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Dear All ..Dies hier unten ist alles Gaza  - Gaza gesehen und erfahren von den Leuten auf den beiden Booten, deren Kommen Solidarität ausdrückt und ein Fünkchen Hoffnung für die Einwohner  des Gazastreifens, die fast hermetisch von Israel ein- und abgeschlossen sind.

Sollte jemand daran zweifeln, dass Israel den Gazastreifen nie verlassen hat, so zeigt der letzte Artikel in Haaretz heute ganz klar, wer der Boss ist. Israel hatte sich entschieden, die Boote bei ihrer Abfahrt nicht zu untersuchen – vielleicht bleibt ein Boot sogar in Gaza) . Israel erlaubte den Booten, in Gaza anzukommen. Nun weiß die Welt,  dass Israel die ständige Macht hat, Gaza wie  in Ketten festzuhalten.  Dorothy  (New Profile)

 

 

Lachen und Weinen in Gaza

 

Es war für mich  heute hier in Gaza-Stadt ein Tag des Lachens und ein Tag der Tränen. Noch eine Pressekonferenz, danach ein Besuch im Krankenhaus, das am meisten von dem  von Israels Bomben und Raketen  verursachten Blutbad gesehen hat. Der Arzt berichtete von einigen Schwierigkeiten, mit denen die Bevölkerung von Gaza zu tun. Dass 50 Kinder gestorben seien, nur weil Israel sich weigerte, sie zu einer Behandlung nach Israel zu lassen. Die von Israel angegebenen Gründe: die Mütter seien unter 35 und könnten Terroristen sein. Also starben die Kinder. Er sagte auch, dass bis jetzt 242 Leute während der Belagerung gestorben seien, weil Israel sich weigerte, sie zu einer notwendigen Behandlung ( außerhalb von Gaza) gehen zu lassen. Und dass es 300 Geburten an den Kontrollpunkten gegeben hat mit der Folge dass 69 Babys dabei gestorben seien.

Als Nächstes besuchten wir einen Raum voll schrecklicher Photos von verletzten, sterbenden und toten Kindern und Babys. Auf dem Tisch lag eine Sammlung von Splittern und Teilen von israelischer Artillerie – Raketen, Bomben, Geschossen und Kugeln …

Dann besuchten wir einige Patienten. Wir sahen keine Opfer dieser Gewalt dort. Ein kleiner Junge, etwa 7 oder 8 Jahre alt, ist sichtbar schwer krank. Er hielt die Hand seiner Mutter und versuchte uns anzulächeln, als sie sagte, er wird ohne Operation sterben, weil diese  im Gazastreifen  nicht durchgeführt werden kann. Die Israelis lassen ihn nicht nach Israel oder in die Westbank  für eine Behandlung.

 

Dann gingen wir in die Station für Frühgeborene , wo ein Dutzend Babys in notdürftig zusammengeflickten  Brutkästen  ums Überleben kämpfen. Einige waren winzig, einige hatten Bandagen, alle waren mit Atemgeräten verbunden. Ihre winzige Brust hob und senkte sich, einige bewegten sich, öffneten ihre Augen, schrieen. Sie schienen nicht krank zu sein, nur sehr winzig. In einem amerikanischen Krankenhaus – da bin ich mir sicher – würden alle überleben. Hier hängt ihr Leben an einem seidenen Faden, weil es vom Strom abhängig sind, der die Brutkästen weiterlaufen lässt.

 

Es sind nur kleine Babys … jedes anders. Einige hell, einige etwas dunkler, einige mit einem roten Gesicht, einige mit Haaren, andere ohne. Es könnten arabische Babys sein oder jüdische oder christliche oder muslimische. Es sind palästinensische Babys und sie verdienen, gesund groß zu werden. Ich frage mich, wie es sein kann, dass manche Leute glauben, das Leben palästinensischer Babys sei weniger wert als das anderer?

 

Wir gingen zur Nieren-Dialyse-Station, wo  7 oder 8 Erwachsene ihre Behandlung bekommen. Die Ärzte erzählten uns, dass die Patienten oft  stundenlang warten müssten, bis genug Strom für die Apparate kommt. Israel genehmigt 12 Stunden pro Tag, manchmal aber nur 6. Sie haben also immer Angst, dass die Maschine mitten in der Behandlung stoppt, was auch immer wieder passiert. Sie berichten auch, dass Israel nicht die notwendigen Ersatzteile für die Apparate kommen lässt, ….

 

Und dann gab es ein Essen mit Ministerpräsident Ismail Hanyeh in seinem Haus im Flüchtlingslager. Er begrüßte jeden von uns und sagte uns, wir seien nun Bürger Palästinas. Jedem hängte er eine große Medaille um den Hals und sprach mit jedem einzelnen ..Nach dem Essen führte er uns in einige der winzigen Häusern, die oft nur aus einem Raum  ohne Möbel bestehen. Wir wurden herzlich von den Nachbarn des Ministerpräsidenten und deren Kindern begrüßt.

Wie immer waren die Leute  und ihre Kinder sehr freundlich und hießen uns willkommen, begrüßten uns lächelnd und reichten uns die Hände. Viele der Frauen umarmten uns, berührten unsere Gesichter und küssten uns und dankten uns für unser Kommen. Überall waren Kinder, die durch die schmalen Gassen rannten und uns zuwinkten und fragten „what is your name?“ Ein paar versteckten sich hinter ihren Müttern, weil sie zu schüchtern waren….

 

Danach gingen wir zum großen Markt in der Altstadt von Gaza. Es gab  so viele Leute .. So ein kleiner Streifen Land  für 1,5 Millionen Menschen. Überall winkten sie uns zu, lächelten und machten mit ihren Fingern das Friedenszeichen. ( Eigentlich ist es das Victory-, das Siegeszeichen ) Ein flacher Wagen hielt neben unserm Bus : auf ihm spielte eine Band  extra für uns.  Wir gingen heute viel umher und sahen tausend lächelnde Gesichter.

 

Am Abend wurden wir vom Ramattan-TV-Netzwerk unterhalten, von dem ein Journalist mit auf unserm Boot FREE GAZA war. Sie zeigten uns einen 6 minütigen Film, der während unsrer Reise und bei unserer Ankunft gedreht worden war. Da gab es  viele Tränen, als wir unsere  schwierige Reise noch einmal erlebten, auf der viele von uns  während  der Nacht seekrank geworden waren und beim Gedanken ängstlich wurden, dass wir plötzlich von der israelischen Flotte überfallen werden, die uns gewarnt hatte, sie würde uns nicht nach Gaza einfahren lassen. und dann die Freudenrufe und das Lachen, als wir die unglaubliche Begrüßung sahen, während wir in den Gazahafen segelten. Es müssen  wenigstens 60 oder 70 Boote gewesen sein und mehr als hundert Leute kamen schwimmend neben unsere Boote und manche kamen Bord.

 

Also, wir sind in Gaza - und wir haben keinen einzigen Israeli mit einer Waffe gesehen – nur drei unbewaffnete, die mit uns diese besondere Reise machten. 

Die letzte Nachricht, die wir heute Abend noch von den Menschen aus Gazastadt erhielten, war , dass sie einen Platz für uns bauen wollen, den sie FREE GAZA-Platz nennen wollen. Und alle unsere Namen sollten dort zu lesen sein …

 

Morgen um halb Fünf werden einige von uns mit den Gazafischern in ihren Booten zum Fischen mitfahren. Wir hoffen, dass unsere Gegenwart  diesen Männern und Jungen einigen Schutz geben wird . Sie riskieren jedes Mal, wenn sie ihrem Job vor der Küste Gazas nachgehen, von israelischen Waffen verletzt oder getötet zu werden.

 

Mary aus Gaza    ( http://palestinian.ning.com/forum/topic/show  

 

 

Montag morgen, Menschenrechtler fahren mit Fischern von Gaza  aufs Meer

Greta Berlin

 

Ich sitze in einem der sechs Fischerboote, die heute Morgen rausgefahren sind. Es sind alte Boote aus Holz mit kleinen metallenen Teilen im mechanischen Teil. Gedrehte Seile und Fischnetze. Israel hat den Palästinensern seit 15 Monaten das Fischen in ihren eigenen Gewässern  verboten. Auch vorher schon hat man sie auf ca. 6 Meilen von der Küste beschränkt. Sie schießen Löcher in die Boote und beschießen sogar die Fischer, wenn sie 1 km hinausfahren.

 

Heute gehen 19 von uns mit, um eine andere Art von Belagerung zu brechen. Die Verweigerung des Rechtes zu fischen, etwas, was in jedem Land, das ans Mittelmeer grenzt selbstverständlich ist. Nur den Palästinensern wird gesagt, sie können nicht ihren Lebensunterhalt mit Fischen erwerben, sie dürfen nicht für ihre Familien sorgen, sie dürfen nichts zu  der Wirtschaft ihres Landes beitragen. Wir hatten uns dafür entschieden, als wir nach Gaza segelten. ( Einer der Fischer sagte uns, wir seien die ersten ausländischen Boote seit 35 Jahren. Sie seien so gezwungen, alles aus Israel zu sehr hohem Preis zu kaufen, sogar den  Fisch aus dem eigenen Gewässer)

 

Zwanzig von uns kamen um halb fünf am Hafen an – noch sehr schläfrig und herumstolpernd um das Dutzend von Sicherheitsleuten, die uns beschützten. Man sagte uns, wir müssten warten, weil die Fischer Angst hätten, mit uns aufs Meer hinaus zu fahren, weil sie eine Beschießung von Seiten der Israelis befürchteten . Schließlich kamen  vier Stunden später sechs Boote und wir gingen an Bord, 2-3 je Boot. Der Hafen ist klein aber völlig passend für diese Boote plus unsern eigenen zwei. Ein Reporter kam in einem der Boote mit.

 

Alle Palästinenser sagten, sie wollten über die sechs Meilen Grenze hinausfahren. Sie waren genau so neugierig wie wir und wollten  die Schlinge testen, die mit der Restriktion um ihren Hals gelegt wurde. Nach 8 Meilen tauchten drei israelische Patrouillenboote auf und brummten vor uns hin und her. In jedem Boot stand ein Soldat mit Gewehr. Das Boot, in dem ich saß, gehörte sechs Cousins, der Jüngste war 15. Als die Patrouillenboote auftauchten, waren sie natürlich  sehr nervös. Ich bin mir sicher, dass die Israelis zunächst nicht recht wussten, was sie mit uns tun sollten – ließen uns dann aber allein. Ich bin sicher, dass ihre Medien jetzt sagen werden, sie hätten uns begleitet, aber das würde eine Lüge sein.

Sechs Stunden später hatten die Männer  so viel in ihren Netzen, was sie in vier Jahren nicht gefangen  hatten. Sie waren begeistert. Ich beobachtete, wie sie die Tonnen von Fisch hochzogen und zum Backbord schleppten, sie sortierten, wässerten und zogen die  größten Garenelen heraus, um sie für mich und meinem Freund Moussa zu kochen. Unterdessen – nach 12 Stunden -  waren wir zurück in den Hafen gefahren. Meine Haut war von der Sonne  gerötet.

Die Fischer waren überglücklich über ihren Fang. Sie hatten für 16 Familien für einen Monat lang vorgesorgt.

 

„Wollt Ihr morgen wieder zum Fischen mitkommen?“ - Natürlich  nicht. Sie hatten Israels schreckliche Belagerung herausgefordert und heute hatten sie gewonnen. Aber ohne uns werden die Israelis morgen wieder kommen …

Wir können nur hoffen, dass diese Männer in der Lage sein werden bald wieder hinaus zu fahren, und zu tun, was Generationen von Männern getan haben – auf Fischfang zu gehen.

 

Greta Berlin..26.8.08

http://www.freegaz.org/print_page.php?id=f2d9d88786fd1912ae73b4fba472414&0…

 

(dt. geringfügig gekürzt Ellen Rohlfs)