und eindeutig, und dabei nicht nur am Leben zu bleiben, sondern an Stärke noch zu gewinnen. Als Obama um das Einfrieren des Siedlungsbaues bat – was geschah dann? Netanjahu wolle sich darum kümmern und nahm das Problem von der Tagesordnung.
Wenn er am Montag zum
Weißen Haus geht, wird er eine neue Forderung stellen: entweder Ihr oder wir
(greifen den Iran an) und setzte
damit den Führer der freien Welt in die Klemme. Obama will sein Land nicht in
noch einen Krieg führen oder in eine
Energiekrise, aber als Netanjahu forderte, wer wird da nicht klein
beigeben?
Dies scheint ein guter
Grund zu sein, den
Ministerpräsidenten zu bewundern. Eine Katze schaut zum König hoch. Aber dies
endet nicht immer gut. Eines Tages
wird auch das gehirngewaschene Amerika anfangen, Fragen zu stellen: Noch ein
Krieg? Ist es richtig, noch mehr amerikanische Soldaten in Gefahr zu bringen, um
Interessen willen, die eher israelische als amerikanische
sind? Und vielleicht sollten wir auch Forderungen an den kleinen
Günstling stellen.
Jetzt
mag Obama erst einmal nicht in der Lage sein, Israel ein militärisches
Abenteuer im Iran zu untersagen,
ohne ihm eine ernsthafte Gegenleistung anzubieten. Schließlich sprechen wir über
den Ministerpräsidenten von Israel. Aber eines Tages
könnte die Verbindung reißen und die ganze Sache mitten im Gesicht des
machttrunkenen Israel explodieren. Israel weiß nicht, wann es anhalten muss, und
so könnte es die Folgen teuer
bezahlen müssen.