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Eurig Scandrett. Januar 2012
bez. Stoppt die JNF-Kampagne
Die Umweltschutzbewegung
ist eine der erfolgreichsten sozialen Bewegungen im 21. Jahrhundert. In den
letzten 50 Jahren hat sich die Sorge um die Umwelt
in den meisten Ländern der Welt von den Rändern des Mainstream sozialer
Politik bewegt, und zunehmend
hat sich die Sorge
um die Umwelt mit den Werten der Menschenrechte und sozialer
Gerechtigkeit verbunden. Die meiste Zeit meines Lebens hat die Bewegung eine
bedeutende Rolle in meinem eigenen Leben gespielt. Es ist für mich deshalb
besonders tragisch, mit anzusehen, wie eine Organisation, die behauptet,
Umweltschutz zu treiben, hinter der Fassade von Umweltschutz tatsächlich
ethnische Säuberung, koloniale Besatzung betreibt und Komplize von rassistischen
Massakern ist. Dieser offene Brief
soll meine Kollegen vom Umweltschutz
Vor den wirklichen Zielen hinter der grünen PR
des jüdischen Nationalfond (JNF)warnen.
Ich entdeckte die Wahrheit
über den JNF während eines Besuches in Israel und der Westbank im Jahr 2010 als
Mitglied einer Umwelt-Studiengruppe des JNF. Ich sah das Vermächtnis der
„Umwelt-Agentur“, die einen beratenden Status bei der UN als Umweltschützende
NGO und
in vielen Ländern einen steuerfreien Status hat. Wir sahen zerstörte
Dörfer und mit Bulldozern zerstörte Häuser, die kaum
mit einem neu gepflanzten
Wald überdeckt waren; moderne
Gemeinden , die von Arabern gebaut und bewohnt waren , denen es verboten ist,
zurückzukehren. Den Flüchtlingen wird das Recht verweigert, die entweihten Reste
der Gräber ihrer Vorfahren besuchen.
Seit seiner Einsetzung 1901
durch die Zionistische Weltorganisation behauptet der JNF, er sei
zu einem globalen Umweltschützer geworden, in dem er 250 Millionen Bäume
gepflanzt, über 210 Wasserreservoirs und Dämme gebaut und
250 000 Acre Land entwickelt , mehr als 1000 Parks geschaffen, die
Infrastruktur für mehr als 1000 Gemeinden
geschaffen und so in die Negevwüste Leben gebracht
und Studenten rund um die Welt über Israel und den Umweltschutz
aufgeklärt hat. Der JNF besitzt und
verwaltet Land, pflanzt Bäume, schafft Reservoirs und
Landschaftsgrundzüge und errichtet Parks für den zionistischen Zweck, Palästina
zu kolonisieren, ethnisch zu säubern und die Apartheid durchzusetzen: die
Enteignung des Landes vom palästinensischen Volk für den einzigen Nutzen der
jüdischen Kolonisten. Nach dem JNF –Spendensammlungs-Pamphlet für die britischen
Juden 1944 spendete
die Organisation ihr Geld, um Gegenden aufzuforsten, die nicht für
landwirtschaftliche Kultur geeignet sind und so den Weg für permanente
(jüdische) Besatzung vorbereitet.
Wir besuchten den jüdischen
Ort Ein Hod an den westlichen Hängen des Mount Carmel ganz modernisiert von
Künstlern und zu einer Zeit, als es
sich gerade von dem Waldbrand erholt, der die umgebenden Wälder beschädigt hat.
Bis zum Ende des britischen Mandats Palästinas hieß das Dorf Ayn Hawd. Im
Mai 1948 wurde zionistischen Milizen befohlen Ayn Hawd und andere Orte zwischen
Tel Aviv und Haifa „anzugreifen und zu säubern“.
Das Dorf widersetzte sich zunächst, gab dann aber nach jenem Jahr
auf, und seine Bewohner wurden unter
Zwang vertrieben. Die Gebäude wurden bewahrt, und das Dorf erhielt den Namen Ein
Hod und wurde von jüdischen Künstlern aus Europa bewohnt.
Was dann folgte, wurde
unter den Palästinensern als Nakba oder Katastrophe bekannt, als Hunderte von
palästinensischen Dörfern mit Gewalt entvölkert und meistens
zerstört wurden und eine
drei Viertel Million ins Exil gezwungen wurde. Einige der Geheimdienstleute, die
diese Massen-vertreibung
ermöglichten, waren mit
„Dorf-Dokumenten“ ausgestattet, die von einer Division der JNF in den Jahren
zuvor gesammelt worden waren. Der neu errichtete israelische Staat
ließ zu, dass das Land dieser leeren und zerstörten Dörfer vom Militär an
den JNF gegeben wurde, um dies als Aufseher zu kontrollieren. Der JNF
pflanzte dann Wälder oder
errichtete Parks darauf, um die Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern.
Ein solches Areal, das wir
besuchten, war der „britische Park“ in den südlichen Hebroner Hügeln , in dessen
Zentrum ein verstreuter Haufen von Bauschutt lag, die Überreste des Dorfes
Ajjar. 1948 war das Dorf noch die Heimat von 3730 Menschen, die im Oktober 1948
vertrieben wurden. Das militärisch besetzte Land wurde nach und nach dem JNF
vermacht. Später begegneten wir im Westbank-Flüchtlingslager Aida (Bethlehem)
einer alten Frau, die uns erzählte, wie sie
als junge Mutter mit ihren jungen Kindern - von einer Schusswaffe bedroht
- fliehen musste. Sie sei seit 60 Jahren nicht in der Lage gewesen, dahin
zurückzukehren.
Wir besuchten auch den
Canada-Park, eine bewaldete Parklandschaft, beliebt bei
Spaziergängern und
Mountainbikern. Dieser Park wurde errichtet, nachdem die Westbankdörfer
Imwas, Yalo und Beit Nuba (auf Rabins Befehl)
evakuiert und zerstört wurden, als die israelische Armee das Land 1967
illegal annektierte und dem JND übergaben, um dort über dem Schutt von Häusern,
Läden, Cafes, Moscheen und Kirchen Bäume zu pflanzen. Die Flüchtlinge im nahen
Ramallah sind von ihren früheren Häusern durch Israels Mauer aus Beton und
Stacheldraht getrennt.
Und schließlich besuchten
wir das Beduinendorf Al-Araqib in der Negevwüste. Es besteht aus Bergen
von beschädigtem Baumaterial
über Kinderspielzeug, Küchengeräten und Möbeln, das erst vor sechs Monaten
zerstört wurde, um Platz für den „Botschafter-Wald“ des JNF zu machen. (El
Arakib wurde inzwischen 29 mal zerstört und wieder aufgebaut R.)
Bäume pflanzen mit dem Ziel
eines größer werdenden, ethnisch reinen Israel: dies ist die sog. Umweltarbeit
des JNF.
Die JNF-Wälder haben mehr
mit Ausbeutung zu tun als mit Umweltschutz. Seit seiner frühen Zeit wurden Bäume
gepflanzt, um Land zu beanspruchen, Grenzen zu schaffen und
ein Übermaß an Immigranten aus Europa zu absorbieren. Seine Kiefernwälder
schufen eine europäische Landschaft, die den Kolonisten bekannt war und trennte
sie von der nahöstlichen Umwelt.
Sein beliebtester Baum war die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis), die nun in
Jerusalemkiefer umbenannt wurde, die aber nur spärlich in Palästina vorkommt und
die ökologisch nicht in die dichten JNF-Anpflanzungen passt.
Für die Wüste wird
der schnell wachsende, viel Wasser verbrauchende
australische Eukalyptus angepflanzt. 1965 machte der JNF das
Hula-Sumpfgebiet trocken und zerstörte so eine einzigartige Moorlandschaft –
nach einem IUCN/WWF/Pflanzenleben-Bericht, verursachte dies das Aussterben von
fünf Pflanzenarten.
Außerdem hat das
Bäume-pflanzen einen mächtigen symbolischen Wert für die Propaganda der
Organisation und den Zweck des Spenden-einsammelns in der internationalen
jüdischen Diaspora. Der JNF-Umweltschutz muss als nichts anderes als eine
Anpassung dieser Propaganda
angesehen werden, mit der man Umweltschützer ansprechen möchte.
Prinzip 23 der
Rio-Erklärung zu Umwelt und Entwicklung erklärt: „Die Umwelt und natürlichen
Ressourcen der Völker unter Unterdrückung, Beherrschung und Besatzung sollen
geschützt werden. Der JNF betrügt dieses Prinzip und ist kein Verbündeter der
Umweltschützer. „Freunde der Erde Palästinas“ machen klar, dass der JNF eine
Organisation mit
ausgesprochen rassistischen Zielen der
Eroberung ist. Wir rufen all
jene auf, die sich für gerechte
Umwelt engagieren, dass sie aufhören mit dem JNF zusammen zu arbeiten.
Doch der JNF fährt fort,
seine Umweltreferenzen auf globalen
Gipfel- und internationalen Konferenzen anzubieten. Er
besuchte 2002 die
Weltgipfelkonferenz über nachhaltige Entwicklung
in Johannisburg und ist ein regelmäßiger Teilnehmer an der jährlichen
Klimawechsel-Konferenz von Parteien.
Es wird Zeit, dass die Umweltbewegung der Welt den JNF als das hinstellt, was er ist. Umweltgruppen, Organisationen und Netzwerke werden aufgefordert, ein öffentliche Bekenntnis zu machen und JNF zu denunzieren:
>Unterstützung des
internationalen Aufrufs der palästinensischen zivilen Gesellschaft den JNF zu
stoppen:
www.stopthejnf.org
>Denunziert den JNF als
eine Organisation, die nichts mit Umweltschutz zu tun hat.
>Erkennt das einzige Ziel
von JNF: Kolonialismus und ethnische Säuberung und die Beteiligung an
Kriegsverbrechen:
>Boykottiert alle Treffen und internationale Tagungen, die von JNF ausgehen.
>Unterstützt die „Pflanzt
einen Baum in Palästina“-Kampagne für wirkliche
ökologische Wiederherstellung in Palästina.
(dt. und geringfügig gekürzt: Ellen Rohlfs)