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Palästina Reisenhandbuch – gesehen von 2034 aus

Zu einer editorischen Glanzleistung des Palmyra Verlages

Von Rupert Neudeck

6.01.14

 

 

Man kann dieses Buch nicht rezensieren, man kann es nur loben. Es ist in gewisser Hinsicht ein Märchenbuch, denn es soll das Reisehandbuch sein für Palästina, ein Land, das es nicht mehr und noch nicht gibt. Man kann da ordentlich kaum hin, Mit ordentlich meine ich: Über einen Hafen oder Flughafen, der einem den Weg freimacht für weitere freie Unternehmungen zu Fuß, zu Rad oder zu Auto/Motorrad.  Man muss immer noch den Weg über den Flughafen der Besatzer gehen. Es ist eine gewaltige editorische Leistung, auch wenn man bedenkt, dass es immer noch ein Märchen ist, über das die Autoren berichten.

Man kann es vor Freude und Traurigkeit nicht be-sprechen. Man kann es lesen, dann beiseite legen und sich vielleicht vornehmen, es nach zwanzig Jahren, also 2034 wieder hervorzuholen. Dann wird das alles ganz anders aussehen. Man wird in Gaza Flughafen landen und nach Bethlehem und Tulkarem und Jenin fahren können. Man wird am Neujahrstag 2034 am Internationalen Marathonlauf teilnehmen können, den die Sportminister von Israel-Palästina jedes Jahr am Neujahrstag an der schönsten Marathonstrecke der Welt veranstalten. Die Gewinner werden mit einer gewaltigen Trophäe belohnt.

Das Land heißt mittlerweile Israel Palästina, es ist nicht mehr der jüdische und nicht der arabische Staat, sondern die Bewohner sind stolz, Bürger eines der erfolgreichsten Länder der Erde zu sein mit Wachstumsraten bis zu 5 Prozent. Das Straßen- und Verkehrs-System ist seiner Zwangsjacken enthoben und muss sich nicht mehr in Apartheid-Strukturen ergehen. Es gibt keine eigenen Wege für die einen wie für die anderen. Vor zehn Jahren hatte die US-Regierung die Nase voll von den dauernden Verzögerungen, den dauernden Neu-Siedlungen im Gebiet der Palästinenser, sie entzog der Israel Regierung das Geld (pro Jahr wurde das auf 3 Mrd US-Dollar geschätzt) und das Vertrauen. Die Europäische Union, mittlerweile ein Verband von 32 Staaten (dazu gekommen waren Serbien, Makedonien, Montenegro und Albanien) lief den USA wie immer natürlich hinterher.

Das war nun 2024 die Entscheidung, das Land nicht mehr durch großen Bevölkerungsaustausch für die Zwei Staatenlösung gefügig zu machen, sondern es als einiges von allen Bürgern, den Juden wie den Palästinensern, den Drusen wie den Beduinen zu gründen. Hunderttausende von israelischen Juden haben das in ihrer Verblendung nicht ausgehalten und sind sowohl in die USA wie ein kleinerer Teil von ihnen auch nach Russland gezogen, wo sie von dem Nachfolger Putins in den von Russland geschaffenen Sonderstaat Abchasien geschoben wurden. Der Chef der ehemaligen Partei Unser Haus und Ex-Außenminister Lieberman hat es in Abchasien auch schon wieder zu einem Regierungsposten gebracht.

Die Völker von Israel Palästina können mittlerweile alles in ihrer eigenen Vergangenheit gut integrieren, sogar darüber große Versammlungen und Versöhnungs- und Wahrheitstribunale abhalten. Vor 5 Jahren 2029 ist der erste Präsident des Landes gestorben, er wurde tatsächlich nicht weniger als 101 Jahre  alt und erreichte damit das Alter von Methusalem.

2034 werden wir alle dorthin gehen und dieses schwergewichtige (ein Kilo) Reisehandbuch Palästina mitnehmen. Einige Kapitel werden wir unseren Kindern vorlesen können. Z.B. über den Erez Checkpoint, der mittlerweile zu einer Lagerhalle der internationalen Firma IKEA nutzbar und produktiv ausgestaltet worden ist. Dort wird man sich fragen, wie denn das hätte gehen sollen, 1,5 bis 2 Millionen Menschen auf Dauer in einem Gebiet von der Größe des Rhein-Siegkreises plus des Kreises von Euskirchen festzuhalten? Man wird mit Spannung lesen, dass die letzte Option damals 2014 dorthin in den Gazastreifen zu gelangen, darin bestanden hat, einen palästinensischen Tunnelarbeiter zu bezahlen, der den europäischen Besucher durch einen der vielen Tunnel von Ägypten aus hinüberschmuggeln kann: „Der Preis hierfür liegt bei 1000 US-Dollar“.

Noch mal es ist ein gewaltig gutes Buch, für dessen Layout man ausdrücklich dem Verlag dankbar sein muss. Es wird auch nach der Umstellung und Neuformation des einen Staates Israel-Palästina hilfreich sein, das schöne Buch mit sich im Gepäck zu haben. Es enthält eine lückenlose Aufklärung der geschichtlichen Herleitung des Raumes bis zur Al Aqsa Intifada. Es enthält große Kapitel über die Bevölkerung und die Kolonisierung und Besatzung, die ja ab 2024 zu Ende war. Es besteht aus einem großen Kapitel über die Stadt Jerusalem, eingeleitet durch die gute zeitgeschichtliche Frage: „Welches Jerusalem?“ Die Autoren  berichten dann eben über Ost- und West-Jerusalem. Weitere große Kapitel sind dem Westjordanland gewidmet und dem Gazastreifen. Und, wie um die Aktualität 2034 aufrechtzuerhalten, enthält das Buch 150 Seiten über „Israel – Die Gebiete von 1948“. Es kommen die Golanhöhen dazu, die man als einzige nicht so einfach besuchen kann, denn dazu braucht man seit der neuen Regierung der Juristin Razan Zeitouneh in Syrien ein Visum.

Kurz man kann sich ein Reisenhandbuch nicht schöner vorstellen, das alle diese neuen Etappen der Zukunftsgeschichte von Israel und Palästina vorwegnimmt.

Alternative Tourism Group: Palästina Reisenhandbuch. Geschichte. Politik. Kultur.Menschen.Städte.Landschaften. Palmyra Verlag Heidelberg 2013  649 Seiten