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Stuart Littlewood – London
Bei seiner letzten aufmunternden Rede vor der Anti-Defamation-League (ADL)beklagte sich der Medienmagnat Rupert Murdoch über einen „anhaltenden Krieg gegen die Juden“.
Er scheint entschlossen zu sein, die Aufmerksamkeit von dem rund um die Welt zunehmenden Ärger über Israel abzulenken. Aber sein fadenscheiniges Argument zerfällt geradewegs, weil er keinen Unterschied macht zwischen kriminellen Israelis und Juden allgemein. Das eine bleibt sorgfältig hinter dem anderen verborgen.
Und die antisemitische Etikette bleibt auf jedem an der europäischen Gesellschaft kleben - „an den besten Politikern bis hinunter zu den muslimischen Ghettos“ – die sich gegen das rassistische Regime aussprechen oder darüber auch nur ihre Stirn runzeln.
Die Zuhörerschaft, an die sich Murdoch nach dem Diner wandte, stürzte er sich gierig auf seine Worte, aber die Leute sind heute besser informiert. Ich bezweifle, ob die breitere Zuhörerschaft ihm seine Argumente abnimmt. Was sie unannehmbar findet, ist Israels Gesetzlosigkeit und sein hemmungsloses Töten. Die weit übertriebene religiöse Dimension ist nur insofern relevant, als die Täter sich hinter der Religion verstecken und religiöse Texte falsch auslegen, um ihre Verbrechen reinzuwaschen.
Was also Herrn Murdochs Argumente untergräbt, ist die Tatsache, dass nicht alle Juden den Staat Israel unterstützen oder die Enteignung und Vertreibung der einheimischen (arabischen) Bevölkerung gutheißen. Eine wachsende Anzahl kämpft dagegen, was nur für sie spricht.
Und nicht alle Unterstützer Israels sind jüdisch. Sie schließen Bataillone von christlichen Zionisten mit ein. Es ist nicht überraschend, dass der jüdische Staat unter starke Kritik geraten ist. Jeder Staat mit einem religiösen oder stammesgebundenen Unterbau würde so verurteilt, wenn er sich auf dieselbe Weise schlecht verhalten würde.
Was die Rede von Herrn Murdoch betrifft, so fing er damit an, der Anti-Defamation-League zu erzählen: „Ihr habt euch dafür eingesetzt, dass alle Rassen und Religionen gleich behandelt werden.“
Wenn das nur wahr wäre. Wie ihre Internetseite zeigt, ist die ADL sehr damit beschäftigt, Israel zu unterstützen. Sie ist gar nicht daran interessiert, israelische Hassgruppen zu bekämpfen oder die Sicherheit (sagen wir mal) der Palästinenser zu verteidigen.
Er fährt fort:
„Meine eigene Perspektive ist einfach: wir leben in einer Welt, in der es einen andauernden Krieg gegen die Juden gibt … Jetzt ist der Krieg in eine neue Phase getreten. Dies ist ein „weicher“ Krieg, der Israel durch Delegitimieren zu isolieren versucht. Das Ziel des Krieges ist es, Israel zu einem Pariastaat zu machen.“
Israel hat sich schon selbst durch seine hasserfüllte Haltung, die Nichtbeachtung des Völkerrechts und der UN-Resolutionen zu einem Paria gemacht. Ein Fragezeichen hängt über seiner eigenen Rechtmäßigkeit, während es versucht, die demokratisch gewählte Regierung des benachbarten Palästina zu isolieren und zu delegitimieren und sein verbliebenes Land begehrt, illegal besetzt und blockiert.
„Oft verkleidet sich der neue Antisemitismus in legitime Meinungsverschiedenheit mit Israel.“ Mit Israel nicht überein zu stimmen, sei Antisemitismus? Wir lachen über die Deutschen, dass sie keinen Humor haben. Müssen wir jetzt über die Israelis lachen?
Israels Weigerung, Kritik anzunehmen, ist Teil seines Verderbens. Die sofortige Zurückweisung des Goldstone-Berichts in Bezug auf Kriegsverbrechen gegen die Gaza-Bevölkerung vergrößert nur die Arroganz des Regimes. Sind Verleugner des Goldstone-Berichtes denn besser als Verleugner des Holocaust?
„Für mich ist dieser anhaltende Krieg eine ziemlich eindeutige Tatsache. Jeden Tag verteidigen sich die Bürger des jüdischen Landes gegen Armeen von Terroristen, auf deren Landkarten ein Naher Osten ohne Israel steht.“
Armeen von Terroristen? Jeden Tag? Wirklich?
Das Prinzip der Heimatverteidigung gilt natürlich gleichermaßen für die Araber. Der High-Tech-Terror, dem sie gegenüberstehen, ist real und ist voll hochmoderner Waffen. Er ist hundertmal schlimmer als irgend ein Terror, dem israelische Bürger gegenüberstehen. Man sehe sich nur die Todes- und Zerstörungsstatistiken an!
Falls es Herr Murdoch noch nicht mitbekommen haben sollte: Israel selbst wird weithin als Terrorstaat angesehen, der häufig Gewalt anwendet, Morde und außergerichtliche Hinrichtungen ausführt, Entführungen und Folter, Massaker und Aushungerungs-belagerungen, Luftangriffe, bewaffnete Überfälle, verbotenen Waffen gegenüber Zivilisten anwendet und massiv Menschenrechte verletzt. Es muss für die Sympathisanten des Regimes äußerst unangenehm sein, zu sehen, wie perfekt die Definition des Terroristen auf Israel passt, wie sie von den USA benützt wurden, um Länder auf die schwarze Liste zu setzen und die zu unterdrücken, die ihnen im Weg stehen. Wenn man von Landkarten spricht, hörte ich, wie Israelis Palästina (und palästinensische Ortsnamen) schon von ihren Karten gelöscht haben. Es ist auch bekannt, dass sie Hunderte von palästinensischen Dörfern zerstört und ausgelöscht haben, nachdem sie die Bewohner in die Flucht getrieben haben.
„Israel wird zunehmend geächtet, während der Iran – der kein Geheimnis daraus macht, Israel zerstören zu wollen– weiter mit dem Bau von Atomwaffen beschäftigt ist und dies laut, stolz und anscheinend ohne Angst vor Zurechtweisung tut.“
Auch Israel hat keine Angst vor Zurechtweisung. Es ist der einzige Staat in der Region, der den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben hat. Seine 200 (oder gar 400?) nuklearen Sprengköpfe und seine verrückte Führung stellen für seine nächsten und übernächsten Nachbarn eine ernste Gefahr dar. Außerdem hat es die Konvention für biologische und chemische Waffen nicht unterzeichnet, auch nicht den umfassenden Nuklear-Test-Verbotsvertrag oder die Chemische Waffen-Konvention ratifiziert.
Kann Herr Murdoch einen Beweis für Irans Nuklearwaffenprogramm vorweisen? Und da Israel davon gesprochen hat, Iran mit nuklearen Waffen anzugreifen: was soll die Behauptung, dass der Iran Israel zerstören will?
„Einige glauben, wenn Amerika Glaubwürdigkeit in der muslimischen Welt und einen Fortschritt im Frieden zu gewinnen wünscht, muss Washington sich selbst von Israel distanzieren.“
Das ist endlich eine vernünftige Idee, Herr Murdoch.
„Meine Ansicht ist das Gegenteil. Weit davon entfernt, den Frieden möglicher zu machen, schaffen wir sichere Feindseligkeit.“
Jetzt haben sie nicht mehr Recht. Feindseligkeiten bestehen nun seit Jahren.
Die letzte Panik in westlichen Hauptstädten verursachte eine „unentdeckte“ Druckerbombe. Es war eine deutliche Warnung für Länder, die mit der USA-Israel-Achse verbunden sind. Die normalen Westler haben es satt, wegen Amerikas herzlicher Verbindung mit Israel und durch Großbritanniens interessiertes Herumschleichen um Beide Probleme zu bekommen.
Die Leute hier haben sich schon längst eine Trennung gewünscht.
„Statt die Dinge für das palästinensische Volk besser zu machen, garantieren schlechte Beziehungen zwischen den USA und Israel, dass die gewöhnlichen Palästinenser weiter leiden.“
Bedeutet dass Israel die Schrauben für die Hilflosen nur aus Trotz noch enger zieht?
„Der Frieden, den wir alle wünschen, wird kommen, wenn sich Israel sicher fühlt.“
Frieden wird nur kommen, wenn JEDER sich sicher fühlt. Er ist keine Einbahnstraße.
Wie Herr Murdoch sicher weiß, hat die Hamas gesagt, dass sie Israel innerhalb seiner international anerkannten Grenzen von 1967 anerkennt – eine von der UN angenommene Position. Dies ist die offensichtlichste Straße zum Frieden und genau dies ignoriert Israel eifrig.
„Genau jetzt haben wir Krieg. Viele Leute führen diesen Krieg. Einige jagen ein Cafe in die Luft. Einige feuern Raketen in zivile Gegenden … einige kämpfen den gemäßigten Krieg mit internationalem Boykott und Resolutionen, die Israel verurteilen.“
Und einige führen Krieg gegen Frauen und Kinder und zielen auf unbewaffnete Fischer.
Und einige begehen Piratenakte und morden auf hoher See Freiwillige, die humanitäre Hilfe bringen. Das ist Krieg, und es ist ein schmutziger Krieg, der von Israel geführt wird. Aber Israels Waren und den Tourismus zu boykottieren, ist kein Krieg. Es ist nur das Ausüben der Wahlfreiheit. Man ist nur entrüstet. Israels Tourismusminister hatte in dieser Woche dasselbe getan: die „Türkei sollte als Tourismusziel total boykottiert werden.“
Stelle dich der Wahrheit und bitte um Vergebung
Wenn selbst Herr Murdoch mit all seiner Überzeugungskraft keine überzeugende Verteidigung Israels bieten kann, dann kann es keiner. Er zeigt hier, dass jeder, der dies versucht, keine Aussicht auf Erfolg haben wird.
Die Wurzel des Problems ist das Grundübel des zionistischen Projekts und der Fanatiker in den USA, Großbritannien und anderswo, die es unterstützen und die Flammen weiter anfachen.
Ich empfehle Herrn Murdoch, die Jerusalem-Erklärung der Bischöfe der Kirchen in Jerusalem von 2006 zu lesen. Sie müssen sich täglich mit den Störungen und der Zerstörung aus einander setzen, die Israel dem palästinensischen Leben zufüget. Die Bischöfe weisen die christlich-zionistischen Doktrinen als „falsche Lehre zurück, die die biblische Botschaft der Liebe, Gerechtigkeit und Versöhnung korrumpieren,“ und sie weisen das Bündnis christlich zionistischer Führer mit den Regierungen und den USA ab, die im Vorgriff Grenzen ziehen und die Herrschaft über Palästina sichern wollen.
Christlicher Zionismus unterstützt diese Politik und „fördert rassistische Exklusivität und einen ewigen Krieg.“ Die Jerusalemer Erklärung ruft jeden dazu auf, „sich selbst von der Ideologie des Militarismus und der Besatzung zu befreien.“
Vielleicht ist Herr Murdoch für diese Art der Befreiung noch nicht bereit. Gegenwärtig redet er viel von einem „Krieg gegen die Juden“, auch wenn es nur ein Punkt ist, an dem Propagandalügen schließlich mit der widerlichen Wahrheit über Israel kollidieren. Es ist ein Zusammenstoß im Zeitlupentempo, der bald geschehen wird.
Ich habe Herrn Murdoch also noch nicht abgeschrieben. Man betrachte ihn als einen bemerkenswerten Mann. Wer weiß - am Ende entscheidet er, dass es gibt in Israels skrupellosen Plänen keine Ehre gibt, und es würde für das Regime vernünftiger sein, mit den Lügen aufzuhören, sich der Wahrheit zu stellen, seine Verbrechen zu sühnen, zurück zu geben, was es gestohlen hat, sich nach dem Völkerrecht zu richten, die Regeln des normalen Verhaltens einzuhalten und die Rechte der Nachbarn zu respektieren.
Das ist der Weg, der nach vorne führt.
Und man sollte auch nicht vergessen, Gott und den US-Steuerzahler um Vergebung zu bitten und auch jene der umfangreichen jüdischen Gemeinden, die vor Scham zusammenzuckten.
Bei den arabischen Gemeinden des Heiligen Landes – bei Muslimen und Christen - um Entschuldigung zu bitten, dass sie 60 unnötige Jahre so abscheulich behandelt wurden, wird ein harter Weg sein, aber es ist der einzige Weg, um Versöhnung zu erreichen und letzten Endes Zufriedenheit.
Stuart Littlewood ist Autor
des Buches Radio Free Palestine, das den Kampf der Palästinenser
unter Besatzung erzählt. Er stellte den Artikel Palestinechronicle.com
zur Verfügung
www.radiofreepalestine.co.uk
(dt. Ellen Rohlfs)