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Wasserkürzungen
plagen die Westbank
Katya Adler, BBC-News, Jerusalem, 11.7.09
Mohammed
Abbas ist krank. Er hat chronische Diarrhoe und nicht das erste Mal. Er und
seine Familie leben in einem palästinensischen Dorf ohne fließend
Wasser, ohne Abwassersystem und ohne Aussicht, dieses in absehbarer Zukunft zu
bekommen
Während
Sunna ihren Sohn beobachtet, wie er mit geschlossenen Augen auf einer Matratze
auf dem Boden liegt und seinen Bauch umklammert, redet sie verzweifelt mit mir.
Die
Bewohner von Faqua in der Westbank (
östlich Jenin) müssen das Wasser in Tanks
kaufen und beklagen sich, dass sie zu viel Geld dafür bezahlen müssen.
„Ich
bin zornig darüber, dass mein Sohn krank ist. Der Arzt sagt, das hängt mit dem
Wasser zusammen. Wir kaufen es von außerhalb, und ich weiß nicht, woher es
kommt. Ich gebe es meinen Kindern, obwohl ich weiß, dass es kontaminiert ist.
Was kann ich sonst noch tun?“
Sunnas Geschichte ist in der Westbank kein
Einzelfall. Der Name ihres Dorfes, Faqua bedeutet im arabischen sprudelndes Quellwasser – doch den Zugang zum
Wasser gibt es seit langem nicht mehr.
Der
Dorfrat sagt, dass das meiste Untergrundwasser 1948
von Israel enteignet wurde – als der Staat gegründet wurde. Ein
Israelisch-Palästinensisches Wasser-Komitee wurde um 1995 als Teil des
Oslo-Abkommens gegründet. Aber die Palästinenser sagen, Israel mache es ihnen
praktisch unmöglich, neue Quellen zu bohren oder einen Anschluss an Israels Wasserleitung zu
bekommen.
Unter
der Westbank gibt es große regionale Wasserressourcen in drei Aquiferen.
Nach
einem in diesem Jahr veröffentlichten Weltbankbericht heißt es, dass Israel 80%
des Wassers aus den Aquiferer für seine eigenen Bürger holt. Die Palästinenser
bekommen den Rest. Es ist nicht genug. So wird die Wasserkrise für die
Palästinenser immer größer.
Während
wir rund um Faqua fahren, begegnen wir einem privaten
Wassertanker, dessen Schlauch über die Straße in den Hof der Sallah-Familie rollt. Schmutziges Wasser fließt in einen
Tank unter der Erde.
Die
Weltbank warnt vor der schlechter werdenden Qualität des Wassers, das die
Palästinenser noch dazu teuer bezahlen
müssen.
Unsauberes
Wasser macht die Leute krank. Und wenig Wasser lässt den Preis hochschnellen.
Munir Sallah sagt, das schwierige Leben wird so noch
schwieriger. Wir können die Kosten kaum bezahlen und bräuchten das Geld
dringend für Lebensmittel. Wir können nicht mehr gut essen, weil wir das Geld
für das Wasser benötigen. Das Geld ist hier sehr knapp. Die Felder des Dorfes
liegen trocken und staubig da, obwohl die palästinensischen Dörfer von der
Landwirtschaft abhängen, aber dafür braucht man Wasser.
Israel
behauptet aber, es sei nicht schuld daran – die Palästinenser müssten besser
planen.
Israel
behauptet, das Dorf hätte nie um Anschluss an die Wasserleitung gebeten, was
der Bürgermeister aber abstreitet. Israel sagt, die pal. Wasserbehörde solle
effektiver auf der Westbank sein.
Die
Menschenrechtsgruppe B’tselem erzählt etwas anderes, Sarit Michaeli sagt: Israel liefert auf Wunsch jedem
Israeli, einschließlich den Siedlern auf der Westbank, Wasser. Die
Palästinenser hätten nach dem internationalen Recht ein Grundrecht auf Wasser.
Aber sehr oft werden sie in der Zuteilung von Wasser vernachlässigt und
diskriminiert.
Das
Wasser ist in der ganzen Region knapp; aber das wenige Wasser müsste
gleichmäßig unter Israelis und Palästinensern geteilt werden.
Der
Bauer Ahmad Abu Salamah kann die grünen israelischen
Felder von seinem ausgetrockneten Land sehen. Von seinen braunen Hügeln aus
zeigt uns der frustrierte Bauer die saftigen Felder eines benachbarten Kibbutz jenseits der Grenze. Ein
israelischer Armeejeep beobachtet uns von der andern Seite des Metallzaunes,
der ein Teil der Trennungsanlage/ des Zaun/ der Mauer ist, die Israel um die Westbank baut. Abu Salamah sagt, Israel habe der palästinensischen
Landwirtschaft hier den Todeskuss gegeben.
„Wir
in Faqua leben in der Zone C – dem Teil der Westbank
unter totaler israelischer Kontrolle – Israel wäre verpflichtet uns Wasser zu
geben. Wenn es uns Wasser geben würde, dann wäre unser Land so grün wie ihres.
Aber sie benützen alles Wasser für ihr Land.
Das
Wasser ist zusammen mit dem Land und der Religion der Kern des Konfliktes hier.
Eine faire Teilung müsste Teil einer gerechten Lösung des Konfliktes sein“.
(dt und etwas freier übersetzt: Ellen Rohlfs)