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medico
international, Palestinian Medical Relief Society, Physicians for Human Rights
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Zur Situation in und um Gaza
Israel und Hamas bombardieren weiterhin zivile Ziele.
Die israelischen Bombardements auf Gaza wurden heute Nacht fortgeführt.
Diese zielten auf Regierungsgebäude und Wohnhäuser. In den Tagen zuvor wurden
auch auf Moscheen und Bildungseinrichtungen gezielt beschossen. So beschossen
israelische Kampfflugzeuge eine Moschee und trafen dabei auch das nebenan
liegende Gebäude. Dabei wurden die fünf Schwestern Jawaher
(4 Jahre alt), Dunia (8), Samar
(12), Ikram (14) und Tahreer
(17) Ba
Auch die Hamas bombardierte weiter: Auf israelischer Seite fielen im
Lauf des Mittwochmorgens 40 weitere Raketen, die eine immer größere Reichweite
haben und zwei Menschen leicht verletzten.
Das Gesundheitssystem im Gazastreifen kollabiert
Die Krankenhäuser in Gaza erhalten lediglich 6-8 Stunden Strom am Tag,
was zu Stromausfällen geführt hat und eine große Gefahr für Schwerverletzte
darstellt.
Die Hauptnotaufnahme in Gaza hat uns informiert, dass es leicht
Verletzte nicht mehr aufnehmen kann und diese an andere Krankenhäuser
verweisen. Momentan haben sie 9 Patienten, darunter 6 Kinder und zwei Frauen,
die Atemgeräte und andere von Strom abhängigen Geräte zum Überleben benötigen.
Die Generatoren der Krankenhäuser wurden aufgrund der israelischen Blockade
lange Zeit nicht mehr repariert und könnten jederzeit ausfallen.
Obwohl Israel mittlerweile mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen
durchlässt, ist das Gesundheitssystem in Gaza kaum fähig, auf eine Notlage
dieser Größenordnung zu reagieren. Das Gesundheitssystem im Gazastreifen
befindet sich nämlich kurz vor dem Zusammenbruch aufgrund der mittlerweile
1½-jährigen israelischen Blockade und der vorhergehenden, langjährigen
Teilsperrung des Gebiets. Medizinische Geräte fehlen oder sind ausgefallen,
weil sie nicht gewartet werden konnten oder weil Ersatzteile fehlen, das
Gesundheitspersonal konnte sich nicht weiterbilden und ist mit komplizierten
Notoperationen überfordert, und nach wie vor fehlen viele Medikamente und
andere medizinischen Hilfsgüter.
Zeitnah auf die Krise reagieren
Mit Beginn der Bombardements gingen die Mitarbeiter des medico-Partners Palestinian
Medical Relief Society (PMRS) in Nothilfemodus:
Sie arbeiten rund um die Uhr in drei Schichten. Die Mitarbeiter – gestärkt
durch das große Freiwilligennetz der PMRS - evakuieren Verletzte in die
Krankenhäuser und leisten erste Hilfe. Sozialarbeiter betreuen die Angehörigen
der vielen Toten und Verletzten, eine Blutspendenaktion läuft gerade an. Dank
eines laufenden elfmonatigen Projekts, das medico
mithilfe des Auswärtigen Amts finanziert, haben die PMRS einen Vorrat an
Notfall-Medikamenten und Medikamenten für chronisch Kranke. Die beiden durch
das Projekt finanzierten mobilen Kliniken samt zwölfköpfigen Teams können neben
ihrer regulären Arbeit auch überall Soforthilfe leisten. Die mobilen Klinken
und die anderen Einrichtungen der PMRS sind momentan überlastet: Da die
Krankenhäuser für die Verwundeten geräumt werden mussten, chronisch Kranke,
Herzpatienten oder Schwangere deshalb abweisen müssen, kommen diese Patienten
in großen Zahlen zu den Einrichtungen der PMRS. Die mobilen Kliniken erleben
innerhalb des Jahres 2008 ihre zweite Krise: Erst im Februar 2008 zerstörte ein
israelisches Flugzeug eine mobile Klinik (mehr zu diesem Projekt unter http://www.medico.de/themen/krieg/nahost/dokumente/medizinische-soforthilfe-fuer-gaza/3057/)
Derweil versuchen die israelischen medico-Partner
Ärzte für Menschenrechte – Israel (PHR-IL) das israelische
Gesundheitsministerium dazu zu bewegen, Schwerverletzte aus Gaza
herauszulassen. Der Staat Israel behandelt die Situation nämlich, als wäre sie
alltäglich. Sie erlauben ausschließlich Patiententransporte nach Erhalt
folgender Unterlagen: 1. eine offizielle Anfrage durch die palästinensische
Autonomiebehörde, die den Gazastreifen nicht einmal kontrolliert und 2. die
finanzielle Unterstützung durch die palästinensische Autonomiebehörde für
Behandlungskosten. Dies stellt verschiedentliche Herausforderungen
dar, da die Autonomiebehörde entschieden hat, keine Anfragen für den
Krankentransport an die israelische Administration zu stellen und auch nicht
gewillt ist, finanzielle Verantwortung für Behandlungskosten zu übernehmen, da
sie Israel direkt für diese Verletzungen verantwortlich machen. In der
Vergangenheit, etwa während der ersten Intifada,
übernahm Israel die finanzielle Verantwortung für durch israelische Angriffe
verwundete palästinensische Zivilisten - dies in Folge von israelischen Gerichtsurteilen.
Forderungen
Kurzfristige Maßnahmen
Medico International und seine Partner Ärzte für
Menschenrechte – Israel und Palestinian
Medical Relief Society fordern die sofortige
Öffnung des Erez-Übergangs für Verletzte. Israel
sollte sofort die Verantwortung übernehmen für die durch seine Bombardements
verletzten Menschen. Die finanziellen Forderungen sollte Israel zu einem
späteren Zeitpunkt – wenn überhaupt – stellen. Israel herrscht über den
Gazastreifen nach wie vor und ist nach internationalem Recht als
Besatzungsmacht verantwortlich für Leben und Wohl der Gazaer Bevölkerung.
Weiter soll die Blockade sofort aufgehoben werden, um eine angemessene
Versorgung der Gazaer Bevölkerung zu ermöglichen. Einseitige Schuldzuweisungen,
wie sie von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgesprochen wurden, tragen
sicherlich nicht zu einer friedlichen Lösung bei. Vielmehr muss ein
Waffenstillstand mit allen Parteien verhandelt werden und darauf hingewirkt
werden, dass die unverhältnismäßigen israelischen Bombardements, die ganze
Familien auslöschen, sofort zu beenden sind.
Aussicht
Die aufkommende Krise war für jedermann vorauszusehen: Medico international, seine israelischen und
palästinensischen Partner, sowie andere internationale Hilfs- und
UN-Organisationen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die israelische
Blockade des Gazastreifens die gesamte zivile Infrastruktur zusammenbrechen
lässt. Diese Aufrufe wurden stets ignoriert. Gerade das Nahost-Quartett -
bestehend aus der EU, den USA, der UNO und Russland - muss sich den Vorwurf
gefallen lassen, dass es durch seine Unfähigkeit oder Unwillen, Israel zur
Aufgabe der Blockade zu bewegen, mitverantwortlich ist für die gegenwärtige
Krise (Siehe dazu etwa den Report „The Middle-East-Quartet – A Progress Report" und den medico-Bericht hierzu unter: http://www.medico.de/presse/pressemitteilungen/hilfsorganisationen-warnen-nahost-quartett-scheitert/3058/).
Medico International und seine Partner Ärzte für
Menschenrechte – Israel und Palestinian
Medical Relief Society betonen: Ein Ende der
humanitären Krise kann nur erfolgen, wenn die israelische Blockade von Gaza für
Patienten, für Waren und für Zivilisten aufgehoben wird. Dies darf nicht eine
zeitlich begrenzte Aktion des guten Willens sein, sondern muss dauerhaft
garantiert werden. Alles andere stellt eine menschenrechtswidrige und
gefährliche Kollektivbestrafung von anderthalb Millionen Menschen dar, von
denen die Mehrheit Minderjährige sind.
Tsafrir Cohen
Representative in Palestine & Israel
medico international e.V.
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