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Gideon Levy,
20.3.14
Saddam Hussein
ist schon ermordet worden, auch Osama bin Laden. Aber es ist noch nicht alles
für den aufgeklärten Westen verloren. Es gibt einen neuen Teufel mit Namen
Vladimir Putin. Er hasst Schwule und Lesben. Deshalb gingen die Führer der
Aufgeklärten nicht nach Sotchi. Nun besetzt er Land, und es werden Sanktionen
und Boykott über ihn verhängt. Der Westen schreit von Wand zu Wand „blutiger
Mörder“. Wie kann er es nur wagen,
die Halbinsel Krim zu besetzen?
Die US
ist die verantwortliche
Supermacht für das größte Blutvergießen seit dem 2, Weltkrieg und das Blut
seiner Opfer schreit vom Boden Koreas
und Vietnams, Kambodschas und Laos, des Irak, Pakistans und Afghanistans. Seit
Jahren mischt sich Washington aufs Gradewohl
in die internen Angelegenheiten von Südamerika, als ob diese seine
eigenen wären, installiert und
stürzt Regime .
Außerdem
ist die Zahl der Leute in den amerikanischen Gefängnissen im Verhältnis
zur Bevölkerung das Höchste in der Welt,
einschließlich Chinas und Russlands. Seit 1977 erhielten 1246 Leute – einige von
ihnen sicher unschuldig – in den USA die Todesstrafe. In 8 US-Staaten
wird gegen Homosexuelle in einer Weise gesprochen, die bemerkenswert
ähnlich dem anti-lesbischen Gesetz
ist, das Putin erließ. Es ist diese Supermacht, die
mit ihren Alliierten und Vasallenstaaten
gegen den neuen Teufel aufschreit.
Sie schreien
gegen die Besatzung der Halbinsel Krim, als ob es die schrecklichste Besatzung
der Welt sei. Sie wollen Russland dafür strafen, vielleicht gar einen Weltkrieg
für die Befreiung von Sewastopol kämpfen. Amerika kann den Irak besetzen, den
Krieg gegen den Terror und die Zerstörung von Massen-Vernichtungs-waffen
rechtfertigen, aber – wie jeder weiß – hat Russland
die Krim nicht überfallen. Das
ist eine Verletzung des Internationalen Gesetzes. Selbst ein Referendum ist eine
Verletzung dieses Gesetzes – das der Westen so
genau beachtet, wie jeder weiß.
Aber
die Wahrheit ist natürlich so weit von der Welt dieses frömmelnden
Doppelstandards wie der Osten vom Westen. Die Annexion der Halbinsel Krim mag
problematisch sein, aber sie ist weniger problematischer als die Besatzung der
palästinensischen Gebiete durch Israel. Sie ist demokratischer als der Vorschlag
zum Landtausch des Außenministers A. Lieberman.
Russland hat wenigstens die Bevölkerung gefragt, unter wessen Herrschaft,
sie leben will – etwas, was bei Liebermann nie geschehen ist.
Russlands
Gründe für die Annexion der Krim sind überzeugender als die
de facto Annexion der von Israel besetzten Gebiete. Die Russen und die
Israelis benützen dieselbe Terminologie von uralten Rechten und historischer
Verbindung. Die Israelis fügen die biblischen Gründe hinzu und mischen diese mit
Angelegenheiten der Unantastbarkeit
und mit messianischem Glauben. „Die
Krim und Sewastopol kehren zurück
zur ihrer heimatlichen Küste, zum heimatlichen Hafen, nach Russland!“ sagt
Putin. In Israel redet Netanjahu über „Den Felsen ihrer Existenz.“
Aber während die meisten Bewohner der
Krim Russen sind, sind die meisten Bewohner der besetzten Gebiete Palästinenser
– ein kleiner unbedeutender Unterschied.
Russland ist
auch ehrlicher als Israel. Es gibt
seine Absicht bekannt, das Gebiet zu annektieren.
Israel, das im Grunde diese Gebiete längst annektiert hat, wagte dies
niemals zuzugestehen
Die
israelische Besatzung schreit nicht in die Welt hinaus – nicht wegen Sanktionen
und sicher nicht wegen Kriegsdrohungen – wie es die Besatzung
der Krim tut. Netanjahu ist
nicht der Teufel, weder in den Augen der Amerikaner noch der Europäer und
Israels Verletzungen des internationalen Gesetzes wird fast nie erwähnt. Die
israelische Besatzung, die grausamer ist als die der Krim, wird nicht anerkannt
und der Westen tut gar nichts, dass sie endlich aufhört.
Die US und Europa liefern sogar noch Geld und Waffen.
Das soll nicht
heißen, Russland verdient, nicht
kritisiert zu werden. Das Vermächtnis
der Sowjetunion ist erschreckend, und die Demokratie ist in Russland sehr weit
entfernt von der Realität; Putin erklärt den Medien den Krieg
und der Rede-Freiheit , was uns bei der
skandalösen Affäre mit Pussy Riot deutlich wurde; Korruption wächst und
mit ihr die Herrschaft der Oligarchen. Putin spricht nicht so gut wie
US-Präsident Obama, aber das Gefängnis wird von Amerika geführt. Nicht von
Russland.
Nach all dem
pompösen westlichen Gerede über Gerechtigkeit und Internationales Gesetz,
ist es tatsächlich der westliche Teufel,
der Prada (westl. elegante Mode) trägt,
während er viel mehr tut, um jene gerühmten Werte zu unterminieren.
(dt. geringfügig gekürzt: Ellen Rohlfs)