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Akiva Eldar, Haaretz 28.8.09
„Die
Lektion, die Israel aus dem Holocaust lernen muss, ist, dass es nie Sicherheit
durch Zäune, Mauern, Waffen bekommen kann,“ sagte
Erzbischof Emeritus Desmond Tutu aus Südafrika am Donnerstag zu Haaretz.
Tutu
kommentierte damit Ministerpräsident Netanyahus Statement in Deutschland: die
Lektion aus dem Holocaust sei, dass Israel sich
immer selbst verteidigen müsse. Er sagte außerdem: „In Südafrika
versuchte man Sicherheit mit Hilfe von Waffen zu bekommen. So bekam man sie
nicht. Man erhielt die Sicherheit erst, als die Menschenrechte aller anerkannt
und respektiert wurden.“
Der
Friedensnobelpreisträger sprach in Jerusalem zu Haaretz,
während die Organisation The Elders
durch Israel und die besetzten Gebiete reiste. Er sagte, der Westen verzehrt
sich wegen des Holocaust vor Schuld und Bedauern gegenüber Israel – und tut
damit das Richtige.
„Doch
wer muss die Strafe bezahlen? Die Strafe wird von den Arabern, von den
Palästinensern bezahlt. Ich traf einmal einen deutschen Gesandten, der sagte,
Deutschland macht sich zweier Straftaten schuldig: das eine ist das, was es gegenüber den Juden
tat – und nun das Leiden der Palästinenser“.
Er
beschimpfte auch die jüdischen Organisation in den USA: sie schüchtern jeden ein, der die Besatzung (Israels)
kritisiert und klagen ihn schnell des Antisemitismus an. Er erinnerte sich
auch, wie solche Organisationen Druck auf Universitäten in den USA ausüben, um
sein Erscheinen auf deren Campus zu
verhindern.
„Das
ist nicht gut, weil meine eigene Position tatsächlich auf der Tora beruht. Sie wissen doch, dass sie nach dem Ebenbild
Gottes geschaffen sind. Und wir haben einen Gott, der sich um die Unterdrückten
kümmert.“
Tutu
kommentierte auch Prof. Dr. Neve Gordons Aufruf zu
Sanktionen gegenüber Israel.
„Ich
sage den Leuten immer, dass die Sanktionen im Falle Südafrikas wichtig waren.
Wir hatten einen Sportboykott und da wir ein sport-versessenes
Land sind, traf es gewöhnliche Leute. Der Boykott war also das psychologisch
mächtigste Instrument.
„
Außerdem hat er tatsächlich die Finanzen der südafrikanischen Regierung
getroffen, als wir einen Waffenembargo und den wirtschaftlichen Boykott
hatten.“
Er
sagte auch, als F.W.de Klerk Präsident wurde, habe er ihm telefonisch
gratuliert. Das erste, was er mir sagte, war ‚Werden Sie nun die Sanktionen
aufheben lassen? Obwohl die Regierung
immer so tat, als würden diese Dinge sie nicht berühren. Das stimmt nicht.
„
Ein anderer wichtiger Grund war, dass der Boykott unserm Volk Hoffnung gab, die
Welt kümmere sich um uns. Es war eine Art der
Identifizierung (mit uns).
Vormittags
hatte Tutu und seine Delegation das Dorf Bilin
besucht, wo jede Woche (gewaltfreie)
Proteste gegen die Trennungsmauer stattfinden, die auf dem Land des Dorfes gebaut wurde ( und 60% des Landes raubt).
„Wir
nahmen unsere Kinder mit nach Swaziland und mussten
durch Grenzkontrollpunkte gehen und waren in etwa mit demselben Verhalten der
Polizisten konfrontiert und auf deren Gnade angewiesen. Sie konnten
entscheiden, wann man weitergehen durfte. Oder sie schickten einen wegen irgend etwas zurück. Andrerseits gab es bei uns aber keine kollektive Bestrafung. Es gab keine
Hauszerstörung wegen des Verdachts, dass
eines der Familienmitglieder ein Terrorist sein könnte.“
Er
sagte, die Aktivisten in Bilin erinnerten ihn an Ghandi, dem es gelang, die britische Kolonialregierung über
Indien mit gewaltfreien Mitteln zu stürzen, und an Martin Luther King Jr., der
sich für eine Frau einsetzte, die zu müde war, in einem Bus nach hinten zu
gehen ( wie es die Rassentrennung in den
USA damals forderte).
Er
betonte seine Überzeugung, dass keine Situation hoffnungslos wäre und lobte den
Erfolg des Nordirischen
Friedensprozesses. Der Prozess war durch Senator George Mitchell vermittelt
worden, der nun als US-Sonderbeauftragter für den Nahen Osten ernannt wurde.
Als er
über die Kontroversen im Petah Tikva gefragt wurde,
wo mehrere Elementarschulen sich weigern äthiopische Kinder aufzunehmen, sagte
Tutu: „Ich hoffe, dass sich Ihre Gesellschaft entwickelt.“
(dt.
Ellen Rohlfs)