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Geh zur Hölle

 

Yossi Sarid, Haaretz, 12.06.09

 

“Nigger” nennen sie ihn, den afro-amerikanischen Präsidenten. Wenn sie nicht - dank ihrer Mutter - von Geburt her Juden wären, wären sie auch die schlimmsten Antisemiten. Aber nicht aufregen! Sie nennen einen der regionalen Kommandeure: „Judenjunge“.

 

„Wir alle sind Juden!“ – aber seit einiger Zeit ist es nicht mehr klar, wer „wir alle“ sind.

Da muss es irgend ein Missverständnis geben: wenn all jene, die Steine werfen und andere „Nazis“ beschimpfen, die abbrennen und absägen, die spucken und schießen – wenn all diese Juden sind, was bin ich dann? Und falls ich ein Jude bin, dann haben diese Leute nie in ihrem Leben das Judentum kennen gelernt. Es ist unmöglich, dass wir alle aus demselben Samen stammen. Hier geht es nicht um verschiedene Meinungen, sondern um verschieden Planeten.

 

In meiner Naivität dachte ich, das Land Israel ist durch Leiden und Verbote erworben worden: Welche Geschichte ließ es uns nicht ertragen, dass wir dies anderen antun würden.  Aber hier ist dem auserwählten Volk, der überlegenen Rasse, alles erlaubt. „Nigger,“ nennen sie ihn – und wir beklagen uns noch über den lärmenden Haufen von Beitar Jerusalem, über die Fußballspieler und ihre Fans, dass sie verglichen mit dem “Salz der Erde” nur scheinbar Männer sind. Aber dieses Salz wurde in offene jüdische Wunden gestreut. Die „orangefarbene Bruderschaft der Siedler hat andere befleckt, und wie können Muttermale entfernt werden? Jeder der nicht farbenblind ist, kann immer noch den Unterschied erkennen, den es zwischen braun-und-orangefarben und blau-und-weiß gibt.

 

Wo sie hingehen, da sollten wir nicht mit hingehen und wo sie wohnen, sollten wir nicht wohnen; Ihr Volk ist nicht unser Volk, und ihr Gott ist nicht der unsrige. Nicht erst der Tod soll uns von ihnen trennen, sondern auch das Leben.

 

Eine Blutsverwandtschaft genügt nicht. Viel mehr ist nötig, damit Brüder in Harmonie zusammenleben können. Sie benötigen eine gemeinsame Vision, einen gemeinsamen Traum, gemeinsame Konzepte und gemeinsame Werte und eine Zukunft, in der wir etwas gemeinsam haben. Wenn die kollektive Erfahrung alle Kraft aus dem Plasma saugt, dann wird sauberes Blut bald zu trüben Wasser.

 

Selbst die Brücke der Sprache ist abgerissen worden. So wie es aussieht, haben wir wohl  noch eine gemeinsame Sprache, aber die Wörter haben eine andere Bedeutung erlangt. Sag nicht, dies ist ein Dialog der Tauben; wir spitzten unsere Ohren und hörten zu und wir verstanden jedes Wort.

Wir hörten den Kossacken gründlich zu und auch jenen, die sie ausraubten. Und wehe den Ohren, die hörten und verstanden :“Nigger!“, nennen sie ihn.

 

„Was wird geschehen, wenn sie kommen und euch vertreiben?“ wurde eine Siedlerfrau mit Kopfbedeckung und verschleierten Augen gefragt. „Dann wird es einen Krieg geben,“ antwortete sie, ohne mit der Wimper zuzucken. Vielleicht hat sie recht, vielleicht gibt es keine andere Wahl. In vielen Nationen war der Unabhängigkeitskrieg  mit einem Bürgerkrieg verbunden. Hier verzögerte er sich, aber nun kommt er. Die Sikarer, die schon einen Tempel zerstörten, machen sich bereit, eine neue Zerstörung zu verursachen.

 

Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit – nicht Krieg, sondern Rückzug. Und jeder Mann Israels sollte in sein eigenes Zelt gehen. Der jüdische und demokratische Staat könnte einfach die Gebiete verlassen, und die Siedler könnten sogar ihren eigenen Gerichtshof haben. Wird Daniella Weiss Dorit Beinish ersetzen? Warum nicht?  Wenn Uri Ariel Richter ernennen kann, warum sollte die verrückte Daniella nicht ernannt werden?

Die IDF würden gehen und internationale Kräfte würden ihren Platz einnehmen und für Recht und Ordnung sorgen, wie sie es in Bosnien oder im Kosovo taten. Und Israel wird sich erheben und seinem „Orangefarbenen-Lager verkünden, jenen, die es befleckten: „Ihr bleibt hier, und wir gehen zur Hölle.“                               (dt. Ellen Rohlfs)