Israel Palästina Nahost Konflikt Infos

Ta’ayush  - Aufruf

 

 September 2012

 

 

 

Ta’ayush ist in Israel eine Grasswurzelbewegung, die sich darum bemüht, die Mauern des Rassismus, der Segregation und Apartheid abzubauenen, indem sie eine wahre arabisch-jüdische Partnerschaft  aufbaut. Seit über zehn Jahren hat Ta’ayush in der Zone C der besetzten palästinensischen Gebiete gearbeitet, besonders in den Südhebroner Hügeln, um dort die palästinensischen Bewohner in ihrem Kampf zu unterstützen, ihr Dach über dem Kopf und ihr landwirtschaftlich genütztes Land zu bewahren.

Die Palästinenser  dieser Gebiete sind ständigen Schikanen und Gewalt durch israelische Siedler und die Armee mit dem Ziel ausgesetzt , die Zone C von seiner palästinensischen Bevölkerung ethnisch zu säubern, indem man diese zwingt, in die Zone B oder A überzusiedeln, um dann das Land für israelische Siedlungen zu übernehmen. Indem man die pal. Bewohner daran hindert, auf ihr landwirtschaftlich genutztes Land und zu ihren Zisternen zu kommen, ja sogar ihre Hütten zerstört, ihre Zelte anzündet, sie physisch angreift -- alles übliche Methoden der  israelischen Behörden  und der Siedler, um die palästinensischen Bewohner von ihrem Dorf und Land in die städtischen Zentren wie Yatta, Samua, Dura und Dahariyya zu vertreiben. Ein Leben von großer Armut, Arbeitslosigkeit und Sorgen erwartet sie dort.

 

In den letzten paar Monaten waren wir Zeugen einer zunehmenden Härte der offiziellen Staatspolitik wie auch einer Eskalation der Gewalt  einzelner Soldaten, Polizisten und der israelischen Siedler vor Ort.  Unter anderen alarmierenden Maßnahmen im Juni: die „Zivilverwaltung“ (ein Zweig der israelischen Armee, die den Auftrag hat, sich mit der pal. Bevölkerung zu befassen) verkündete ihre Absicht, die Abrissorder von nahezu 70 Strukturen (Hütten) in der pal. Gemeinde Susya auszuführen. Es handelt sich also  um die Zerstörung eines ganzen Dorfes, was Hunderte von Bewohnern obdachlos machen. wird

Im Juli verkündete der isr. Verteidigungsminister Barak Pläne,  8 zusätzliche  Gemeinden in den Südlichen Hebronhügeln zu zerstören: Majaz, Taebban, Sfaye, Fahit, Halawa, al-Marqas, Jinba und Kharuba. Das Land dieser Dörfer soll als militärisches Übungsgelände benützt werden. Wenn diese Befehle ausgeführt worden sind, werden 1500 Menschen heimatlos und  gezwungen, ihr Land zu verlassen und in die städtischen Zentren außerhalb der Zone C zu ziehen. Vier weitere Gemeinden am Rande der militärischen Übungszone mit 300 Bewohnern werden all ihrer Planungsrechte beraubt. Hier sollte bemerkt werden, dass die Benutzung besetzter Gebiete für militärische Übungszwecke nach dem internationalen Gesetz verboten ist. …Das isr. Militär hat schon Maßnahmen ergriffen, um die Bewohner  der Dörfer einzuschüchtern, die zerstört werden sollen: Soldaten landen mit Hubschraubern in Jinba, um dort einen gewaltsamen Überfall auszuführen.

Auch im Juli verkündete die Zivilverwaltung ihre Absicht, das Dorf von  Zanuta zu zerstören.

Mehrere Bauten wurden in Zanuta und Susya schon Ende August zerstört. Schikanen und

Angriffe gegen Palästinenser und solidarische Aktivisten durch Soldaten und Siedler geschehen fast täglich. Dies schließt Schaden an Eigentum und Infrastruktur ein, auch das

Entwurzeln von Olivenbäumen und die Verhinderung, zum eigenen Land zu kommen,

willkürliche Verhaftungen und physische Angriffe.

Hier nur eine sehr unvollkommene Liste über die letzten Angriffe: Ta’ayush steht weiter in Solidarität mit den Bewohnern der Südhebroner Hügel.  In den letzen paar  Monaten haben wir Bauern und Hirten auf ihr Land begleitet, wohin sie alleine nicht hätten hingehen können und wo sie z.T. schon seit Jahren nicht hingehen konnten. Unsere Aktivisten verhinderten die Verhaftung mehrerer palästinensischer Bewohner, unter ihnen Kinder von 9 Jahren; sie dokumentierten zahlreiche Angriffe auf Palästinenser; sie begannen mit anderen Organisationen eine öffentliche Kampagne gegen die Zerstörung von Susiya und den Dörfern, die innerhalb der Zone liegen, die militärisches Übungsgelände werden soll. Als Teil dieser Kampagne protestierten Hunderte von Israelis und Palästinensern in den Dörfern gegen die Zerstörung, und Tausende von Israelis appellierten an die Regierungsbehörden, um die Abrissorder zurückzunehmen.

Diese umfassende Aktivität hängt von extrem begrenzten Finanzen ab. Die Kosten eines jeden Aktionstages beträgt 200 Euro; der größte Teil der Summe ist für die Transportkosten. Wir haben auch schon daran gedacht, gerichtliche Kosten  für verhaftete und verurteilte Aktivisten zu übernehmen. Sieben Ta’ayush-Aktivisten wurden in den letzten Monaten während Aktivitäten verhaftet. Vier von ihnen, weil sie ein rassistisches Graffito  von Siedlern entfernten;  ein Aktivist wurde vor kurzem verklagt, weil er einen Armeeoffizier einen „Kriegsverbrecher“ nannte , und mehrere andere Aktivisten müssen auch strafrechtliche Verfahren durchlaufen.

 

 

 

(dt. Ellen Rohlfs)