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Die moralischste Armee der Welt
Die israelische Armee meint, dass brutale Härte der einzige Weg ist, zu agieren,
und die Israelis weigern sich, das, was Amnesty International und andere ihnen
sagen, einzusehen.
Gideon Levy , Haaretz,
02.03.14
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Die
moralischste Armee der Welt feuerte eine Panzerabwehrrakete auf ein Haus, in dem
ein gesuchter junger Palästinenser sich versteckte. Die moralischste Armee der
Welt überrollte das Haus mit einem Bulldozer und zerstörte es.
Die
moralischste Armee der Welt setzte Hunde ein, um die Ruinen zu durchsuchen. Die
moralischste Armee der Welt setzte einen Bohrer, den
sie “Druckkocher” nannten – ein ziemlich verabscheuungswürdiger Bohrer, den sie
selbst erfunden hat, ein.
Es geschah
letzten Donnerstag, in Bir Zeit in der Westbank. Die Soldaten der moralischsten
Armee kamen früh morgens zu einer weiteren “Inhaftierungsoperation”, so wie sie
jede Nacht vorkommt und über die man selten etwas hört.
Darin ist
inbegriffen, inmitten der Nacht in den Dörfern Angst und Schrecken zu
verbreiten, indem sie in die Häuser einfallen, deren Bewohner tief schlafen,
darunter auch Kinder – und brutale Durchsuchungen und Zerstörungen ausführen.
Manchmal endet das tödlich, so wie letzten Donnerstag.
All das
geschieht in einer Zeit, wo Terrorangriffe sehr limitiert sind.
Manchmal
werden diese Operationen aus tatsächlicher operationeller Notwendigkeit
ausgeführt, aber machmal auch nur zum Routinetraining, um die Bereitschaft der
Streitkräfte zu bewahren und zur Demonstration der allgegenwärtigen souverainen
Macht gegenüber den Einwohnern.
Die
israelische Verteidigungsarmee hat auch einen herzerwärmenden Namen für all dies
geschaffen: das “Werkzeug der Zerstörung” - indem sie in eine
Zivilistengesellschaft stürmt, um Panik und Furcht zu verbreiten und deren Leben
zu zerstören – so wie es einst von der Yesh-Din-Menschenrechtsorganisation vor
dem Militärgericht aufgedeckt wurde.
In Bir Zeit
geschah dies wegen drei junger Männer, die Mitglieder der PFLP (Volksfront zur
Befreiung Palästinas), einer Organisation, die nicht sehr aktiv ist, waren.
Und selbst,
indem die Militärkorrespondenten sich mit ihrer Meldung überschlugen, die IDF
behaupte, die drei “beabsichtigten in naher Zukunft einen Terrorangriff zu
verüben” - ja, die moralischste Armee der Welt ist auch eine Armee, die
Absichten lesen kann – ist es
(doch) zweifelhaft, ob sie (deshalb) sterben mussten.
Aber die IDF
tötete Muataz Washaha, der sich weigerte, sich zu ergeben. Sie behauptete, er
habe ein Gewehr – ein Mord “in the third watch”, ohne eine tickende Bombe, und
Israel fand sich mit dieser Geschichte gelangweilt ab.
So agiert
die moralischste Armee der Welt, und so glaubt sie, handeln zu müssen. Es gibt
keine anderen Möglichkeit, einen jungen Mann festzunehmen, außer, ihn mit einer
Panzerabwehrrakete zu töten und das Haus seiner Familie zu zerstören.
Wie der
Zufall es wollte, wurde am selben Tag eine professionelle Meinung über die wahre
Moral der IDF veröffentlicht:
Amnesty International published a report
(Amnesty International veröffentlichte einen Bericht), der “Trigger Happy”
(schießwütig) genannt wird, in dem Amnesty zu dem Schluss kommt, dass die
IDF-Soldaten eine immense Missachtung des menschlichen Lebens demonstrieren, was
sich in der Ermordung dutzender palästinensischer Bürger, darunter auch Kinder,
ausdrückt. Die Organisation stellt fest, dies sei vorsätzliche Mord,
möglicherweise sogar ein Kriegsverbrechen.
Natürlich
hat dies nicht den enthusiastischen Glauben der Israelis an die exaltierte Moral
ihrer Armee erschüttert. “Geht nach Syrien” ist ihre häufige Entgegnung.
Das
Außenministerium und die IDF erklärten, Amnesty International leide an einem
“völligen Mangel an Verständnis für operationelle Sicherheitsherausforderungen”.
Und in
Wahrheit, was versteht Amnesty? Am Ende letzter Woche blockierte das in Myanmar
(Burma) herrschende Militärregime, die Aktivitäten der Organisation der Ärzte
ohne Grenzen aus ähnlichen Gründen. Wenn Israel es könnte, würde es die Arbeit
Amnestys und ähnlicher Gruppierungen auch stoppen.
Aber ein
ehrbarer Bürger braucht Amnesty International nicht, um (die Wahrheit) zu
kennen. Nur zwei Tage zuvor hatte die IDF eine Frau in Khan Yunis an der Grenze
nach Gaza getötet, nachdem sie eine andere Vorschrift gegen sie vollzogen hat
– die “Distanzierungsvorschrift”. Das Töten von Demonstranten in der Nähe
des Trennzaunes, der den Gazastreifen stranguliert, ist Routine – was ist
darüber zu berichten? Es ist genau so wie bei dem Schiessen auf Fischer.
Auch in der
Westbank werden Demonstranten, Steinewerfer, Kinder und Jugendliche beschossen
und getötet.
Auf diese
Weise wurde das Kind, Wajih al-Ramahi, in Jalazun vor ca. zwei Monaten
erschossen. Das israelische Informationszenter für Menschenrechte in den
Besetzten Gebieten veröffentlichte seine Autopsie-Berichte: Ramahi wurde aus
einer Distanz von 200 Metern in den Rücken geschossen.
Das war auch
das Schicksal des jungen Samir Awad aus Budrus und zig anderer Getöteter, die
das Leben von niemandem gefährdet haben und von einem erschreckenderweise
lockeren Finger tödlich getroffen wurden und grundlos sterben mussten.
Niemand
wurde für diese Tötungsakte vor Gericht gestellt. Bei Awad, der bei einem
Angriff in den Rücken geschossen wurde und dessen Tod damals dokumentiert wurde,
ruhte die Akte über ein Jahr im Archiv des Militäranklägers.
Und all dies
betrifft die moralischste Armee der Welt. Versuchen Sie einfach, an sie zu
appellieren. Versuchen Sie, zu behaupten, die IDF sei die zweit-moralischste
Armee der Welt - sagen wir, nach der Armee von Luxemburg.
Aus dem
Englischen übersetzt von Inga Gelsdorf