Der Klang der Stille:
Isolierung und
Einzelhaft für palästinensische Gefangene in Israels Haft.
Ein Bericht von den
„Ärzten für Menschenrechten, Israel (PHR) und A-Damir,
August 2008
Zehn Gefangene werden
jedes Jahr in israelischen Gefängnissen in Einzelhaft gehalten. Grund: die
Sicherheit des Staates, des Gefängnisses, der Gefangenen. Isolierte Gefangene
werden allein in einer separaten Zelle gehalten oder mit anderen, die Isolation
benötigen. Einige der palästinensischen Gefangenen werden aus
Staatssicherheitsgründen isoliert gehalten, während andere an psychischen oder
sozialen Schwierigkeiten leiden, die das Zusammensein mit anderen Gefangenen
erschwert.
Es wurden viele
Untersuchungen über die Auswirkungen der Isolierung auf die psychische
Gesundheit durchgeführt: sie lassen alle einen langfristigen psychischen
Schaden erkennen und manchmal einen nicht wieder gut zu machenden Schaden, egal
ob es vorher schon einen psychischen schaden gab oder nicht. Die
schwerwiegenden Folgen der Isolierung sind auch von israelischen
Gefängnisdienst (IPS) erkannt worden. Er bestätigt, „es gibt zweifellos eine
begrenztes Zeitlimit, nach dem die meisten Einzelhaft als unerträglich
empfinden und die auf Dauer an Auswirkungen als Folge leiden werden.
Die Lage der
palästinensischen Gefangenen in Einzelhaft ist noch viel schlimmer. Der Bericht
zeigt, dass isolierte palästinensische Gefangene, die für lange Zeit, manchmal
mehr als 20 Jahre im Vergleich zu isolierten jüdischen Gefangenen unter noch
härteren Bedingungen leiden. Sie werden in ihren Zellen 23 Stunden /Tag allein
gehalten mit minimalen Dingen, sich die Zeit zu vertreiben und wie nicht
isolierte palästinensische Gefangen haben sie
nicht die Möglichkeiten Telefongespräche zu führen. Es werden ihnen für
lange Zeiten aus Sicherheitsgründen Besuche verweigert.
Gefangene in
Isolationshaft, ob sie schon vorher psychische Probleme hatten oder nicht,
werden medizinisch nicht genügend versorgt. Gesundheitsdienst für psychisch
Kranke ist im IPS ungenügend. Sie ist begrenzt auf eine verwaltete Medikamentenverteilung, die
aber nicht von unterstützender Therapie begleitet wird. Die Lage der isolierten
palästinensischen Gefangenen ist auch in folgender Hinsicht sehr schlimm: der
Gefängnispsychiater spricht kein arabisch. Er kommuniziert mit den Patienten
über einen Dolmetscher, der zum Gefängnispersonal gehört. Diese Vermittlung
vermehrt nur den Vertrauensmangel zwischen dem Gefangenen und dem Arzt. Außerdem schafft die Unkenntnis
des medizinischen Personals über den sozialen Codes der palästinensischen
Bevölkerung ein zusätzliches Hindernis, um dem psychisch Kranken eine optimale Behandlung zu geben. Schließlich haben die palästinensischen Gefangenen keine Berechtigung,
Dienste von Sozialarbeitern anzunehmen, die kriminellen Gefangenen zugestanden
werden.
Der Bericht enthüllt die
ethischen Probleme, die mit der Beteiligung der IPS-Ärzten
am Isolationsprozess zu tun hat: IPS-Ärzte geben ihre
Meinung zum Gesundheitszustand des Gefangenen ab in bezug
auf Isolationshaft . Und heute nehmen sie an einem
System teil, das sich als schädigend für die psychische und physische
Gesundheit ihrer Patienten auswirkt. Die Ärzte für Menschenrechte, Israel sehen
dies als ein weiteres Beispiel für die Situation einer dualen Loyalität des
medizinischen Personals an: Ihre Loyalität gegenüber der IPS steht über der der
Patienten. Der Psychologe, der die Gefangenen in Isolierhaft untersucht, wird
nicht gegen die Schäden der Isolierhaft protestieren oder gegen sie handeln.
Um die Rechte und die
Gesundheit isolierter palästinensischer Gefangenen aufrecht zu erhalten als
auch die regeln medizinischer Ethik empfehlen die PHR, dass das
Gesundheitsministerium, die israelische Medizinische Gesellschaft und ihre
Mitglieder, die israelische psychiatrische Vereinigung den Mechanismus der
Isolierung in israelischen Gefängnissen bekämpfen und verhindern, dass Ärzte da
mit verwickelt werden. Wir empfehlen, dass eine ärztliche Untersuchung eines isolierten
Gefangenen seine oder ihre Befreiung aus der Isolierung empfiehlt, da sie sicher schädlich für den Gefangnen ist.
(dt. Ellen Rohlfs)