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Ein Jahr nach Israels Militäroffensive im Gazastreifen, warnen der Koordinator
für Humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen (VN) und AIDA, ein
Zusammenschluss von mehr als 80 internationalen Hilfs- und
Entwicklungsorganisationen, darunter medico international, dass die Blockade des
Gazastreifens die Gesundheit der Gazaer Bevölkerung und das dortige
Gesundheitssystem gefährdet. Sie rufen deshalb für die sofortige Öffnung der
Übergänge.
Max Gaylard, der VN-Koordinator für Humanitäre Angelegenheiten für die besetzten
Gebiete sagte, die Blockade von Gaza führe zur stetigen Verschlechterung der
sozialen, ökonomischen und umweltrelevanten Grundlagen für ein gesundes Leben.
Die Bereitstellung von medizinischen Hilfsgütern, die Weiterbildung vom
Gesundheitspersonal sowie die Überweisung von schwer kranken Patienten, die auf
eine rechtzeitige professionelle Behandlung außerhalb des Gazastreifens
angewiesen sind, werden erschwert.
Angesichts wachsender Arbeitslosigkeit und Armutsraten steht die Gazaer
Wirtschaft kurz vor dem Zusammenbruch, sagen die Organisationen. Dies wird lang
anhaltende negative Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden
der Menschen haben. Auch die Umweltschäden wachsen. Das gilt für die
Wasserqualität, für das Abwassersystem und für die Müllentsorgung � etwa von
medizinischen Abfällen.
Der Mangel an Baumaterialien als Folge der Blockade beeinträchtigt auch
notwendige Gesundheitsdienste: Der neue Flügel des Gazaer Zentralkrankenhauses
Al-Shifa' bleibt unvollendet seit 2006. Krankenhäuser und
Basisgesundheitskliniken, die während der Angriffe beschädigt wurden, können
noch immer nicht wiederaufgebaut werden, weil die hierfür notwendigen
Materialien nicht eingeführt werden dürfen. Während der Operation Gegossenes
Blei� wurden 15 der 27 Krankenhäuser und 43 der 110 Tageskliniken im
Gazastreifen beschädigt oder zerstört.
Während Medikamente und andere medizinischen Güter in der Regel in den
Gazastreifen eingeführt werden können, müssen Röntgengeräte oder elektronische
Medizingeräte und Ersatzteile häufig draußen bleiben. Medizingeräte sind daher
oft außer Betrieb oder veraltet.
Das Gesundheitspersonal ist seit Jahren von der Außenwelt isoliert. Schon seit
dem Jahr 2000 - also lange vor der Machtübernahme der Hamas - konnten nur wenige
Ärzte, Krankenschwestern oder Laboranten den Gazastreifen verlassen, um sich
weiterzubilden. Das vermindert ihre Fähigkeit, gute Gesundheitsdienste
anzubieten.
Viele spezialisierte Dienste, etwa komplexe Herzoperationen oder
Krebsbehandlungen können nicht vor Ort vollzogen werden. Deshalb müssen
Patienten in Krankenhäuser außerhalb des Gazastreifens überwiesen werden. Doch
vielen Patienten wird die Ausreise verweigert, oder diese wird verspätet
genehmigt. Etliche Patienten sind als Folge dieser Politik gestorben (Siehe dazu
auch Blog vom 22.09.2008: "Wenn Gesundheit als Geisel genommen wird. Wie der
israelische Inlandsgeheimdienst -Shin Bet - palästinensische Patienten aus Gaza
vernimmt und erpresst" - ein Bericht des medico-Partners
Ärzte für
Menschenrechte - Israel).
Tony Laurance, Leiter der Weltgesundheitsorganisation in den besetzten Gebieten
stellte fest, dass ein effektives Gesundheitssystem nicht in der Isolation
aufrechterhalten werden kann. Offene Grenzen seien notwendig, um die Gesundheit
der 1,4 Millionen Gazaer, 750.000 hiervon Kinder, sicherzustellen.