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Beduinen werden gezwungen, neben einer Müllhalde zu leben

Lucy Westkott,

3.6.13

Seit Tausenden von Jahren haben Beduinen in Palästina gelebt. Aber seit fast sechs Jahrzenten müssen Beduinen ihr Land verlassen, werden „umgesiedelt“, um israelischen Siedlungen Platz zu machen.

Da  der Kampf der Beduinen als einheimisches Volk von Israel anerkannt werden will, setzt sich Eid Jahalin,49, (EJ) der in der Nähe von Jerusalem lebt, für sie  vor der UN  in New York ein. Jahalin glaubt, dass  „ Land ohne Volk“ Israels einziges Thema sei, während das umfassende Wissen der Beduinen über das Leben in der Wüste, das sie seit Jahrhunderten praktizieren und äußert wichtig ist, dies  auch bei Klimawechsel  zu erhalten, im Begriff ist, verloren zu gehen.

Lucy Westcott (LW)  sprach mit Eid Jahalin während seines kürzlichen Besuches in New York City  und den UN.

L.W. Welches sind die letzten Entwicklungen der israelischen Regierung, was die Umsiedlung der Beduinen betrifft?

E.Jahalin: Israel fährt mit denselben Vorschlägen fort, mit demselben Projekt und es arbeitet schneller daran. Es gibt keinen Druck auf Israel und keiner stoppt den Plan. Vor ein paar Tagen gab es Widerstand gegen den Plan, weil, als er veröffentlicht wurde, die Siedler über eine Beduinenstadt in Nuweimeh sprachen. Die Siedler sagten, sie wollen an den Beduinen keinen Rache) nehmen, als  ihnen gesagt worden sei, der US-Außenminister John Kerry, der kürzlich Israel besuchte, habe gesagt, sie müssten ihre Siedlungspläne aufgeben.

Moshe Yaalon, der israelische Verteidigungsminister, ist neu; er sagte, er wolle den Beduinen –Umsiedlungsplan studieren. Im Augenblick ist also etwas weniger Druck. Ich bin davon überzeugt, dass die Regierung und die Siedler zusammen arbeiten, dass sie Partner sind. Wenn es Druck gibt und die Regierung im Dreck steckt, dann aktivieren sie die Siedler und dann sagt sie, es seien die Siedler. Was sie selbst nicht machen kann, lässt sie die Siedler machen.

LW:  Wie lang besteht diese Situation?

EJ: Seit 1967 geht es so. Von 1967 – 1978 war es nur ein Problem mit der Armee, die Land nahm und erklärte, es wäre eine militärische Zone. Anderthalb Jahre später gab sie das Land an die Siedler. Nach 1978  begann das Chaos mit den Siedlern. Die letzte große Vertreibung war 1997-98 und fast 2000 Menschen wurden vertrieben.

Während jener Zeit gab es einen Prozess: man steckte jene Familien und Leute  in Container in der Nähe einer Müllhalde.  Bis heute gibt es Leute, die kein Geld haben und die noch immer dort leben – in Blechhütten.

LW. Wie sieht die Situation für die Beduinen heute 2013 aus?

EJ:  Eines der schlimmsten Probleme ist, dass viele Kinder, einige acht und jünger, die in der Nähe der Müllhalde geboren wurden, Krankheiten haben, die nicht einmal Hadassah, das israelische Hauptkrankenhaus in Jerusalem, kennt. Es gibt eine Familie – Mutter, Vater und drei Kinder – die diese Krankheit haben  und keiner weiß, was es ist. Krankenhäuser sagten, es sei das erste Mal, dass sie diese Krankheit sehen und sie sei ungewöhnlich. Die Kinder sind bis heute krank und bleiben zu Hause mit den Eltern.

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Die Regierung erlaubt uns keinen Zugang zu einer natürlichen Wasserquelle. Und wenn ein Beduine in die Wüste geht, nehmen sie ihn vor Gericht und ins Gefängnis mit einem Strafgeld von 1000 -2000 Schekel (270- 540$).

Die Wüste ist der natürliche Platz für Beduinen, aber die Regierung erlaubt es nicht. Sie schließen die Beduinen weg, als ob wir ein Volk in einer Box  ???wären. Und wenn sie, die israelische Regierung, sagt, wir helfen dem einheimischen Volk, würde ich gerne wissen, wie sie helfen..

LW: Welche speziellen Erkenntnisse über das Leben in der Wüste haben Beduinen, das verloren geht wenn sie weiter umgesiedelt werden?

EJ: Vor einem Monat war ich z.B. im Jordantal in Jericho und jeder beklagte sich über die ungewöhnliche Hitze. Als ich nach Hause ging, hat sich keiner in meiner Familie über die  ungewöhnliche Hitze beklagt, weil wir als Beduinen die Hitze gewohnt sind und wissen, wann wir in die Sonne gehen  und wann nicht, wann in der Wüste Gefahren sind und wann nicht.

In New York weiß ich nicht genau, wo ich bin, aber in der Wüste kenne ich alles. Das Wetter wechselt in diesen Tagen, also muss ich daran denken, was jetzt getan werden muss. Weil ich in der Wüste lebe, ist es leicht für mich, mit den Veränderungen (des Wetters) klar zu kommen.  In der Stadt ist es anders.

Der Planet Erde ist eine sehr kleine Kugel. Wenn jemand ein Problem oder gar Schaden auf der anderen Seite anrichtet, dann merken wir es auf unserer Seite, also müssen wir das Land schützen-

LW: Da dies Ihr erster Aufenthalt bei den UN ist, was meinen Sie, dass die UN von der Situation der Beduinen lernen wird?

EJ: Ich hoffe, sie lernen eine Menge. Wir hoffen, ein  Licht auf die Situation der Beduinen werfen zu können, was ihnen geschieht; aber auch  auf die Situation der globalen Erwärmung. Ich kam hierher, um die Welt davor zu warnen.

(dt. und geringfügig gekürzt:. Ellen Rohlfs)