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Nicht genug Wasser auf der Westbank

 

 E.Wash und   Visualizing  Palestine

 

 21.März 2013

An diesem Freitag ist Weltwassertag und eine Gelegenheit, um ein Schlaglicht auf die sehr ungleiche Wasserverteilung zwischen Israel und den Palästinensern zu werfen. Wasser ist eines der fünf  permanenten Statusthemen in den Oslo-Abkommen  vor 20 Jahren gewesen Dem entsprechend ist sein Zugriff und sein Konsum in politische Verhandlungen und jenseits des Ressorts von Völkerrecht, bez. Wasser, abgeschoben worden. Als Folge davon hat die palästinensische Behörde während der letzten 20 Jahre wenig Möglichkeit gehabt, Israels Konfiszierung von Wasser herauszufordern.

60% von Israels bedeutendster Wasserquelle, dem West-Aquifer, liegt unter der Westbank. Israel leitet 80% des  jährlichen Ertrages des Aquifer ab; die Palästinenser erhalten den Rest. Ministerpräsident Menachim Begin, Ariel Scharon und Ehud Barack betrachten die Kontrolle des palästinensischen Wassers als eine Vorbedingung für jeden palästinensischen Staat. Ginge es nach dem Völkerrecht würde Israel höchstens 50%  der anteiligen Wasserreserven bekommen.

Ein Scheitern in diesem Zuständigkeitsbereich hat die palästinensische Wirtschaft vernichtet. Betrachtet man, dass nur ein klein wenig mehr als ein Drittel des zu bewässernden Landes in den besetzten Gebieten tatsächlich bewässert wird, kostet dies die Wirtschaft 110 000 Arbeitskräfte im Jahr und 10% ihres jährlichen Bruttoeinkommens.

Während der Sicherheitsfaktor robust bleibt, ist im Jahr 1993 der landwirtschaftliche Sektor von 28,5%  der Wirtschaft  auf 5,8 von heute gesunken.

Im Gegensatz dazu ist das Jordantal die Gegend  von Israels Landwirtschaftsindustrie der Siedler-Multi-Millionäre geworden. Seine Bevölkerung von 9400 Siedlern erhält mehrere Male mehr Wasser als jeder Palästinenser – die Zahlen sind im Jordantal selbst sogar noch höher. Während die palästinensischen Bauern ihr Land und ihren Lebensunterhalt im Jordantal verloren haben, ist es israelischen Siedlern möglich gewesen, dank der ungleichen und unmenschlichen Wasserverteilung ihre Landwirtschaft zum Blühen zu bringen. Jeder Siedler-Pfirsich, der  von britischen Bürgern verkonsumiert wird, benötigte quasi 149 Liter  Wasser, die den Palästinensern weggenommen wurden. Man vergleiche dies mit den dürftigen 20 Liter, zu denen einige Palästinenser im Jordantal täglich Zugang haben.

Die Wasser-Politik hat zu einem zwangsweisen Bevölkerungstransfer von Palästinensern geführt. Wegen der Einschränkung des Zugangs zu Wasser im Jordantal bzw. von 30% der Westbank, hat sich die palästinensische Bevölkerung, meistens Beduinen, von 400 000  im Jahr 1967 auf 56 000 heute verringert.

Am Freitag werden Hunderte von Palästinensern im Jordantal für gerechte Wasserverteilung marschieren; denn hier ist die Diskrepanz der Wasserzuteilung am schockierendsten. (Siedler bekommen um 700 Liter pro Person und pro Tag , und wenige Meter von ihnen entfernt leben Palästinenser mit Wassermengen, die mit der Rate im tiefsten afrikanischen Saharagebiet zu vergleichen ist. Der Marsch wird direkt Israels exklusive Kontrolle von Zone C – 62 % der besetzten Westbank in Frage stellen. Statt die Zone C für palästinensische Kontrolle vorzubereiten, hat Israel diese Gegend für intensive koloniale Siedlungsexpansion und zwangsweisen Bevölkerungstransfer bereitet.

Unterdessen hat die israelische Regierung eine öffentliche Beziehungskampagne eingeführt, um diese Realitäten zu verdrehen. Die israelische Koordination der Regierungsaktivitäten in den besetzten Gebieten (COGAT) veröffentlichte vor kurzem ein Informationsblatt „Wasser in der Westbank“. Das Dokument ist voll schwerwiegender Ungenauigkeiten über die Wassermenge, die Palästinensern tatsächlich zur Verfügung steht, nämlich weit unter dem Minimum, das die WHO (Weltgesundheitsbehörde) festgelegt hat.

Die Infographik  ist von Visualizing Palestine und E.WASH, einer internationalen Koalition von 30 humanitären Organisationen einschließlich OXFAM und Save the Children, erstellt worden. Sie beschreibt die Fülle des erhältlichen Wassers in der besetzten Westbank, seine Aneignung und seine ethno-nationale Aufteilung zwischen Palästinensern und den jüdisch-israelischen Siedlern. E.WASH will diese Infographik benützen, um  während Obamas Besuch in der Region ein Licht auf den ungleichen Zugang zu Wasser deutlich zu machen.

(dt. Ellen Rohlfs