Israel Palästina Nahost Konflikt Infos

Drei deutsche GRÜNHELME in Syrien seit 45 Tagen entführt

Kein einziges Lebenszeichen bis heute

 

29. Juni 2013

 

Heute ist es 45 Tage her, dass die drei Mitglieder und Mitarbeiter der Grünhelme e.V. in dem syrischen Ort Harem (Distrikt Idlib) mitten in der Nacht (14./15.Mai) entführt wurden. Es handelte sich um den Industriemechaniker Bernd Blechschmidt, der schon 4 Monate Erfahrung in der Arbeit im Syrien auf dem Buckel hatte, den Bautechniker und Zimmermann Simon S. und den 72jährigen Ingenieur Ziad Nouri, der erst drei Tage vorher im Syrien angekommen war.

Seit diesem 15. Mai 2013 sind die Grünhelme mit allen verbunden, die in irgendeiner Weise für uns hilfreich sein können. Wir haben sofort die Entführung an das Auswärtige Amt und das Lagezentrum des AA gemeldet. Später wurde auch das BKA, das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Aus der exil-syrischen Kommunität ging eine Menge an Vorschlägen ein, wie man die Entführer ausfindig machen und die drei Deutschen freibekommen könnte.

Immer wieder standen wir in den vergangen sieben Wochen kurz vor einer Entdeckung oder einer Vereinbarung mit mutmaßlichen Entführern, aber alle aufgezeigten Wege und Lösungen erwiesen sich als Illusion.

Wir haben das große Wunder erlebt, dass trotz der weiten Streuung der Nachricht die Medien in Deutschland still gehalten haben. Aber jetzt sind wir nicht mehr bereit, still zu halten und zu schweigen. Wir kämpfen um die Grünhelme Ziad Nouri, Bernd Blechschmidt und Simon S. und gemeinsam mit den Angehörigen der drei bitten wir die Institutionen unseres Staates, an der Spitze das Auswärtige Amt und die Bundeskanzlerin, aber auch die UN- und EU-Organe, alles im Kontakt mit der syrischen Opposition und auch mit Damaskus zu tun, um den Aufenthaltsort der drei Entführten zu identifizieren und ihre Befreiung voranzubringen.

Die drei Grünhelme haben sich um die Zivilbevölkerung in Azaz, Tal Refaat und nun auch Harem verdient gemacht. Sie sind als ehrenamtliche Helfer in Syrien ausschließlich für die Zivilbevölkerung tätig geworden, die dieser Hilfe besonders bedarf. Sie waren in der Bevölkerung von Harem besonders gern gesehen, weil sie nach den Zerstörungen des fast zwei Jahre dauernden Krieges in Syrien als erste Helfer aus dem westlichen Ausland dort gearbeitet und auch bewusst unter den Menschen der Ortschaft gelebt haben.

Wir sind von deutsch-syrischer Seite gebeten worden, die Syrer wegen dieser Entführung nicht alle zu bestrafen und die Arbeit nicht einzustellen. Das wollen wir im Sinne der humanitären Ideale und Ziele der Grünhelme durchaus beherzigen. Ein deutsch-syrischer Arzt schrieb uns: „Die Kidnapper können nur einen von zwei Beweggründen haben: entweder sie möchten die Grünhelme einschüchtern oder sie einfach berauben. Beide Beweggründe müssen gegen eine Wand stoßen, die Wand der Beharrlichkeit zum Guten. Das Gute muss überwiegen und wenn das Böse große Brocken in eine Waagschale legt, fließt unendlich Gutes einfach unermüdlich weiter.“ Eine deutsche Syrerin zitierte aus dem Römerbrief (12, 21) des Apostels Paulus: „Lass Dich vom Bösen nicht überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten!“

So wollen wir Grünhelme in dem Schmerz um die immer noch entführten Mitarbeiter und Freunde gleichzeitig nicht das Böse über uns Raum gewinnen lassen.

Rupert Neudeck