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Palästinenser, die den Checkpoint passieren, dürfen nur beschränkt Lebens mittel mitnehmen

 

Luisa Morgantini, Rom  1. Juli 2009 NEWS

 

An einem Westbankkontrollpunkt, für den eine israelische private Sicherheitsgesellschaft  verantwortlich ist, werden Palästinenser nicht durchgelassen, die sich Verpflegung  - Wasserflaschen  und Lebensmittel - mitgenommen haben.

Die Frauenorganisation gegen die Besatzung und für Menschenrechte Machsom Watch prangerte diese Politik an, die ihr von palästinensischen Arbeitern bestätigt wurde.

 

Der Checkpoint Sha’ar Efraim, südlich von Tulkarem wird für das Verteidigungsministerium von der privaten Gesellschaft Modiin Ezrahi verwaltet. Hier werden all diese Palästinenser am Passieren des Checkpoints verhindert, weil sie hausgemachte Lebensmittel mitbringen, Kaffee, Tee, das Zataar-Gewürz, aber auch Flaschen mit gefrorenem Wasser oder Softgetränke, eben all das, was sie während ihres Arbeitstages brauchen. Lebensmittel in israelischen Läden  zu kaufen, wäre viel zu teuer, weil sie einen sehr niedrigen Lohn erhalten.

Die Situation ist absurd, aber es ist die Realität. Die israelische Sicherheitsgesellschaft diktiert tatsächlich die Menge, die mitgenommen werden darf: 5 Pitas, eine Dose Humus, eine Dose Thunfisch, ein kleine Flasche mit Getränk, ein oder zwei Scheiben Käse, ein paar Löffel Zucker und  5-10 Oliven. Kochutensilien und Werkzeuge dürfen nicht mitgenommen werden. Alle Lebensmittel, die diese Mengen überschreiten, werden konfisziert und die Arbeiter müssen stundenlang warten.

Doch sind die genehmigten Mengen für einen Arbeitstag der Arbeiter nicht genug. Diese Leute, Männer wie Frauen verlassen in den besetzten Gebieten der Westbank früh um 2 Uhr ihre Wohnung, um frühzeitig am Kontrollpunkt zu sein, um dort zwei Stunden zu warten; denn wer zu spät zur Arbeit kommt, der wird sofort entlassen. Ihr Arbeitstag schließt all diese Schwierigkeiten und Demütigungen ein, denen alle Palästinenser unter der israelischen Besatzung unterworfen sind. Es ist eine endlose Hölle.

Machsom Watch berichtet den Fall eines 32-Jährigen Bauarbeiters aus Tulkarem, der in Hadera, in Israel, beschäftigt ist. Seine Lebensmitteltasche wurde am Checkpoint konfisziert: 6 Pitas, zwei Päckchen Schmierkäse,1kg Zucker in einem Plastikbeutel und einen Salat.

 

Machsom Watch erkundigte sich bei der IDF über diese neuen Verbote, bekam aber keine Antworten, während ein Sicherheitsangestellter erklärte, dass Lebensmittelbeschränkungen aus  Sicherheits- und Gesundheitsrisiken eingeführt wurden, auch wenn an anderen Checkpoints die Arbeiter alles mitnehmen dürfen, was am Sha’ar Efraim verboten ist.

Ein Statement der ISF: „Es gibt keine Einschränkungen bei Nahrungsmitteln. Sie können die für den persönlichen, täglichen Gebrauch nötige Menge mitnehmen. Wenn allerdings ein Arbeiter mit einer großen Menge von Lebensmitteln ankommt, um sie zu verkaufen, dann muss er durch einen anderen Ausgang, dort , wo Waren entsprechend den Zollbestimmungen verhandelt werden  … Aber die in Frage kommenden Palästinenser bringen gar keine Mengen an Lebensmitteln mit, um dies zu verkaufen. Im Gegenteil: sie verbrauchen sie im Laufe einer ganzen Woche, denn für viele von ihnen ist es unmöglich jeden Tag um 2 Uhr morgens  aufzustehen, um zur Arbeit zu gehen. Also entschließen sie sich, die Nacht über in Israel zu bleiben, wobei sie riskieren, verhaftet zu werden, da ihr Passierschein nur jeweils für einen Tag ist und sie eigentlich jeden Abend um 7 Uhr wieder in ihr Dorf gehen sollen. Dies geschieht mit Einverständnis ihrer israelischen Arbeitgeber, die sie morgens lieber „Frisch und ausgeschlafen“ haben wollen. Sie schlafen in provisorischen Unterkünften auf Baustellen, in Kabuffs, leeren Gebäuden oder in Bushaltestellen, unter unsicheren Bedingungen ähnlich denen von Immigranten ohne Ausweise und Wohnungen in unsern Städten.

Doch gibt es keinen plausiblen Grund für solche absurde Beschränkungen. Einerseits erscheinen sie lächerlich, andrerseits stellen sie eine weitere Verletzung der Rechte des palästinensischen Volkes dar, das zu oft und zu lang den Demütigungen und Misshandlungen der Arroganz und Illegalität der israelischen Besatzung, der Mauer, der Siedlungsausdehnung zu verdanken hat. Jahrelang sind die Menschen des Gazastreifens wegen der Belagerung dazu gezwungen worden zu hungern. Und nun diese Episoden auch in der Westbank, wo sie die Menge der Nahrungsmittel kontrollieren wollen, die jede Person essen darf. Es ist der letzte  Machtmissbrauch. Bis zu welchem Punkt kann man den israelischen Behörden denn noch erlauben, ähnliche Methoden auszuführen, die nicht nur illegal sind, sondern auch das Ziel haben, die Identität und Würde des palästinensischen Volkes zu zerstören?

 

 

(dt. Ellen Rohlfs)