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Prof. Walid Khalidi: Netanyahu ist der gefährlichste politische Führer in der heutigen Welt

26. März 2014 von Haitham Sabbah

 

„Palästina und Palästina-Studien, ein Jahrhundert seit dem ersten Weltkrieg und der Balfour Deklaration.“

 

Bibi weiß, er wird Obama politisch ausgrenzen. In Israel, einmal ein PM, immer ein PM. Bibi weiß, er kann Obama in dem Kongress überlisten. Er hat dort mehr Parteienunterstützung als der Inhaber des Präsidentenoffice.

 

Bibi wird niemals Jerusalem teilen. Fortgesetzte Besetzung und Siedlung, während die Schlinge um Ostjerusalem immer enger wird, ein sicheres Rezept für eine apokalyptische Katastrophe  für die Heiligen Stätten in der Altstadt.   

 

 

 

 

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By Haitham Sabbah Sabbah Report 

 

Dieser Vortrag des palästinensischen Historikers, Prof. Walid Khalidi, Institut für palästinensische Studien, Beirut, war betitelt: „Palästina und palästinensische Studien, ein Jahrhundert nach dem ersten Weltkrieg und der Balfour-Erklärung“. Er fand am 6. März 2014 im Zentrum für palästinensische Studien, SOAS, Universität von London statt.

In diesem Vortrag teilte Prof. Walid Khalidi seine Ansichten und seine Meinung über Zionismus und die derzeitige Situation des Palästina/Israel-Konfliktes (mit seinen Zuhörern).

Hier sind einige Auszüge aus seinem Vortrag:

Für Bibi ist die USA genauso sein Heimatboden wie Israel. Er kannte das Land, seitdem er sieben Jahre alt war: Grundschule, Gymnasium, MIT, eine Bostoner Konsulting Firma. In dieser Zeit verbesserte er einen Philadelphia-Akzent und meisterte seine Baseball-Vokabeln. Zumindest drei von seinen Onkeln waren in die USA emigriert, wo sie Stahl- und Zinn-Typhoons wurden.

Nach Israels Invasion in den Libanon im Jahre 1982 sandte dann Yitzak Shamir, Außenminister, Bibi als Attaché zur Botschaft nach Washington, um Israels Image wieder herzustellen.

Bibi war ein sofortiger Erfolg: allgegenwärtig, wortgewandt in den Medien, vergöttert von den größten jüdischen Organisationen. Als Botschafter bei der UN von 1984 bis 1988 festigte er seine Berühmtheit bei der pro-israelischen Öffentlichkeit in den USA.

Im Jahre 1991 machte Shamir, zu der Zeit Premierminister, Bibi zum stellvertretenden Minister, um  weiter seinen politischen „Himalaya-Appetit zu füttern“. 1993 war Bibi  Likudvorsitzender, 1996 Premierminister.

Eine größere Quelle für Einblicke in die Beziehung zwischen Washington und Tel Aviv sind die Memoiren und Autobiografien der sukzessiven Präsidenten und Staatssekretäre. Der Platz, der dem arabisch-israelischen Konflikt in diesen Schriften gewidmet ist, ist in den letzten paar Jahrzehnten gewachsen. Seltsamerweise gab es bislang keinen ernsthafter Versuch, diese Information mit  anderen Quellen abzugleichen –  einer anderen Feldstudie für palästinensische Center.

Seit seiner Zeit bei der Botschaft in Washington hatte er in verschiedenen Funktionen mit fünf Regierungen zu tun. Er betrachtet die amerikanische politische Arena als berechtigterweise offen für ihn. Er glaubt, dass seine Schriften über Terrorismus Präsident Reagan überzeugte, die amerikanische Politik zu ändern, bzw. die Art, wie er sie zu handhaben hat.

Er prahlte damit, dass er erfolgreich den Kongress beeinflusst habe, Versuche des Staatssekretärs, Baker, in einen Dialog mit der PLO einzutreten, abzuwürgen. Er erklärte: „Alles, was ich tat, war, ihn mit Hilfe von ein wenig diplomatischem Druck zu einer Strategieänderung zu zwingen. So lautet die Spielregel...“

Im Jahre 1996, bei seinem ersten Besuch als Premierminister in den USA, wandte sich Bibi an den Kongress und erntete (jack-in-box?) parteiübergreifende stürmische Ovationen. Ein Typhoon-Onkel, den er zu der Sitzung eingeladen hatte, sagte zu einer amerikanischen Zeitung, er glaube, sein Neffe könne Bob Dole und Bill Clinton in einem „Rennen“ um die Präsidentschaft schlagen.

Präsident Clinton beschwerte sich, dass, wenn Bibi zu Besuch ins Weiße Haus käme, „der Evangelist Jerry Falwell draußen steht und die Menschenmengen aktiviert..., und den Widerstand der israelischen Regierung gegen den schrittweisen Rückzug aus den Besetzten Gebieten lobt.“

Clinton beschwerte sich auch:... „dass Likudagenten in den USA den Republikanern beitraten, um Misstrauen gegen die Diplomatie im Nahen Osten zu schüren.“

Clinton glaubte, dass Bibi „im Grunde genommen von dem Friedensprozess zurückschreckte“. Seine bevorzugte Taktik war, „zu blockieren“ und „zu verschleppen“ ,und wenn er herausgefordert wurde, würde er schreien: „Eine nationale Beleidigung.“

Nun zu Barak Obama. Bibi, der  im Jahre 1949 geboren wurde, ist 12 Jahre älter. Im Jahre 2003, als sich Obama zur Wahl für den Senat stellte, war Bibi bereits UN-Botschafter, Führer der Likud, Premierminister, Außenminister gewesen und war dann der amtierende Finanzminister.

Wahrscheinlich erschien Obama erst nach seiner Rede vor dem nationalen demokratischen Konvent auf Bibis politischem Radarschirm. Von wo auf Erden kam dieser Kerl und mit welchem Zweitnamen?? Es ist verlockend, zu spekulieren, dass Bibi fühlte, dass Obama in sein eigenes  (Bibis) Terrain eindrang. 

Es bleibt keine Zeit, auf die verschiedenen Runden des Obama-Bibi Ringkampfes einzugehen – das Einfrieren der Siedlungen, die iranischen Nuklearbestrebungen, die 1967-Grenzen, die Anerkennung durch die UN, das Hamas-Fatah-Abkommen. Einige Beobachter glauben, dass Bibi Obama gedemütigt habe. Ich meine, sie  sind beim „Einstand“.

Sehr geehrte Damen und Herren, in den letzten 100 Jahren nach 1914 trug der Zionismus auf seinem Rücken zuerst die „Pax Israeliana, dann di Pax Amerikana, um einen Pax Israelitica auf Kosten des palästinensischen Volkes zu errichten. Wie lange kann sie noch auf seiner Weigerung bestehen,  sich ernsthaft damit zu befassen, was es den Palästinensern angetan hat?

Meine Intuition ist, dass Bibi in Kerrys Rahmenvorschläge einwilligt, aber nur mit der Absicht, zu blockieren. Er glaubt, er käme so davon. Er sieht in sich selbst mehr als den Premierminister von Israel. 2010 und 2012 klassifizierte die Jerusalem Post ihn an erster Stelle auf der Liste der einflussreichsten Juden der Welt.

Für Bibi fließt der Atlantik durch „Groß-Israel“. Bibi weiß, dass er Obama politisch überlebt. In Israel (gilt), einmal Premierminister, immer Premierminister. Obama muss in weniger als 3 Jahren gehen. Inzwischen weiß Bibi, dass er Obama im Kongress überflügeln kann. Er hat mit Sicherheit mehr parteiübergreifende Unterstützung als der Inhaber des Präsidentenamtes.

Alle anderen Protagonisten sind zu einer friedlichen Lösung bereit. Kerry ist die Stimme seines Herrn und Obamas Verständnis des palästinensischen Problems übersteigt bei weitem das all seiner Vorgänger.

Abbas Engagement für den Frieden ist echt. In seinem Alter würde Frieden die krönende Errungenschaft seiner Lebenszeit sein. Die Golf-Dynastien lechzen nach einer Lösung. Sie wollen sich auf den wahren Feind konzentrieren: das pan-islamische, anti-monarchische Teheran.

Bibi wird niemals Jerusalem teilen. Die fortgesetzte Besetzung und die Siedlungen, während sich die Schlinge um Ostjerusalem  immer mehr zusammenzieht, ist früher oder später ein sicheres Rezept für eine apokalyptische Katastrophe aufgrund der muslimischen Heiligen Stätten in der Altstadt. Mit der anhaltenden Zunahme an religiösen fundamentalistischem Zelotismus auf beiden Seiten wird der Weg nach Armageddon von Jerusalem ausgehen.

 Deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, ist Benjamin Ben Zion Ben Nathan Netanyahu der gefährlichste politische Führer in der Welt von heute.

 

Aus dem Englischen übersetzt von Inga Gelsdorf