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Noreen Sadik: Stille Helden – unsichtbare Brücken 12.1.11.
Israelische Freiwilligengruppe verfolgt Friedensagenda
Aus dem voll besetzten Raum kam Applaus und Beifallsrufe, als die Musiker ihre Instrumente beiseite stellten, aufstanden und sich vor dem Publikum , Bewohnern des Dorfes Salem, stolz verneigten.
Es war die erste Veranstaltung von Schülern des Salemer Musikzentrums, nachdem sie vor neun Monaten mit dem Lernen (eines Musikinstrumentes) angefangen hatten.
Mit 6000 Bewohnern liegt Salem ein paar Kilometer von Nablus entfernt. Der Ort liegt zwischen zwei palästinensischen Flüchtlingslagern, der illegalen israelischen Siedlung Elon Moreh und dem nahen Skali Ranch isr.Außenposten.
Die israelische Besatzung der Westbank und die Siedlungen sind die Ursachen von Leid und Elend im Ort. Den Einheimischen wurde Land konfisziert, sie wurden physisch angegriffen, Checkpoints, Straßen „nur für Juden“ und Verlust von Lebensunterhalt, als ihre Olivenbäume verbrannt oder ausgerissen wurden – und das schlimmste: ein Mord.
Die 2.Intifada ( im Jahr 2000) hatte israelisch kontrollierte Absperrungen und Ausgangssperren und rund um den Ort Gräben, riesige Sperren am Eingang zur Folge und so wurde jede Bewegung für die Palästinenser behindert. Die Nachrichten über eine Familie aus Deir al-Hattab, die wegen der Absperrung von Nablus nicht in der Lage war, Medikamente für die zweijährige epileptische Tochter zu kaufen, erreichte die Israelin Asaf Oron, eine Aktivistin und freiwillige soziale Helferin. Die Tochter blieb 10 Tage ohne Behandlung und als sie schließlich ins Krankenhaus nach Nablus kam, war es zu spät.
Oron nahm über Telfon Kontakt mit der Familie auf, hörte sich an, wie schwierig das Leben in der Westbank ist und wie schwierig es ist, die eigenen Olivenbäume zu erreichen. So begann die Arbeit der „Villages Group“ (Dörfergruppe).
Unter dem Motto wirkend: „Auch wenn wir vielleicht keinen allgemeinen Frieden bringen können, so können wir doch Friedensarbeit tun“. So versuchen diese israelischen Freiwilligen ein Glied zu sein, das Israelis und Palästinenser mit einander verbindet.
Da wir wissen, dass israelische Soldaten nicht auf Israelis schießen, begann die Gruppe ihre Arbeit damit, dass sie die Dorfbewohner zu ihren Olivenhainen begleiteten.
Die Village Group fordert den Status quo heraus. Ehud Krinis, ein Mitglied der Gruppe, erklärte, dass abgesehen von direktem Kontakt, den sie zwischen Israelis und Palästinensern macht, keine förmliche Agenda habe. Wenn in dem Dorf irgendeine besondere Not herrscht, versucht sie zu helfen.
Die 23jährige Yasmin Jebara wurde blind geboren. Ihr Leben ist voller Herausforderungen und voller Leid. Nun hat sie bewiesen, dass sie eine Kämpferin ist. 2004 wurde ihr Vater Sael Jebara von einem Siedler aus Elon Moreh ermordet.
Obwohl der Siedler zu 8 Jahren Haft verurteilt wurde, war er nicht einen Tag im Gefängnis. Jebara ließ seine Frau mit sechs Kindern zurück – und zwei von ihnen sind blind. Die Gruppe kondolierte der trauernden Familie über Telefon, und seitdem macht sie monatlich einen Besuch und bringt Freundschaft und Unterstützung mit. Bei ihrem ersten Besuch brachte Anelia Duneyevsky, ein Gruppenmitglied, ihr einen Jasminzweig mit. Mit jedem Besuch wuchst die Freundschaft und das Vertrauen. Der Gruppe gelang es, für Jasmin und ihren Bruder einen Besuch bei einen Augenarzt in Israel zu vermitteln. Doch konnten die Augen nicht behandelt werden, um die Welt zu sehen.
Am Tag als diese Reporterin die Jebarafamilie mit der Dörfergruppe besuchte, spürte sie eine gute Atmosphäre der Freundschaft und Unterstützung.
Eine lebhafte Unterhaltung füllte das Zimmer, als Familienmitglieder ihre israelischen Freunde begrüßten. Ehud Krinis fühlte sich offensichtlich in seiner Rolle als „Freund der Familie“ wohl.
Er war zunächst mit Peace Now, einer israelischen NGO aktiv. Er arbeitete gegen die Besatzung, aber von innerhalb Israel. Mit dem Kollaps des Friedensprozesses 2000, wurde ihm jedoch klar, dass es in nächster Zukunft keinen Frieden geben wird.
„Um etwas Sinnvolles für mich zu tun, musste ich zu den Palästinensern direkt gehen. Was kann ein ganz gewöhnlicher Mensch tun? Wir haben keine politische Macht, also müssen wir die Beziehungen mit den Palästinensern im kleinen Rahmen ändern“, sagte er.
„Welche Chancen haben denn Palästinenser, um Israelis zu treffen? Absolut keine. Deshalb ist der israelische Eindruck von Palästinensern, dass sie Selbstmordattentäter sind, und der palästinensische Eindruck von Israelis, dass sie Besatzer sind.“
Die „Villages Group“ brachten ihr (Jasmin) zwei Computer und einige brachten CDs mit englischer Literatur mit.
Doch nicht nur Yasmin profitiert im Dorf . Die Gruppe half Jubier Shtayih im März 2010 das Salem Musikzentrum zu eröffnen, wo 15 Kinder das erste Mal Musikunterricht erhielten.
Nach acht Monaten Üben und Lernen, waren die Schüler soweit, für die Dorfbewohner ein Konzert zu geben.
Shtayih, der Leiter des Zentrums und Musiklehrer, sagte: „Die Kinder haben sich durch die Musik verändert. Heute werden wir zeigen, wie wir uns bemüht haben.“
Yasmin bestätigt, dass die Kinder sich verändert haben: „Die Kinder hatten immer solche Angst. Ihr Horizont des Denkens wird nun immer weiter.“
Als die palästinensische Nationalhymne mit der wunderbaren Stimme der 14jährigen Shireen Rseida durch den Raum hallte, stand die israelische und palästinensische Zuhörerschaft zusammen.
Yasmins Worte klangen auf: „Dies ist Menschlichkeit, die uns verbindet. Ich habe das Gefühl, dass wir zusammengehören.“
Norin Sadik ist eine Amerikanerin palästinensischen Ursprungs. Sie arbeitet freiberuflich für The Gulf Times (Qatar), und den New Internationalist (England); sie hat auch mit der Jerusalem Post (Israel) zusammen gearbeitet.
(dt. Ellen Rohlfs)