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GAZA:
DIE VERDAMMTEN DIESER ERDE
Wie versprochen
weitere Bilder aus Gaza. Bitte vergesst Gaza nicht! Vor allem jetzt, wo
Netanjahus Bodentruppen Gaza endgültig zerbrechen sollen. Physisch und
psychisch.
Mit Panzern gegen
die Eselswagen der Tunnelbauer! Es ist absurd. Weiß Netanjahu wirklich, was
er tut? Hat er eine zu Ende gedachte Strategie? Oder ist er Gefangener
seiner eigenen innenpolitischen Panikmache?
Ich bin kein Freund
der Hamas. Und werde es nie sein. Ich kritisiere die Ideologie und die
'Militärstrategie' der Hamas mit Nachdruck.
Aber ich bin ein
Freund der Palästinenser.
Ich weigere mich schweigend zuzusehen, wie ihre Rechte und ihre Würde mit
Füßen getreten werden.
Natürlich
hat Israel das Recht auf Selbstverteidigung. Gegen die sinnlose Ballerei der
Hamas und anderer Widerstandsgruppen. Unter anderem durch die perfekte
Flugabwehr 'Iron Dome'.
Aber Israel hat
kein Recht darauf, Hunderte von Häusern dem Erdboden gleich zu machen, ganze
Familien auszulöschen, Behindertenheime zu bombardieren, spielende Kinder am
Strand und auf Dächern mit Raketen zu töten und Strandcafés in die Luft zu
sprengen, in denen Jugendliche sich die Fußballweltmeisterschaft anschauen
wollten. Gaza ist die Hölle auf Erden.
Netanjahu hat angekündigt, er werde die Hamas
massiv schwächen. Doch er schwächt oder zerstört nicht die Hamas, sondern
Gaza und seine Menschen.
Völkerrechtlich sind die Bombenmassaker in Gaza Kriegsverbrechen.
Keine
Selbstverteidigung. Man darf ein Volk nicht kollektiv bestrafen. Das lernt
ein Jurastudent in den ersten Semestern.
Am Donnerstag waren
wir im israelischen Askhelon. Einem der drei Hauptangriffsziele der
palästinensischen Raketen. Der schwerste materielle Schaden, den Askhelon
nach Aussagen jüdischer Bürger im Krieg erlitten hatte, war die Zerstörung
einer Gartensauna. Wir haben sie selbstverständlich besichtigt. Ich sehe und
höre mir immer beide Seiten an. An anderen Orten Israels soll es allerdings
auch schwerere Beschädigungen gegeben haben.
Nur ein minimaler
Prozentsatz der zum Großteil selbst gebastelten Raketen aus Gaza durchdringt
den "Iron Dome", die sensationelle Raketenabwehr Israels. Netanjahu weiß das
genau. Doch aus innenpolitischen Gründen erzeugt er trotzdem im eigenen Land
eine fast groteske Angstpsychose.
Bis heute Mittag,
Sonntag 12.00 Uhr palästinensischer Zeit, töteten die israelischen Raketen
404 Palästinenser und verletzten mindestens 2815. Die Zahl steigt und
steigt. 75 Prozent sind unschuldige Zivilisten.
Die 'Raketen' der
Hamas töteten 2 Israelis und verletzten 7. Seit der israelischen
Bodenoffensive starben weitere 4 Israelis.
Wer
trotzdem die hohe militärische Sicherheit Israels mit der dramatischen
Gefahrenlage und dem unendlichen Leid Gazas gleichsetzt, täuscht die
Weltöffentlichkeit. Nur in Gaza herrscht Krieg, nicht in Israel. Alles
andere ist Propaganda.
Muss
die internationale Politik nicht endlich auf das zum Himmel schreiende
Unrecht in Gaza reagieren? Brauchen wir nicht UNO- Sanktionen gegen Israel
wie
einst gegen Südafrika und heute gegen Russland? Nicht ich, sondern John
Kerry sprach schließlich von einem Apartheidsstaat. Darf man derartige
Fragen überhaupt noch stellen? Gilt der Grundsatz "Gleiches Recht für Alle"
noch?
Wäre es nicht
klüger, wenn Netanjahu endlich einmal auf Augenhöhe mit Hamas verhandeln
würde? Sind drei mörderische Gazakriege in sechs Jahren nicht genug? Es ist
doch offensichtlich, dass sich der Gazakonflikt nicht durch gegenseitigen
Raketenbeschuss und durch das Einsperren von 1.8 Mio Palästinensern lösen
lässt.
Oder sollten sich
die Verantwortlichen beider Seiten nicht einfach einmal irgendwo treffen und
sich gegenseitig massakrieren, statt die Bevölkerung Gazas zu quälen?
Noch in
Tausenden von Jahren wird man sich die Geschichte der Gefangenen von Gaza
erzählen. Dieses gedemütigten und entrechteten kleinen Volkes, das von einem
benachbarten Herrenvolk in einem großen Käfig gehalten wurde. Dem das
Herrenvolk den Strom abdrehte, wann es ihm gefiel.
Man wird berichten,
dass die Menschen von Gaza begannen, wie Maulwürfe Tunnel in Nachbarländer
zu graben, um manchmal für ein paar Tage oder Stunden Freiheit zu
schnuppern. Um nicht immer wie Untermenschen zu leben, gingen sie unter die
Erde. Wie paradox!
Natürlich gruben sie die Tunnel in erster Linie, um nicht auf Waren und
Medikamente verzichten zu müssen.
Und um sich verteidigen zu können. Oder so zu tun als ob.
Man
wird der staunenden Nachwelt berichten, dass keiner der Weltpolitiker jener
Zeit, die ständig über Menschenrechte sprachen, aufschrie, protestierte,
einschritt. Dass niemand mit den Menschen von Gaza weinte. Mit den Müttern,
deren zu Tode gebombte Kinder in ihren Armen starben.
Ewig
wird man über die Schande von Gaza sprechen.
Über die herablassende, respektlose Unterdrückung und Demütigung seiner
Bevölkerung durch den Nachbarn Israel. Über das Versagen der
Weltöffentlichkeit angesichts ihrer Behandlung als Menschen dritter Klasse.
Jean Paul Sartre würde sagen als "Halbaffen".
Wenn
ich an Gaza denke, schäme ich mich für die Tatenlosigkeit unserer Welt. Auch
für meine eigene Hilflosigkeit. Wir versagen alle.
Seit vorgestern
sind wir wieder in Deutschland. Jeden Tag erhalte ich Mails, in denen ich
gefragt werde, wie lange ich es noch die 'Chuzpe' besäße, der öffentlichen
Meinung des Westens zu widersprechen. Meine Antwort lautet: Ich finde das
Leben zu kurz, um ständig um die Wahrheit herumzureden.
Jeden Tag kommen
auch Morddrohungen. Wir haben aufgehört, sie zu zählen.
Jede Minute denke
ich an die Menschen in Gaza, an die Verdammten dieser Erde. Am liebsten
würde ich gleich wieder zu ihnen hinfahren.
Euer JT