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Dr. Ghaleb Natour vom
«Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina»,
und in Deutschland lebender Palästinenser aus Israel, sprach
 im Bischöflichen Gymnasium St. Ursula in Geilenkirchen über
 den israelisch-palästinensischen Konflikt.
 Foto: Markus Bienwald

 

 

 

 

Natour zeigt Wege in den Frieden auf

Von Markus Bienwald | 10.01.2008, 12:04

Geilenkirchen. Falafel, diese nahöstliche Köstlichkeit aus pürierten Bohnen oder Kirchererbsen, Kräutern und Gewürzen durften die rund 100 Gäste des Vortragsabends am Bischöflichen Gymnasium St. Ursula am Geilenkirchener Markt am Mittwoch genießen.

 

Zuvor jedoch präsentierte Dr. Ghaleb Natour, Palästinenser aus Israel und seit 1979 als Physiker in Deutschland tätig, in der Aula der Schule seine Sichtweise auf den israelisch-palästinensischen Konflikt.

Dabei machte er von Beginn an deutlich, dass es ihm und dem von ihm geleiteten «Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina» vor allem darum geht, Wege in den Frieden aufzuzeigen. Aus seiner Beobachter-Position heraus unterstrich er, dass der Dauerzustand der israelischen Besatzung - seiner Ansicht nach das Hauptproblem - nicht so schwer zu lösen sei. Schließlich sei die theoretische Lösung, die Bildung zweier unabhängiger Staaten mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt, ein rein politisches Problem.

«Dies ist aber nur dann erreichbar, wenn sich die Position Israels ändert», unterstrich Natour. Um das genauer auszuführen, stieg der Referent in eine gut 90-minütige Präsentation mit vielen Bildern, geschichtlichen Fakten und Landkarten ein, die das seit Beginn der jüdischen Siedlungen im palästinensischen Raum um 1880 schwelende Problem verdeutlichten.

Klar wurde dabei vor allem, dass sich zum einen die israelische Position immer weiter festigt, sowohl in den Köpfen wie auch im realen Leben - erkennbar zum Beispiel am Bau der Mauer. Klar machte Natour aber auch, dass der Blick der Weltöffentlichkeit oft durch einseitige Berichterstattungen verstellt sei. Als Beispiel führte er an, dass Selbstmordanschläge, die er rigoros verurteilt, immer groß in den Medien erscheinen würden.

Andererseits prangerte er aber ebenso an, dass die von Israel unter dem Deckmantel des Krieges geführten Luft- und Bodenangriffe ein Vielfaches an Opfern und Leid unter der palästinensischen Bevölkerung hervorbrächten. So gebe es derart viele Einschränkungen für Palästinenser in diesem Land, beispielsweise durch lange Ausgangssperren, die mehr als 570 Sperrposten im gesamten Land oder auch Hauszerstörungen und Verhaftungen, dass Israel künftig ein Apartheidsregime sein könnte, in dem die Juden privilegiert und die Palästinenser unterdrückt würden.

In diesem Zusammenhang wies Natour ausdrücklich darauf hin, dass dies kein antisemitischer Standpunkt sei, sondern lediglich eine Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung. «Denn viele Juden kritisieren Israels Vorgehen, ohne antisemitisch zu sein», hob Natour hervor. Letztlich setzt er sich mit seiner Organisation für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern und gegen Leid und Verderben ein und erntete viel Applaus für seinen Vortrag.